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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 8.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.1201#0130
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den beiden Eleonoren" von Hopfgarten. — An plastischen Werken waren
ausgestellt: die Büste des hiesigen Kupferstechers Thäter von Halbig, eine
andere recht charakteristische Portraitbüste von Riedmüller und eine Statuette,
welche Sappho, in irgend einen poetischen Gedanken vertieft oder auch vielleicht
über die letzte That ihres Lebens brütend darstellt, von Konrad Kn oll.

— Kunstverein. Zur Ergänzung der in meinem letzten Bericht gegebenen
statistischen Nochen führe ich noch Folgendes bei. Die Zahl der Mitglieder hat
sich im verwichenen Jahr um 98 vermehrt; unter diesen befinden sich die Kunst-
vereine von Würzburg und Stuttgart, jener mit 25, dieser mit 50 Äntheilen.
Die Zahl der ausgestellten Kunstwerke betrug 1040, während sie im Jahre 1855
1006 betrug. Hierunter befanden sich 621 Oelgemälde, 5 Miniaturen, 50 Agua-
relle, 13 Porzellan-, 4 Glas- und 1 Pastellgemälde; 124 Zeichnungen, 32 archi-
tektonische Entwürfe, 50 Werke der Plastik, 30 Medaillons, 23 Kupferstiche und
Radirüngen, 6 Holzschnitte, 18 Lithographien, 24 Rauchbilder und 33 Photo-
graphien.

In der Einleitung zum diesmaligen Rechenschaftsbericht wird besonders der
geringere Anbau der historischen Malerei beklagt und es als wünschenswerth be-
zeichnet, daß der Kunstverein durch regelmäßigen Ankauf von wenigstens zwei
größeren Arbeiten dieser Gattung diesen Zweig der Malerei. fördern möge.

— In seiner gestrigen Sitzung beschloß, wie dein „N. C." geschrieben wird,
der hiesige Stadtmagistrat auf das vom königl. Handelsministerium abverlangte
Gutachten die wärmste Empfehlung des Gesuches des Zinkgießers G. Winkler
in Berlin, welcher hier eine Zinkgießerei auf Aktien gründen will. Die Con-
cession soll auf 50 Jahre verliehen, das Aktienkapital auf 300 Aktien zu 500 Fl.,
also auf 150,000 Fl. festgesetzt werden. Bereits sind 80,000 Fl. gezeichnet.

rll- Htünibtft'g. Die zweite Lieferung des von Dr. A. v. Eye und Jac.
Falke herauögegebeneu Prachtwerkes „Galerie der Meisterwerke altdeut-
scher Holzschneidekunst" liegt uns vor und bietet ein noch größeres Interesse als
die erste. Die kühnen Herausgeber haben sich sogar daran gewagt, die Himmelfahrt
der Maria aus dem Leben der heil. Jungfrau, von A. Dürer, ein anerkanntes
Meisterwerk der alten Holzschneidekunst, in getreuem Facsimile wiederzugeben,
und wir müssen gestehen, mit gutem Erfolg. Wir begrüßen es in der Kunst-
welt als freudiges Ereigniß, daß ein so schönes Werk dem allgemeinen Genüsse
wiedergewounen ist, das zugleich eine Folge von Aehnlichem verspricht. Das
zweite Blatt, ein Theil eines umfangreichen Verhöres Christi, von einem unbe-
kannten Meister hat zugleich Interesse für Männer von Fach.. Denn so viel bis
jetzt bekannt, existirt das Blatt nur einmal und zwar in sehr schadhaftem Zu-
stande, in Besitz des Hrn. B o erner zu Nürnberg, der dasselbe mit anerkeunens-
werther Freigebigkeit zur Vervielfältigung dargeliehen. Wir machen Sammler
und Kenner auf dieses Blatt besonders aufmerksam, da eine so merkwürdige Kraft
und Jndividualisirung der vorkommenden Figuren kaum anderswo sich wieder-
sindet. Das Blatt paßt auf keinen bekannten Meister und ist doch zu Nürnberg
gedruckt. Die dritte Tafel zeigt den Anfang eines Kriegszuges von H. S. Beham.

Wir müssen von dieser Lieferung wiederholen, was wir schon von der ersten
gesagt, das Facsimile ist vollkommen, sogar täuschend, da man glaubt, wirklichen
Holzschnitt zu haben und doch Steindruck vor Augen liegt. Das Werk wird bei
Adam in München, anerkannt einer der ersten lithographischen Anstalten in
Deutschland gedruckt.

Alle Ehre gebührt aber auch den Künstlern des germanischen Museums, die
mit so viel Verständniß und Treue diese schwierigen Gegenstände dem Drucke
vorbereiten, und das Museum löst in Lieferung solcher Arbeiten gewiß einen
Theil der Schuld, die das allgemeine Vertrauen ehrend ihm auferlegt.

Schwerin. März. In dem goldenen Saale des Großherzoglichen
Schlosses wird nach der „M. Z." fortwährend mit regster Thätigkeit gearbeitet,
da hoher Bestimmung zufolge die Arbeiten bis zum Mai d. I. beendet sein
müssen. Der Saal ist schon jetzt von den Gerüsten rc.in so weit frei, daß man
die schöne Wirkung der den obersten Rand der Seitenwände einnehmenden Fres-
cogemälde von Elster, Th. Fischer und Peters, welche angemessene Gegen-
stände aus der Geschichte des alten Bundes darstellen, ungehindert wahrnehmen
kann. — Die schöuen Elster'schen Fresken in dem sogen. Sagenzimmer sind nun
mit dichterischen Unterschriften versehen, durch welche der dargestellte Gegenstand
für den Beschauer kurz resumirt wird. Diese Verse lauten zu den 3 „Gudrun"-
Bildern: €' . ,

a. Der König Hetel todt! Ludwig, der ihn erschlagen,

Entführt Gundrun, sein Kind, vom flücht'gen Roß getragen.

d. Gleich niedrer Magd muß waschen des Königs Kind am Meer
■ Von Matalan trägt Kunde die Schwauen-Jungfrau her. '

c. Herwig und Ortwin finden Gundrun, die theure Maid
Des Wiedersehns Entzücken versüßt der Jahre Leid.

Zu den drei Bildern aus „Tristan und Isolde":

a. Der blut'ge Kampf entbrennt; Held Morolt wird zur Leiche;

Ihn traf mit kräft'ger Hand Tristan, der mutheSreiche.

b. Isolde fühlt ihr Herz für ihn die Minne tragen,

Den hassen sie nur darf, der ihren Ohm erschlagen.

c. Versöhnt ist Haß und Leid, nichts mehr entzweit die Sinne,

Sein Aug' in ihrem Bann, ihr Herz in seiner Minne.

Zu den drei Bildern aus „Parcival":

a. Zum Abschied segnet fromm die Mutter Herzeleid

Den theueru Sohn, zu ziehn mit Artus in den Streit.

d. -I Orilus erliegt bezwungen, böser Zorn muß jetzt sich legen,

Für Jeschute's Sühne kämpfte Parcival, der werthe Degen.

o. Weib und Söhne mußte Meiden durch fünf Jahre Parcival,

Froh umschlingt er, voll Entzücken, sie im Königsschmuck des Gral.

Zu den Leiden Bildern aus „Jwein", dem Ritter mit dem Löwen:

a. Im Walde ruht Jwein, verworren ist sein Sinn,

Ihm naht mit Zaubertrank vom Schloß die Retterin.

1). Der den Drachen hat bezwungen, mnthiglich den Leu'n befrei't,

Ritter Jwein mit dem Löwen preiset hoch die Heldenzeit.

endlich zu dem Bilde aus dem „Armen Heinrich":

Nehmt hin mein Herz und heilet des armen Heinrichs Pein;

Ich sterbe, daß er lebe; ich will ihm Nett'rin sein.

Am 15. Mai wird hier eine Ausstellung von Werken mecklenburgischer
Künstler eröffnet werden.

2!- H$0|*t0Ck. Der erste Gottesmann, der die reine evangelische Lehre
hier im Jahre 1523 .zu predigen anfing, war Joachim Slüter, eines Fähr-
manns Sohn, der, von Wissensdrang getrieben, nach Wittenberg gepilgert war
und dort zu den Füßen Luthers gesessen hatte. Die Bürger gewannen den von
hoher Tugend und Gelehrsamkeit erfüllten Mann bald so lieb, daß die Anhänger
des PapstthumS ihn um jeden Preis verdrängten. Aber der Herzog Heinrich
setzte ihn 1526 wieder als Pfarrer von St. Petri ein, wo er mit solchem Er-
folg wirkte und lehrte, daß er wegen der Menge der Zuhörer auf den Kirchhof
hinaus unter eine große Linde (man zeigt noch jetzt die Slüter - Linde) treten
mußte, wo man ihm einen Predigtstnhl hinsetzte und überall, auf der Mauer,
aus den Bäumen und von den Bodenfenstern der Häuser andächtig zuhörte.
Die Entfernteren brachten sich Sonntags ihr Essen mit und harrten aus, um
auch die Nachmittagspredigt zn hören. Seine segensreiche Wirksamkeit dauerte
nur bis zum I. 1532. Dann wurde er auf Anstiften eines Meßpriesters, der
sich dann aus bösem Gewissen erhängte, vergiftet. Sein Grab wurde ihm auf
dem Petri - Kirchhofe errichtet. Dasselbe droht nunmehr ganz zu vergehn und es
hat sich ein Ausschuß wackerer Männer gebildet, nicht bloß die Grabstätte ange-
messen herzustellen,. sondern dem Glaubenshelden auch ein . würdiges Standbild
zu errichten. „Wer ein Herz hat" — heißt es in dem so eben ergehenden Auf-
rufe — „für das lauterreine Evangelium der Vergebung der Sünden in Christi
Namen — Slüter hat es hier zuerst uns wieder verkündet; wer ein Herz hat
für die protestantische Freiheit, für das ewige Recht des Gewissens gegen Lehren,
die nichts sind als Menschengebot — Slüter hat diese Freiheit hier zuerst wieder
erstritten; wer ein Herz hat für den GlaubenSmuth, der das eigne Leben freu-
dig setzt an die eigene Ueberzeugung — Slüter hat hier als ein Märtyrer seines
Glaubens und seiner That den Tod gefunden; und wer gegen dies Alles gleich-
gülttg sein könnte, wer aber doch ein Herz hat für die Ehre seiner Stadt —
Slüter hat sich durch sein Wirken eine Ehrenschuld an den Gemeinden Rostocks
erworben, mit derem Abtrage zu säumen der Stadt Schmach bringen würde."

ll. IU. Bei der neulich vorgenommenen Probe-Aufstel-
lung einiger der allegorischen Nebenfiguren am Guttenbergs-Denkmale gaben auch
diese ein so glänzendes Zeugniß von der genialen Auffassung und künstlerischen
Ausführung des großen Werks Seitens ihres Schöpfers, Hrn. v. Launitz, daß
der lebhafte Wunsch, das schöne und großartige Denkmal recht bald in seiner
ganzen Vollendung bewundern zu können, auf's Neue allgemeine Anregung ge-
funden hat. Mir hören nun, daß man in der Erzgießerei bereits so weit vor-
gerückt ist, daß das große Werk bis Mitte dieses Sommers vollendet sein kann.

(H. N.) S^el)vv. Der Verein zur Wiederherstellung der Vorderseite des
Kaiserdoms läßt gegenwärtig neue Subscripttonslisten zur Eiuzeichnung freiwilli-
ger Beiträge circuliren. Es fehlen näinlich noch 15,600 Gulden, um die Kuppel
auszubauen und damit das Werk zu vollenden. Für den Ausbau der Vorhalle
im Innern, sowie für den Schmuck des Portals ist bereits durch die reiche Gabe
des Kaisers von Oesterreich gesorgt. Hoffentlich wird die erneuerte und muth-
maßlich letzte Bitte des Vereins um Beittäge auch im weiteren Kreise entsprechen-
den Anklang finden und so die Vollendung des Domes im Laufe des SommerS
ermöglicht werden.

HNechelll. Die „Gesellschaft zur Beförderung der schönen Künste" wird
mit dem 5. Juli eine Kunst-Ausstellung heimischer und fremder Werke eröffnen.
Die einzusendenden Arbeiten müssen in herkömmlicher Weise vor dem 20. Juni
an Ort und Stelle sein, adressirt an die Direction der Ausstellung.
 
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