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bemerkten, diesmal vorzugsweise vermissen, ist eben die Naivetät des eigent-
lichen Sujets, die Kunst (denn es ist eine), das Arrangement als Natur,
als Zufall erscheinen zu lassen. Die Photographie kann sich gar nicht
eng genug an die Wirklichkeit anschließen; je mehr sie es thnt, desto näher
wird sie auch der bildenden Kunst sein. Also lieber keine „Costümfiguren,"
die auch in der Genremalerei eine frostige und verbrauchte Sache sind,
keine Mönche, die niemals einen Rosenkranz gebetet, keine mittelalterliche
Requisiten ans dem 19. Jahrhundert. Wir halten, wie früher ausge-
sprochen, den Grundgedanken des vorliegenden Unternehmens für einen
überaus glücklichen, deshalb sind wir so strenge gegen die Abweichungen
davon, oder gegen das, was wir vom künstlerischen Standpunkt dafür
halten müssen.
Heilung.
rE perliit. 20. Jan. Beim gestrigen Krönungß- und Ordensfeste sind
u. a. folgende Orden verliehen worden: der rothe Adlerorden zweiter Klasse mit
Eichenlaub an den Geh. Ober-Baurath Pr. Hagen zu Berlin; der rothe Adler-
ordeu dritter Klasse mit der Schleife an den Vicedirector der Akademie der
Künste, Prof. Herbig; der rothe Adlerorden vierter Klasse an den Prof. Bier-
mann, Lehrer an der hiesigen Ban-Akademie, Prof. Daege, Mitglied des aka-
demischen Senats, Prof. Deger zu Düsseldorf, Prof. Henning, Historienmaler
allhier, Geh. Regierungsrath und Conservator der Knnstdenkmäler, Baurath
F. v. Quast-Radensleben, den Hofsticker und akademischen Künstler Röhrich
Hierselbst, die Architekten Schmidt in Trier und Taylor in Buenes-Ayros, den
Lehrer an der hiesigen Ban-Akademie, Prof. Wiebe, und den Lieutenant a. D.
und Hofsteindrucker Winkelmann dahier.
— Am 21. Jan. Morgens 8 Uhr verschied nach einem dreiwöchentlichen
schmerzhaften Krankenlager in Folge einer Gesichtsrose einer unserer berühmtesten
künstlerischen Mitbürger, der Hofmaler und Professor Franz Krüger. Er
wurde im I. 1797 geboren. Wir werden die ausführlicheren Lebensnmstände
später mittheilen.
Es hat uns eine 14tägige Anwesenheit Rietsche l's erfreut. Der Meister hat
sich ii. a. damit beschäftigt, eine Büste Rauchs zu modelliren.
l’W. PüßHitOlf, Jan. Kürzlich sah man auf der permanenten Ausstel-
lung einmal wieder eine jener Landschaften unseres Lessing, vor deren einfacher
Größe die Produkte der bloß mit Poesie kokettirenden Virtuosität, welche — für
sich allein gesehen — der lautesten Bewunderung gewiß sein dürften, in ihrer
ganzen Gehaltlosigkeit erscheinen. Lessing führt uns in dieser „Abendlandschaft"
in die Nähe des Harzes, seiner Lieblingsgegend, und zeigt uns die aus nebel-
feuchtem Moorgrnnde in wunderlichen Formen steil aufsteigeuden Felsenmassen
bei Halberstadt, welche die Klus genannt werden. Die letzten Strahlen der un-
tergehenden Sonne färben die Kuppen der vielfach ausgehöhlten Felsen nock-
wärmer, als das Gestein schon von Natur ist. Ueber der unteren Region lagert
sich bereits jener dichte Nebel, der wie ein Teppich den Boden deckt. Nur wenig
Baum- und Strauchwerk ragt rechts aus dem tieferen Grunde hervor und giebt
uns den Maßstab für die Größe der Bergformen. In der überaus gelungenen
Luft, welche von einer trefflich geformten Wolkenmaffe in, großartigem Zuge
schräg durchschnitten wird, glänzt still die Mondsichel. Das Ganze ist ein Stück
altsächsischen Naturcharakters, über welchem ossianischer Geist schwebt. Auch die
Leiden mit Spießen bewaffneten Männer, die dem Borgrnnde zur Staffage die-
nen, gehören dieser Urzeit an.
— S— Jföuilidjflt. Der insbesondere durch seine charakteristischen
Bilder aus Spanien rühmlich bekannte Landschaftsmaler Bamberg er beschäftigt
sich seit seiner Rückkehr aus Frankreich und England hauptsächlich mit Seebildern
der französischen und englischen Küste, die sich durch außerordentlich zarte Farben-
töne auszeichnen und ihn als seinen Darsteller landschaftlicher Eigenthümlichkeiten
auf's Neue bewähren werden. Außerdem hat er ein Bild, Gibraltar im Abend- ;
sonnenglühen, in Arbeit, in welchem diese Naturerscheinung höchst naturgetreu
und ganz der kürzlich im D. Kunstblatte über diesen Punkt von mir gemachten
Bemerkungen entsprechend dargestellt ist.
Pltriö, 10. Jan. In der Münze ist eine Medaille, welche nach dem
Gemälde von Ingres im Stadthause die Apotheose Napoleons I. darstellt, ge-
prägt und dem Kaiser zugestellt worden. (H. B.)
Die Akademie der schönen Künste hat an Delaroche's Stelle Eng. De-
lacroix gewählt. Seine Mitbewerber waren Hesse, Heinr. Lehmann und
Lariviöre.
Horace Bern et hat ein neues Gemälde „Daniel in der Löwengrnbe"
vollendet, welches sehr gerühmt wird. Namentlich soll die Ausführung der den
Propheten umgebenden wilden Thiere äußerst gelungen sein.
— Das Albuin, welches der Stadtrath von den bedeutendsten Künstlern zur
Feier des Aufenthalts der Königin Victoria in Paris aufertigen ließ, und wel-
ches die bedeutendsten Scenen ans dieser Reise darstellt, ist jetzt vollendet und
bereits nach England abgeschickt.
Knustverniir.
Die Wirksamkeit des Knnstvereins für die Rheinlande und
Westfalen auf dem Gebiete der historischen nnd monnmentalen
Kunst.
Bekanntlich ist der rheinisch - westfälische Kunstverein zu Düsseldorf der ein-
zige Kunstverein, der gleich bei seiner Gründung die Bestimmung in sein Statut
ausnahm, daß auch die Beschaffung von Kunstwerken zu öffentlichen Zwecken in
den Kreis seiner Wirksamkeit gehöre. Es stellte sich demgemäß während seines
sechsnndzwanzigjährigen Bestehens die Verwendung von einem Fünftel seiner
Jahres - Einnahmen auf solche öffentliche Werke als Praxis fest, nnd die „Ver-
handlungen" weisen in einem alljährlich fortgesetzten Verzeichnisse sämmtliche Ar-
beiten nach, die in dieser Art zum bei weitem größten Theile ans Kosten des
sogenannten öffentlichen Fonds des KnnstvereinS, zu welchen die zunächst bethei-
ligten Corporationen in der Regel ein Drittel beigetragen haben, ansgeführt
worden sind. Ans diesem Verzeichnisse geht hervor, daß der Verein bis jetzt
nicht weniger als 26 Altarbilder in katholische und evangelische Kirchen gestiftet
hat, darunter einige umfangreiche Frescomalereien. Ferner hat derselbe 19 meist
größere Fresco- und Oelgemälde in Museen und anderen öffentlichen Gebäuden
ansführen lassen, unter denen der 198 Fuß lange nnd 4 Fuß hohe ul frcsco
gemalte Fries im Elberfelder Rathhanssaale, darstellend die Cultnrgeschichte des
bergifchen Landes von der deutschen Urzeit an bis zu unseren Tagen herab, und
ganz besonders der Cyclus von großen Frescogemälden aus der Geschichte Karls
des Großen im Kaisersaale des Rathhanses zu Aachen, nach Compositionen von
Alfr. Rethel, zum Theil von ihm selbst, zum Theil von Jos. Kehren ansge-
führt, eine vorzügliche Stelle einnehmen. Zu diesem letzteren, 9 große Fresken
mit mehr als lebensgroßen Figuren umfassenden Werke allein trägt der Kunst-
verein mehr als 18,000 Thlr. bei. Bloß an monumentalen Kunstwerken hat
derselbe bereits für mehr als 80,000 Thlr. ins Leben gerufen, wovon 7400 Thlr.
auf den Elberfelder FrieS^ und 5300 Thlr. auf das Overbeck'sche Altarbild für
den Kölner Dom kommen.' Durch den genannten Knnstverein ist während seines
Bestehens (die Vereinsstiche und die mehr als Tausend verloosten Kunstwerke
eingerechnet) überhaupt die Summe von ungefähr 380,000 Thlr. zu Kunst-
zwecken verausgabt worden.
Der Einfluß, den die Bestrebung des Düsseldorfer Knnstvereins in dieser
Weise auf die Entwickelung einer ernsten monumentalen Kunst geübt Haben,
wurde bei dem Umstande, daß von Seiten des Staates nnd der Commnnen in
dieser Richtung Anfangs fast Nichts nnd später nur sehr Vereinzeltes gefördert
wurde, bald mit gerechter Würdigung anerkannt. Selbst mehrere der allmählig
entstandenen jüngeren Knnstvereine fühlten es, daß eine ausschließliche Begünsti-
gung der zu ihren Verloosungen geeigneten Bilder die große historische Kunst,
die nirgends im Volke eine Stütze-hat, gänzlich ertödten müsse, nnd suchten —
was oft sehr schwer hielt — einen Paragraphen in ihre Statuten zu bringen, der
dann und wann auch die Erwerbung eines Bildes gestattete, das nicht zur Ver-
loosnng, sondern zum bleibenden Eigenthnme irgend einer öffentlichen Samm-
lung bestimmt sein sollte. So trefflich diese Neuerung auch war, so fehlte doch
viel daran, daß sie den Nachtheil vollständig anfwog, den die wesentlich auf Bil-
der-Lotterien abzweckenden und also zumeist dem Tagesgeschmacke huldigenden
Kunstvereine für die historische Kunst haben. Aber nachdem einmal der erste
Schritt zum Besseren gethan war, folgte der zweite bald nach, — wir meinen
die Gründung der „Verbindung deutscher Kunstvereine für historische
Kunst", welcher auf das, was eigentlich Noth that, direct losging und nicht
allein bei den meisten deutschen Kunstvereinen, sondern auch'bei Fürsten nnd
Privaten den lebhaftesten Anklang fand. Wenn diese „Verbindung" bis jetzt
gegen 50 Mitglieder zählt nnd jährlich eine Summe von 5000 Thlr. auf die
Förderung der Historienmalerei verwendet, so wird sie Lei der einsichtigen Lei-
tung, deren sie sich erfreut, ohne Zweifel sich ein unschätzbares Verdienst um
unsere Kunst erwerben.
Es liegt nun aus mehreren Gründen die Aufforderung nahe, zwischen der
„Verbindung deutscher Knnstvereine für historische Kunst" nnd derjenigen, welche
der „Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen" in der ähnlichen Richtung
sich angelegen sein läßt, eine vergleichende Parallele zu ziehen.
Die „Verbindung" ist bereits in der Lage, alljährlich ungefähr das doppelte
derjenigen Summe ans Werke der Geschichtsmalerei zu verwenden, welche dem
bemerkten, diesmal vorzugsweise vermissen, ist eben die Naivetät des eigent-
lichen Sujets, die Kunst (denn es ist eine), das Arrangement als Natur,
als Zufall erscheinen zu lassen. Die Photographie kann sich gar nicht
eng genug an die Wirklichkeit anschließen; je mehr sie es thnt, desto näher
wird sie auch der bildenden Kunst sein. Also lieber keine „Costümfiguren,"
die auch in der Genremalerei eine frostige und verbrauchte Sache sind,
keine Mönche, die niemals einen Rosenkranz gebetet, keine mittelalterliche
Requisiten ans dem 19. Jahrhundert. Wir halten, wie früher ausge-
sprochen, den Grundgedanken des vorliegenden Unternehmens für einen
überaus glücklichen, deshalb sind wir so strenge gegen die Abweichungen
davon, oder gegen das, was wir vom künstlerischen Standpunkt dafür
halten müssen.
Heilung.
rE perliit. 20. Jan. Beim gestrigen Krönungß- und Ordensfeste sind
u. a. folgende Orden verliehen worden: der rothe Adlerorden zweiter Klasse mit
Eichenlaub an den Geh. Ober-Baurath Pr. Hagen zu Berlin; der rothe Adler-
ordeu dritter Klasse mit der Schleife an den Vicedirector der Akademie der
Künste, Prof. Herbig; der rothe Adlerorden vierter Klasse an den Prof. Bier-
mann, Lehrer an der hiesigen Ban-Akademie, Prof. Daege, Mitglied des aka-
demischen Senats, Prof. Deger zu Düsseldorf, Prof. Henning, Historienmaler
allhier, Geh. Regierungsrath und Conservator der Knnstdenkmäler, Baurath
F. v. Quast-Radensleben, den Hofsticker und akademischen Künstler Röhrich
Hierselbst, die Architekten Schmidt in Trier und Taylor in Buenes-Ayros, den
Lehrer an der hiesigen Ban-Akademie, Prof. Wiebe, und den Lieutenant a. D.
und Hofsteindrucker Winkelmann dahier.
— Am 21. Jan. Morgens 8 Uhr verschied nach einem dreiwöchentlichen
schmerzhaften Krankenlager in Folge einer Gesichtsrose einer unserer berühmtesten
künstlerischen Mitbürger, der Hofmaler und Professor Franz Krüger. Er
wurde im I. 1797 geboren. Wir werden die ausführlicheren Lebensnmstände
später mittheilen.
Es hat uns eine 14tägige Anwesenheit Rietsche l's erfreut. Der Meister hat
sich ii. a. damit beschäftigt, eine Büste Rauchs zu modelliren.
l’W. PüßHitOlf, Jan. Kürzlich sah man auf der permanenten Ausstel-
lung einmal wieder eine jener Landschaften unseres Lessing, vor deren einfacher
Größe die Produkte der bloß mit Poesie kokettirenden Virtuosität, welche — für
sich allein gesehen — der lautesten Bewunderung gewiß sein dürften, in ihrer
ganzen Gehaltlosigkeit erscheinen. Lessing führt uns in dieser „Abendlandschaft"
in die Nähe des Harzes, seiner Lieblingsgegend, und zeigt uns die aus nebel-
feuchtem Moorgrnnde in wunderlichen Formen steil aufsteigeuden Felsenmassen
bei Halberstadt, welche die Klus genannt werden. Die letzten Strahlen der un-
tergehenden Sonne färben die Kuppen der vielfach ausgehöhlten Felsen nock-
wärmer, als das Gestein schon von Natur ist. Ueber der unteren Region lagert
sich bereits jener dichte Nebel, der wie ein Teppich den Boden deckt. Nur wenig
Baum- und Strauchwerk ragt rechts aus dem tieferen Grunde hervor und giebt
uns den Maßstab für die Größe der Bergformen. In der überaus gelungenen
Luft, welche von einer trefflich geformten Wolkenmaffe in, großartigem Zuge
schräg durchschnitten wird, glänzt still die Mondsichel. Das Ganze ist ein Stück
altsächsischen Naturcharakters, über welchem ossianischer Geist schwebt. Auch die
Leiden mit Spießen bewaffneten Männer, die dem Borgrnnde zur Staffage die-
nen, gehören dieser Urzeit an.
— S— Jföuilidjflt. Der insbesondere durch seine charakteristischen
Bilder aus Spanien rühmlich bekannte Landschaftsmaler Bamberg er beschäftigt
sich seit seiner Rückkehr aus Frankreich und England hauptsächlich mit Seebildern
der französischen und englischen Küste, die sich durch außerordentlich zarte Farben-
töne auszeichnen und ihn als seinen Darsteller landschaftlicher Eigenthümlichkeiten
auf's Neue bewähren werden. Außerdem hat er ein Bild, Gibraltar im Abend- ;
sonnenglühen, in Arbeit, in welchem diese Naturerscheinung höchst naturgetreu
und ganz der kürzlich im D. Kunstblatte über diesen Punkt von mir gemachten
Bemerkungen entsprechend dargestellt ist.
Pltriö, 10. Jan. In der Münze ist eine Medaille, welche nach dem
Gemälde von Ingres im Stadthause die Apotheose Napoleons I. darstellt, ge-
prägt und dem Kaiser zugestellt worden. (H. B.)
Die Akademie der schönen Künste hat an Delaroche's Stelle Eng. De-
lacroix gewählt. Seine Mitbewerber waren Hesse, Heinr. Lehmann und
Lariviöre.
Horace Bern et hat ein neues Gemälde „Daniel in der Löwengrnbe"
vollendet, welches sehr gerühmt wird. Namentlich soll die Ausführung der den
Propheten umgebenden wilden Thiere äußerst gelungen sein.
— Das Albuin, welches der Stadtrath von den bedeutendsten Künstlern zur
Feier des Aufenthalts der Königin Victoria in Paris aufertigen ließ, und wel-
ches die bedeutendsten Scenen ans dieser Reise darstellt, ist jetzt vollendet und
bereits nach England abgeschickt.
Knustverniir.
Die Wirksamkeit des Knnstvereins für die Rheinlande und
Westfalen auf dem Gebiete der historischen nnd monnmentalen
Kunst.
Bekanntlich ist der rheinisch - westfälische Kunstverein zu Düsseldorf der ein-
zige Kunstverein, der gleich bei seiner Gründung die Bestimmung in sein Statut
ausnahm, daß auch die Beschaffung von Kunstwerken zu öffentlichen Zwecken in
den Kreis seiner Wirksamkeit gehöre. Es stellte sich demgemäß während seines
sechsnndzwanzigjährigen Bestehens die Verwendung von einem Fünftel seiner
Jahres - Einnahmen auf solche öffentliche Werke als Praxis fest, nnd die „Ver-
handlungen" weisen in einem alljährlich fortgesetzten Verzeichnisse sämmtliche Ar-
beiten nach, die in dieser Art zum bei weitem größten Theile ans Kosten des
sogenannten öffentlichen Fonds des KnnstvereinS, zu welchen die zunächst bethei-
ligten Corporationen in der Regel ein Drittel beigetragen haben, ansgeführt
worden sind. Ans diesem Verzeichnisse geht hervor, daß der Verein bis jetzt
nicht weniger als 26 Altarbilder in katholische und evangelische Kirchen gestiftet
hat, darunter einige umfangreiche Frescomalereien. Ferner hat derselbe 19 meist
größere Fresco- und Oelgemälde in Museen und anderen öffentlichen Gebäuden
ansführen lassen, unter denen der 198 Fuß lange nnd 4 Fuß hohe ul frcsco
gemalte Fries im Elberfelder Rathhanssaale, darstellend die Cultnrgeschichte des
bergifchen Landes von der deutschen Urzeit an bis zu unseren Tagen herab, und
ganz besonders der Cyclus von großen Frescogemälden aus der Geschichte Karls
des Großen im Kaisersaale des Rathhanses zu Aachen, nach Compositionen von
Alfr. Rethel, zum Theil von ihm selbst, zum Theil von Jos. Kehren ansge-
führt, eine vorzügliche Stelle einnehmen. Zu diesem letzteren, 9 große Fresken
mit mehr als lebensgroßen Figuren umfassenden Werke allein trägt der Kunst-
verein mehr als 18,000 Thlr. bei. Bloß an monumentalen Kunstwerken hat
derselbe bereits für mehr als 80,000 Thlr. ins Leben gerufen, wovon 7400 Thlr.
auf den Elberfelder FrieS^ und 5300 Thlr. auf das Overbeck'sche Altarbild für
den Kölner Dom kommen.' Durch den genannten Knnstverein ist während seines
Bestehens (die Vereinsstiche und die mehr als Tausend verloosten Kunstwerke
eingerechnet) überhaupt die Summe von ungefähr 380,000 Thlr. zu Kunst-
zwecken verausgabt worden.
Der Einfluß, den die Bestrebung des Düsseldorfer Knnstvereins in dieser
Weise auf die Entwickelung einer ernsten monumentalen Kunst geübt Haben,
wurde bei dem Umstande, daß von Seiten des Staates nnd der Commnnen in
dieser Richtung Anfangs fast Nichts nnd später nur sehr Vereinzeltes gefördert
wurde, bald mit gerechter Würdigung anerkannt. Selbst mehrere der allmählig
entstandenen jüngeren Knnstvereine fühlten es, daß eine ausschließliche Begünsti-
gung der zu ihren Verloosungen geeigneten Bilder die große historische Kunst,
die nirgends im Volke eine Stütze-hat, gänzlich ertödten müsse, nnd suchten —
was oft sehr schwer hielt — einen Paragraphen in ihre Statuten zu bringen, der
dann und wann auch die Erwerbung eines Bildes gestattete, das nicht zur Ver-
loosnng, sondern zum bleibenden Eigenthnme irgend einer öffentlichen Samm-
lung bestimmt sein sollte. So trefflich diese Neuerung auch war, so fehlte doch
viel daran, daß sie den Nachtheil vollständig anfwog, den die wesentlich auf Bil-
der-Lotterien abzweckenden und also zumeist dem Tagesgeschmacke huldigenden
Kunstvereine für die historische Kunst haben. Aber nachdem einmal der erste
Schritt zum Besseren gethan war, folgte der zweite bald nach, — wir meinen
die Gründung der „Verbindung deutscher Kunstvereine für historische
Kunst", welcher auf das, was eigentlich Noth that, direct losging und nicht
allein bei den meisten deutschen Kunstvereinen, sondern auch'bei Fürsten nnd
Privaten den lebhaftesten Anklang fand. Wenn diese „Verbindung" bis jetzt
gegen 50 Mitglieder zählt nnd jährlich eine Summe von 5000 Thlr. auf die
Förderung der Historienmalerei verwendet, so wird sie Lei der einsichtigen Lei-
tung, deren sie sich erfreut, ohne Zweifel sich ein unschätzbares Verdienst um
unsere Kunst erwerben.
Es liegt nun aus mehreren Gründen die Aufforderung nahe, zwischen der
„Verbindung deutscher Knnstvereine für historische Kunst" nnd derjenigen, welche
der „Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen" in der ähnlichen Richtung
sich angelegen sein läßt, eine vergleichende Parallele zu ziehen.
Die „Verbindung" ist bereits in der Lage, alljährlich ungefähr das doppelte
derjenigen Summe ans Werke der Geschichtsmalerei zu verwenden, welche dem