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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0007
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Zeitschrift

für WM llnntaiill md

Kjinstgewerbe.

M.M{W*r to.

1

Unter Mitwirkung von

Kugler in Berlin — PassavlNlt in Frankfurt - Waagen in Berlin -

in Berlin — Förster in München — Eitelberger v.

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Nrdigirt m /. Eggei'ö in Mim.

Wiegmann in Düsseldorf
Edelberg in Wien.

Organ

der Kunstvereine von

Deutschland.

Schnaase

M 1. Donnerstag, den 8. Januar. 1881.

Inhalt: Vorrede. — Künstler und Kunstwerkstätten. II. Menzel. F. Eggers. — Dreiarmige Lampe aus Silber getrieben von Adolf Hanßmann. Im
Besitz Sr. Maj. des Königs. W. Lübke. (ne. Abbd.) — Beitrag zur ägyptischen Alterthnmskunde. H. Weist. ^— Kcituiig. Berlin. München. Wien.
Nürnberg. Düsseldorf. Darmstadt. Amsterdam. — Krmstvcrcine. Uebersicht der Kunstausstellungen im Jahre 1854. — Briefwechsel. — Anzeigen.

Vorrede.

Seitdem wir im Jahre 1851 mit dem zweitel: Jahrgange des
„Deutschen Kunstblattes" vor den Lesern erschienen, haben wir ihnen
beim Jahreswechsel keine besondere Antrittsrede gehalten. Nur im
Titel des Blattes lösten, still und sicher wie ein Naturgesetz, die
Bilder hellleuchtender Kunstgestirne einander ab, ein jedeö den Kreis-
lauf eines andern Jahres heraufführend. Heute aber scheint sowohl
der Beginn des fünften Jahrganges, als auch mancherlei, zum
Theil beim ersten Anblick in die Augen springende Veränderung zu
einer Art Rechenschaftsbericht Veranlassung zu bieten.

Von den Veränderungen fällt wohl zunächst der Wechsel der
lateinischen mit der deutschen Druckschrift auf. Die Setzer nennen
das Antiqua und Fraktur, unb wir thun wohl, ihnen das nachzu-
sprechen, damit nicht die Germanisten kommen und uns sagen, daß
Antiquaschrift doch eigentlich die deutsche sei. Die vielfache Aeuße-
rnng der Künstler und anderer Leser, daß sie Frakturschrift lieber
lesen, wog uns mehr als eine bisher gegoltene Rücksicht, und so
kommen wir statt in der Tunica im deutschen Wammse. Diese
Frakturschrift übt die Gewalt, die das Vaterland übt. Jeder Deut-
sche glaubt mit ihr geboren zu sein; die Antiqua hat etwas E.rclu-
swes und mancher gebildete und belesene Mann behauptet einen
Anlauf nehmen zu müssen, um die in ihr mitgetheilten Gedanken
zu empfangen. Genug-davon.

An der Spitze steht diesmal das schwärmerische ehrliche Ange-
sicht von Asmus Jacob Carstens. Wir brauchen unfern Lesern
die Verdienste dieses Mannes nicht in's Gedächtniß zu rufen. Er
ist der Morgenstern des neuen Kunstlebens, dessen wir uns rühmen;
er ist das Piedestal dieses Ruhmes und war dazu ein recht deut-
sches Künstlergemüth. Thorvaldsen bekannte ihn stets mit Freude
als seinen Lehrer, und jeder Künstler mag getrost „in seinem Zei-
chen" auf den Sieg rechnen.

Aufmerksame Leser werden uns, auf die durchlaufenen Jahr-
gänge. zurückblickend, das Zeugniß einer allmähligen Fortentwicke-
lung in Bezug auf innere Einrichtung nicht versagen.

Auf manche Erinnerungen, die man uns hat zugehen lassen,
und denen wir stets ein dankbar geneigtes Ohr leihen, mögen uns

V. Jahrgang.

folgende allgemeine Bemerkungen erlaubt sein, aus denen sich leicht
auf den besondern Fall abstrahiren läßt:

Einseitig sein, ist zur Erreichung bestimmter Zwecke oft nützlich
und nothwendig, aber man darf darüber das Bewußtsein des Zu-
sammenhangs mit dem Allgemeinen nicht verlieren. Wir haben kei-
nen Bauplan auf dem Papier gemacht, zu dem nachher die Steine
und die Mittel fehlen, wir sind nur unablässig :md Schritt vor
Schritt beflissen gewesen, den Plan, den die Zeit vorschreibt und
reifen läßt, nach besten Kräften zu verwirklichen. Wer das Wollen
zu umständlich pflegt, wird darüber die That versäumen. „Nur an-
fangen!" ist ein goldener Wahlspruch. Nur immer werden lassen,
nicht machen wollen, und zwar von innen heraus, nicht von außen
herein! In der Befolgung dieser Grundsätze hoffen wir, immer zu
zeigen, daß wir der Sache wegen und diese nicht unsertwegen, da
zu sein glauben, daß sie die Entwickelung macht, nicht wir.

So sind die zweierlei Erweiterungen, das Hereinnehmen des
Kunstgewerbes und der Dichtkunst, die wir nun eintreten lassen
wollen, keine künstlich erzeugten Experimente. Wir meinen auch
nicht diesen wichtigen Gebieten sofort in aller Umständlichkeit und
Vollständigkeit ihr Recht werden lassen zu können. Das kann und
wird erst desto mehr geschehen, je mehr unsere Bestrebungen stich-
haltig sind und je mehr wir darin vom Publikum unterstützt wer-
den. Aber wir wollten auch hierin thun, was die Gegenwart heischt.

Die angezogenen Gebiete sind Grenzerweiterungen nach zwei
Richtungen hin. Blicken wir in unsere Jndustrkepaläste, so zeigen
sie, selber Erzeugnisse einer Bauart, die gewiß eine Zukunft hat, in
ihren weiten Räumen ein mannigfaltiges Bestreben, das Geräth
des täglichen Lebens künstlerisch zu adeln, ja die Schaustellung selbst
giebt als solche schon Ursache und Gelegenheit, auf eine für das
fein gebildete Auge wohlgefällige Weise aufzutreten, gleichsam als
ob der bildnerische Trieb das Hauskleid des Geräthes um des Gala-
tags willen mit einem Festkleide vertausche. Auf diese Weise, und
vermöge dieses Triebes, ist die Skulptur schon völlig courfähig ge-
worden bei den Festen der Kristallpaläste. Das Ornament hat wie
ein begehrliches Schlinggewächs die Figur nachgezogen. Ja, der
kommerzielle Sinn der Amerikaner hat selbst der Malerei eine Stelle
in dem Jndustriepalaste eingeräumt.

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