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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 8.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.1201#0010
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Giebst Du sie selbst, sie mögen für sich zeugen.

Dort reitet Friedrich mit dem Adlerblick: —

Will künftig Einer von t§n wissen, Einer,

Deß Urahn unser Enkel ist, der trete
An diesen Statuenberg: er ist es selbst
Mit seinen Kriegs- und Friedenspaladinen.

Will Einer die Geschichte unsrer Väter
Von ihren Zeit- und Kriegsgenossen hören,

Der trete hin, wo Scharnhorst Schlachten denkt,

Die Heldensonne Bülow-Bennewitz strahlt
Und wo der Katzbachstürmer vorwärts treibt,

Dem Gneismau die Donnerwege vorschrieb,

Und wo der edle Jork den Auferstehungs-
Gedanken Preußens faßt und es erinnert,

Daß es der Erbe Friedrichs ist, — wo auf
Dem Hügel vor den Pforten, welche hoch
Die Friedensgöttin überragt, das Denkmal
Die Freiheitshelden nennt und ihre Siege.

So werden Tausende die ehrne Schrift
Ins Herz sich lesen, unsres Volks Geschichte.

Wie Du es schriebst, also ist es geschehn,

Wer Preußen groß und wer es frei gemacht,

Du bist der Tacitus, der es in Erz

Und Marmor laut und kurz und bündig zeigt.

Das ist das Buch der Könige und Helden,

Du schriebst ein andres noch, worin die Thaten
Des Geistes ausgezeichnet stehn. Es danken
Der Polenkönig und sein tapfrer Sohn
Ihr Kleid von Erz den: Geist der reinen Lehre,

Die sie im Heidenvolk entzündeten.

Sein Kleid von Erz gabst Dü dem Gottesmann,

Der unsers Glaubens milde Segnungen
In Hütten trug und in das Herz der Waisen.

Dann der Genossin aller Gotteslehre,

Der edlen Kunst, die sich in Meister Dürer
Dell treusten Sohn erzog, ihr setztest Du

In seinem Bildniß in der alten Heirnach — .

Der Hohenzollern ein vielstattlich Denkmal.

Daß Du den Zeus der deutschen Poesie
9m Herzen trugst und ihn, mit dem er gern
Als Zweigestirn erscheint, —- den feurigen Mars auch,
Der beiden kühn voranschritt, unfern Lessing,

Und jenen, der die Nacht von Golgatha
Und den Erlöser sang, den Meister Graun —

Du zeigtest es. — Und von den Regionen

Des Glaubens und der Kunst tratst Du zur Weisheit,

Gabst uns des Denkers Bild von Königsberg,

Der die Vernunft geprüft hat durch Vernunft,

Und ballst uns jetzt beit Mann, der die Vernunft

Hineingepflanzt hat in der Erde Schollen,

Daß ihr Kultur wird zum Naturgesetz.

So hast Du Jedem seinen hohen Geist
Aus Deinem Geiste wiederum geboren,

Die Formen ihrer irdischen Erscheinung
Gebadet in der ewgen Schönheit Bad,

Und ihre Wirklichkeit verklärt zur Wahrheit.

Denn selber trankst Du aus denl Musenquell
Und weißt den himlischen Gedanken allen
So himmlisch reine Körper zu verleihn,

Daß sie darin sich selig fühlen müsseil,

Und die Natur vor dieser schönen Wahrheit
Entzückt gesteht: „Ich wollt' es, Du vollbringst es!"
Denil über all' den herrlichen Gestalten
Und jener Schaar von Häuptern, die, dem Stein
Von Deiner Hand entrissen, um Dich wogen,

Wie Meereswellen, schweben die Victorien;

Und all glückselger Quelle, nnbelauscht,

Voll Liebreiz ruht die schüchterne Najade;

Doch ruhelos steht ihre traurige Schwester,

Die Dauaus zulll Gatteumorde trieb,

So unglückselig wie der feuchte Spiegel,

Der, ewig durch das lecke Faß gestört,

Nicht fassen kann so hoher Schönheit Fülle;

An heiliger Stätte aber steht der Knabe,

Der bittend seine Opferschaale hebt
Und jedes Nein aus Menschenseelen stiehlt.

Doch in das Gotteshaus des Friedens stellst Du

Den Mann, mit dem der Herr geredet hat

Aus Flammen und aus Wolken, den Propheten,

Dasitzend, ein verkörpertes Gebet,

Ein starker Nus zuin Herrn. Wie dieser einst

Dem ansgereckten Arme mit dem Stabe

Antwortete, daß die aegyptische Nacht

Ward mallerdicht und mauersest des Meers

Beweglich Wasser, so erscheint er heute

yc&itf Oeücm, oer Ihn ruft und nach Ihm langer,

Und thut noch- heute seine ewgen Wunder

Und weckt den Zauber iit dem Stab, sobald

Der Glaube und die That den Nuf nach Ihm

Mit starken Armen auf zum Himmel senden.

So lehrst Du, hoher Greis, der uns gezeigt,

Wie man die edlen Häupter krönen soll.

Auch wie man für sie betet, und es sei,

Derweil Du weiter schaffst 31t uuserm Ruhme,

Für Dich heut unsre Bitte zu-dem Höchsten
Dein Werk: Er soll Dir ferner Siege senden,
Jndeß wir bitten mit erhobnen Händen.

F. E.

Das christliche Museum der Aniversität zu Berlin.

Wie alles Gute und Schöne, was die Menschheit besitzt, durch
so zarte wie gewaltige Bande unter sich verknüpft ist, so schlingen
sich deren auch, und unzerreißbare, zwischen den höchsten Gütern,
die sie empfangend und gebend zu verwalten hat, zwischen der Re-
ligion und der Kunst. Ja wir stehen nicht an, Zusagen: diese Ver-
wandtschaft ist ganz so innig, ganz so ewig, als die zwischen dem
Guten und Schönen überhaupt.

' Es wäre darum in unfern Augen kein edler Ruhm, wenn das
Christenthum, wie Einige, oder die evangelische Kirche, wie Andere
unter Bekennern und Gegnern behauptet haben, in der That der
wahren Kunst feindlich genannt werden dürfte, wenn also, mit an-
dern Worten, eine der edelsten Fähigkeiten' des menschlichen Geistes

von ihnen nicht geregelt und gepflegt, sondern verworfen und para-
lhsirt würde. Man wäre versucht, ja berechtigt zu zweifeln, ob eine
solche Anschauung der Gottheit und des von ihr Geschaffenen die
allgemeine und ewig-gültige sein könne. Aber zum Glück ist der"
bilderstürmende Fanatismus nicht die Religion, sind einzelne wohl-
meinende Eiferer nicht die Kirche, und was die historischen That-
sachen anbelangt, so hat man, scheint es, die Verhältnisse, welche das
Christenthum, welche die Reformation bei ihrem Eintritt in die
Welt vorfanden, allzu oft mit den von Beiden eingeführten Wir-
kungen verwechselt.

So eng sind freilich jene unzerreißbaren Bande zwischen Reli-
gion und Kunst nicht gezogen, daß im allgemeinen Wechsel der
menschlichen Dinge nicht auch zeitweise Entfernungen zwischen ihnen
stattfinden sollten. Bald die Eine; bald die Andre wird abweichende
 
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