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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0052
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Zunft-Khronik.

erlitt. Der von Anton von Werner für die Sieges-
säule gemalte farbige Carton ist seit Kurzem vollendet.
Der Künstler war seit dem Anfänge nes Neubaues mit

der Uebermalung beschäftigt. Ein Theil der Komposition
wird in nächster Zeit im Holzschnitt erscheinen. Die Ver-
vielfältigung durch die Photographie findet in den großen
Dimensionen des Werkes ein erklärliches Hinderniß.

— In letzter Zeit hat die Ausstellung des Vereins
Berliner Künstler eine Reihe verschiedener Arbeiten von v. Werner
gebracht, z. B. ein großes Staffeleibild „Moltke vor Paris", die
Originalzeichnung der Illustration zu Scheffel's Trompeter von
Säckingen, sowie die Modellzeichnungen zum Mosaikfries des Prings-
heim'schen Hauses und die Skizze zu der dekorativen Malerei im
Landau'schen Hause.

*** — Der Bildhauer Calandrelli, dem bekanntlich von
den acht großen für die Königsbrücke bestimmten plastischen Gruppen
zwei in Auftrag gegeben worden sind, hat die eine, „Die Elbe", und
zwar als Vertreterin von Handel und Industrie dargestellt, im Thon-
modell vollendet. Sie soll schon in den nächsten Tagen geformt
werden. Die Gruppe baut sich, wie jede der acht, in drei Figuren
auf. Die Hauptfigur in der Mitte ist als ein sitzendes, schilfbe-
kränztes Weib dargestellt, welches sich der traditionellen Auffassung
gemäß auf eine Wasser ausschüttende Urne lehnt.

*** — Zu einem „Hans Sachs-Denkmal" werden wie in
Süddeutschland so auch hierorts Sammlungen veranstaltet. An-
geregt wurde die Idee auf dem deutschen Handwerkertage in Dres-
den von den Vertretern für Nürnberg, Fürth, Erlangen und Augs-
burg; eine Sammlung ergab sofort eine Summe von 61 Thalern.
Am 20. Juni 1876 soll das Denkmal enthüllt werden, denn es
ist der Tag, an welchem Hans Sachs vor 300 Jahren gestorben
ist. In dem Aufruf zu Gunsten des Denkmals wird als Motiv
angegeben, „daß durch Hans Sachs schon vor 300 Jahren die Ver-
bindung von Handwerk und Poesie, Kunst und Wissenschaft würdig
repräsentirt worden sei."

Breslau. Außer den großen Zugbildern, Mackart's „Katha-
rina Cornaro" und Kleinmt's „Babylon", sind bei Lichtenberg eine
Anzahl von Aquarellen ausgestellt, aus denen wir hervorheben die
Arbeiten von Hermann und Marie.ten Kate, Scheuren,
Jnduno, Verschnür, Vertin, Ciceri, Koeckoeck und einige
Sepiabilder von Keijzer.

*** Königsberg. Der Historienmaler Hermann Lösch in
ist am 23. Januar Hierselbst gestorben.

Frankfurt a. M Gegen den Ankauf des lüneburger
Silberschatzes von Seiten Preußens hat das „Freie Deutsche Hoch-
stift" eine Petition an das Abgeordnetenhaus gerichtet. Das Stift
geht von dem Gedanken aus, daß Alterthümer nicht dazu seien, an
einem Platze in Museen aufgespeichert zu werden, sondern daß sie
mit ihrem Orte geschichtlich eng verwachsen seien. Es stellt daher
die Bitte: „Hohes Abgeordnetenhaus wolle hochgeneigtest den An-
kauf des lüneburger Silberschatzes nicht gewähren, sondern durch
dessen Versagung dem Grundsätze Bestätigung verleihen, daß Kunst-
schätze, welche sich in öffentlichem Eigenthum befinden, nicht ohne
zwingende Noch als Waaren zur Geldbeschaffung zu betrachten seien."

Köln. Das Domkapitel hat neulich bezüglich der Kon-
kurrenzentwürfe für die innere Ausstattung des Domes, die fast ein
volles Jahr im erzbischöflichen Palais im Verborgenen gehangen

haben, eine Entscheidung getroffen. Auf Grund der von vier nam-
haften Kennern der gothischen Kunst eingeholten Separatgutachten,
hat es entschieden, daß es keinen der eiugereichten Entwürfe, die
sämmtlich i» ihrem einzelnen Koukurrenzobjekte mehr oder weniger
vorzüglich und krönenswerth seien, einen Preis zuerkennen könne.
Darum hat es die Gesammtsumme der Preise an die vier Konkur-
renten gleichmäßig zu vertheilen beschlossen. Die Entwürfe selbst,
Kunstwerke hervorragender Art, befinden sich in der Dom-Bi-
bliothek.

*** Genua. Die Herzogin von Galliera, geborene Mar-
chesa Brignole-Sale, hat durch einen gerichtlichen Akt den Palast,
die Gemäldesammlung und Bibliothek Brignole der Stadt über-
geben, außerdem noch eine jährliche 'Rente von 50,000 Lire zur
Verwendung auf Werke der bildenden Kunst und Literatur zur
Verschönerung und Bereicherung der Stadt vermacht.

Paris. Das Journal officiel theilt einen Vortrag des
Kunstintendanten Herrn von Chenueviöres an seinen Minister mit,
welcher auf die Wiederherstellung einer nationalen Akademie der
srz. Künstler abzielt, wie solche unter der alten Herrschaft bestand,
selbst von der Revolution geschont und erst von deni starren Cen-
tralismus Napoleon I. unterdrückt wurde. Diese Akadenne soll zu-
nächst aus sämmtlichen Malern, Bildhauern, Baumeistern, Zeich-
nern, Stechern und Lithographen zusammengesetzt sein, welche ent-
weder der Institution angehöreu oder eine Medaille in der pariser
Kunstausstellung errungen haben, oder mit dem Kreuze der Ehren-
legion dekorirt sind. Diese Akademie soll künftig in voller Unab-
hängigkeit vom Staate allein die Kunstausstellungen (Salons) orgaui-
siren. Die Aussteller sollen selbst ihre Jury wählen. Die Sache
ist einstweilen nur ein Plan und bei der diesjährigen Ausstellung
soll noch nach der alten Methode vorgegangen werden.

*** London. Die so lange bereits hinausgeschobene Ent-
hüllung der dem Andenken des verstorbenen Prinzen Albert ge-
widmete Statue hat am 9. v. M. in London endlich stattgefuuden.
Der Prinz von Wales, der Herzog von Cambridge, der Lord
Mayor und die hervorragendsten Würdenträger der londoner City
nahmen an der Feierlichkeit theil. Die Statue ist von einem Herrn,
der nicht öffentlich genannt werden will, der City im Jahre 1869
unter der Bedingung geschenkt worden, daß sie das Piedestal her-
geben soll. Der Prinz ist in Feldmarschallsuuiform dargestellt und
in dem Moment, da er einen Salut erwiedert. Die Statue ist
etwas mehr als lebensgroß und besteht aus Bronze, und das etwa
15' hohe Piedestal besteht aus Granitblöcken von 2—10 Tons Ge-
wicht. Zwei Bas-Reliefs am Piedestal stellen vor: das eine den
ersten öffentlichen Akt des Verstorbenen, nämlich die Grundstein-
legung der Börse im Jahre 1842, das andere die Britannia,
welche die Preise an die erfolgreichen Bewerber auf der inter-
nationalen Ausstellung im Jahre 1851 vertheilt. Außerdem sind-
an dem Piedestal zwei Figuren, die Göttin des Friedens mit Füll-
horn und Palinenzweig, und die Muse der Geschichte, die aus einem
mit den Jahreszahlen 1851 und 1862, den Daten der beiden Welt-
ausstellungen, versehenen Buche vorliest, angebracht.

*** Trojn- Ein Herr Calvert hat Hierselbst eine Menge
Gegenstände entdeckt, welche Aehnlichkeit mit jenen haben, die Dr.
Schliemann fand. Die Reliquien bestehen aus Stangen, Ohrringen,.
Helmen u. s. w. im Gewichte von 100—200 Unzen. Hr. Calvert
hegt keinen Zweifel an der Echtheit der Gegenstände.
 
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