Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 8.1857

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1201#0093
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
79

Zeitung.

grillt, Febr. Der am 13. Nov. v. I. verstorbene Prof. Buchhorn,
Director der akademischen Kupferstecherschule und Mitglied des Senats der Kö-
nigl. Akademie der Künste Hierselbst, hat durch testamentarische Verfügung vom
17. Juni 1853 der Akademie der Künste ein Legat von 10,000 Thlrn. mit der
Bestimmung vermacht, daß die Zinsen dieses als eiserner Fonds zu betrachtenden
Kapitals zur Unterstützung armer Künstler verwendet und diese Unterstützungen
von dem jedesmaligen Senate der K'öuigl. Akademie der Künste vergeben werden
sollen. Durch Allerhöchste Ordre vom 21. v. M. haben des Königs Majestät
der Akademie zu der Annahme dieses Legats die landesherrliche Ermächtigung zu
ertheilen geruht, und des Herrn Finanz-Ministers Excl. hat die Niederschlagung
des Erbschaftsstempels genehmigt. Ferner hat, dem Vernehmen nach, der am
22. Dezember v. I. verstorbene Freiherr von Speck-Sternburg in Leipzig,
Ehrenmitglied der Königl. Akademie der Künste Hierselbst, derselben durch testa-
mentarische Verfügung ein ausgezeichnetes Gemälde seiner berühmten nnv reichen
Kunstsammlung: „Bathseba sich badend", halbe Figur/ von Julius Schnorr, zur
Aufstellung im Senatssaale der Akademie, und ein anderes hochgeschätztes Ehren-
Mitglied der Akademie, der als Kenner und Förderer der deutschen Kunst ver-
ehrte Graf Spiegel zum Desenberg, Domherr in Halberstadt, eine große mei-
sterhafte Zeichnung Hasenpflugs in Halberstadt, das Innere des Kölner Doms,
nach sorgfältigem Studium der alten Pläne und des erhaltenen KnnstschmnckeS
so darstellend, wie dasselbe nach Vollendung des ursprünglichen Baues etwa ums
Jahr 1400 beschaffen gewesen sein würde, der Königlichen Akademie der Künste
für ihre Gemäldesammlung, die im vorigen Jahre auch von dem Consnl
Wag euer Hierselbst, Ehren - Mitglied der Akademie, durch eine bedeutende
Anzahl sehr werthvoller Gemälde bereichert wurde, unter dem 17. v. M. zum
Geschenk gemacht. Diese akademische Gemäldesammlung ist im obersten Geschoß
des Königl. Akademie-Gebäudes aufgestellt.

— Vor einigen Tagen sind hier höheren Orts die Pläne für das Richartz-
Wallraf-Museum in ihrer endgültigen Feststellung nach Köln abgegangen, so
daß dem Ban kein Hinderniß inehr im Wege steht. Derselbe wird daher im
Frühjahr fortgesetzt werden.

— Die k. französische Gesandtschaft zu Berlin benachrichtigt das Publikum,
daß die für den Juni d. I. zu Paris angekiiudigte Ausstellung dieses Jahr nicht
stattfinden wird.

— Der Bildhauer Wredow ist ans Carrara, wo er sich, zur Ausführung
der noch fehlenden achten Gruppe auf der hiesigen Schloßbrücke, die letzten drei
Monate anfhielt, hieher zurückgekehrt. Die Aufstellung der Gruppe dürfte bis
zum Herbst d. I. erfolgt sein.

— Der Maler Paul Bürde hat jetzt das Portrait der so früh verstorbenen
genialen Künstlerin Uella (Freiiu v. Spielmann) vollendet. Die Dahingeschie-
dene saß ihm hier dazu im vergangenen Frühjahre, wo sie zu Gastrollen au
unserer Hofbühne gewonnen werden sollte. Das Bild ist bereits durch Lithogra-
phie vervielfältigt.

— Dem Architekturmaler Karl Emanuel Conrad zu Düsseldorf ist das
Prädicat eines Professors beigelegt worden.

— 8— JMlUtdjflt. Kunstverein. Mit dem 16. Februar sind die
Ausstellungen des eben abgelaufenen Jahrescyklus geschlossen. Die diesjährige Ver-
losung bietet im Ganzen 126 Gewinnste, nämlich 108 Oelgemälde und 30 Nach-
gewinnste, wofür 25,526 fl. verausgabt wurden. Das Vereinsgeschenk, dessen
Herstellung 5940 fl. gekostet hat, besteht diesmal aus einem Stahlstich von F.
Ernst, welcher die „Beethoven-Symphonie" von M. v. Schwind darstellt.
Der Verein ist in diesem Jahr beträchtlich gewachsen; er zählte am Schlüsse des-
selben 3228 Mitglieder.

Unter, den in den letzten Wochen zur Ausstellung gekommenen Bildern müssen
wir noch solgende hervorhebeu. Einen ganz besonders poetischen Eindruck machte
eine venetianische Mondscheinlandschaft von Bernhard Stange. Die Mond-
scheinlandschaften gehören sonst nicht zn dem, was mich besonders anzieht; der
Wirkung dieser aber wird sich so leicht Meniand entziehen können. Sie basirt
ihre Wirkung nicht, wie es leider gar zu häufig der Fall ist, auf das Verschwim-
men der Formen und Umrisse, auf die Vertilgung des Farbenreizes durch Auf-
lösung der Farben in ein farbloses Jnconnu, sondern im Gegentheil auf eine
Verdichtung und Verkörperung der Massen und auf die Herstellung eines ganz
eigenthümlichen, neuen Colorits,. wie es eben nur der Mondschein im Verein
mit dem Reflex des grünlichen Wassers und dem dnrchschimmeruden sniaragdnen
Pflanzensaft einer üppigen Vegetation zu erzeugen vermag. Rechts im Vorder-
gründe des Bildes befindet sich eine Villa mit Veranda, deren einfach schöne

architektonischen Formen und Verhältnisse um so mehr imponiren, als sie zum
größten Thcil im Schatten liegt und sich mit ihren sie umrankendeu Schling-
pflanzen desto markiger vom helleren Hintergründe abhebt. Vor derselben sieht
man großblättrige, vollsastige Pflanzen, die durch ihre lichtgrünen Reflexe die
Vorstellung erwecken, als hätten sie sich unmittelbar vorher aus den grünen
Flnthen des Meeres und den Strahlen des Mondscheins gesättigt. Links von der
Villa zieht zunächst eine Statue und hinter ihr eine Gruppe von Pappeln die
Aufmerksamkeit auf sich, die sich in einiger Entfernung fast wie ein kolassales
Monument ausnehmen, jedoch in jener Räthselhaftigkeit und Vieldeutigkeit, welche
die gestaltenbildende Phantasie in volle Thätigkeit setzt. Die rechte Seite des
Bildes bietet die Aussicht auf das Meer, im Vordergrund eine Gondel und eine
Hafenmauer, aus der ein Mädchen sitzt, der eben ein Schiffer die Maske an-
nimmt. Auch diese Figuren sind von trefflicher Wirkung; wäre es ein Bild aus
Verona, man würde unwillkührlich an Romeo und Julie denken müssen. Die
Poesie, welche nus-auS dem ganzen Bilde anhaucht, entspricht durchaus dem
Zauber jener Nacht, in welchem der Liebesknoten jener Tragödie geschlungen wird.
— Eine Landschaft von trefflicher Haltung und eigenthümlichen Farbentönen
war ferner die Darstellung einer Sumpfgegend mit Kühen und Baumgruppen
im Vordergründe und Bergen, von Nebeln umflort, im Hintergründe von Ed.
Schleich, und „eine Alpe" im Hochgebirge von K. Haefner, die sich besonders
durch eine, malerische Anordnung kolossaler Felsengrnppeu und durch das ernste,
olivenfarbige Colorit, von dem das Ganze überhaucht war, auszeichnete. Außer-
dem verdienen noch zwei recht anmuthige Landschaften von K. Millner, „ein
Alpsee von Seelisberg im Kanton Uri" und eine „Partie am Gardasee" im Al-
penglühen; ferner mehrere Bilder vom Chiemsee von I. Holtzer; sodann ein
Charakterbild der „Vorberge beim Abzug von der Alm" von Fr. Müller, wel-
ches jedoch nur ans der Ferne gesehen werden darf, ein „Kirchhofsbild" von I.
Schiffmann, eine „Winterlandschaft" mit einem Wurstfest vor einem Bauerhanse
als Staffage von Aut. Doll und eine „Landschaft bei Athen" mit eigenthümlich
braunem Farbenton von Ang. Löffler hervorgehoben zu werden.

Von Genrebildern sind zu erwähnen: von Aut. Seitz, „Polizeimann und
hübsches Landmädchen"; jede Figur für sich recht gut; die Beziehung zwischen
ihnen nicht recht klar; er scheint den Hansirzettel des Mädchens zu prüfen; He-
lisene Girl: ein,„Familienbild", Kinder, die mit einem Schäfchen spielen; Fr.
Schnörer: „Verliebte Schwaben", zwei Bauern vor einem Wurstladen; ein
Mädchen mit einem Korbe auf dem Kopf zupft sie am Rock — nicht ohne ko-
mische Wirkung; Naumann: „das Lieblingsplätzchen", anspruchslos, aber an-
sprechend; Geyer, ein Fraubasen-Kaffee, und Hagn: „die eindringliche Ermah-
nung". — Ernsteren Charakters war „Siegfried's Abschied", von Franz
Walther, und „Eine Mutter, die mit traurigem Blick ihr Kind an sich drückt",
von H. I. Stanley, letzteres in größerem Styl ausgeführt.— Fr. Pecht bot
uns in gut ausgeführtem Portrait sein eigenes Bildniß; Kaspar Zumbusch stellte
ln Gyps die sehr ähnliche Büste von Martins aus, und Ed. Schreiner
theilte zwei gelungene Bilder in Oelfarbendrnck mit, ans der lith. Anstalt von
I. G. Schreiner. — Die ansgestellten Zeichnungen Sch wind's zum Mährcheu
von Aschenbrödel werden wir späterhin einer besonderen Besprechung würdigen.

2J- Aeij'Zlg. Der Historienmaler Lorenz Clasen, der schon seit meh-
reren Jahren hierher übergesiedelt ist, hat eine Werkstatt für Illustrations-Zeich-
nungen eröffnet, in der alle Arten künstlerischer Compositionen zu Arabesken, Ini-
tialen, landschaftlichen und naturwissenschaftlichen Werken, Gedichten, historischen
Werken, Jugendschriften u. s. w., auch Bücherdeckelverzierungen und sonstige orna-
namentale Ausschmückungen, sowohl zu Zwecken des Holzschnittes als des Stahl-
stiches ansgeführt, auch auf den Holzstock übertragen werden sollen.

rrp Neustrelitz, Febr. Unsere Stadtkirche hat seit kurzer Zeit durch
ein Altarbild einen schönen und sehr werthen Schmuck erhalten. — I. Königl.
Hoheit die Frau Großherzogin Marie von Mecklenburg - Strelitz, welche
sich fortwährend und mit unendlicher Ausdauer und Liebe ihrem schönen Talent
hingiebt, hat dieses Bild — eine eigenhändige- Copie des Ganges nach Golgatha,
(Spasimo von Raphael) — in voller Größe ausgeführt, und der Stadt sowie
allen Kunstkennern und Liebhabern damit einen großen Genuß, ja eine wahre
Freude bereitet; e8 ist dies nicht nur ein Geschenk für die Gegenwart, sondern
wird für alle Zeit ein interessantes und rührendes Andenken an die geliebte Lan-
desfürstin sein. Es erscheint uns, die wir mit Stolz und Liebe das schöne Werk
der geliebten Fürstin anschauen, eine angenehine Pflicht, dem Gefühl der Aner-
kennung und Dankbarkeit, gegenüber diesem Werke eines edelsten Kunststrebens
und christlicher Liebe, Worte zu geben.

(K. Z.) Rom, 12. Febr. Unser Overbeck zeigte am vergangenen Sonn-
abend dem h. Vater an, das ihm aufgetragene große Bild sei vollendet. . Noch
am nämlichen Tage erschien der Papst selbst in Overbeck'S Atelier, um es zu
sehen. Es ist ein Tempera-Gemälde auf Goldgrund nach LucaS 4, 29 u. 30.
Der Heiland steht ans einer Höhe, Pharisäer und Saduzäer mit anderen Schuft-
 
Annotationen