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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 8.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.1201#0175
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159

scheint. Diesem Mondstrahl aber verzeihen wir viel, und auch das
ist sehr sein und geistrich gedacht, daß ihre Züge nichts von gröbe-
rer Sinnlichkeit verrathen; denn nicht solche ist es, die am gefähr-
lichsten Phantasie und Sinne entlockt. Aber vielleicht könnte sie eben-
deshalb auch etwas weniger nackt sein.

So hätten wir denn hier recht eigentlich erst das Bild gefun-
den, das nach jener Xenie, sowohl den Kindern der Welt als den
Frommen gefallen kann, — womit wir es weder unbedingt 'ver-
dammen, noch als ein Höchstes in seiner Art hinstellen wollen.
Immerhin aber mögen wir, wenn sich uns am Schluß unsrer Wande-
rung durch Vergangenheit und Gegenwart auch die Frage nach der
Zukunft der Dämonenmalerei aufdrängt, im Hinblick auf ein so
bedeutendes Werk mit einem dreisten „Warum nicht?" antworten.
Die großen Gegensätze von Gut und Böse, die allgemein mensch-
lichen Motive der Versuchung, der Leidenschaft, der Rene werden
sich so wenig in der Darstellung, als in den Erscheinungen des Le-
bens erschöpfen, und so gut als das Böse, wird auch sein Reprä-
sentant, der Böse, neuer Gestalten und Masken fähig sein. Ja es
fragt sich, ob die Kunst seiner überhaupt entbehren kann, will sie
nicht zugleich einem ganzen Kreise immer und immer wieder locken-
der Aufgaben entsagen, — z. B. jener zuletzt besprochenen. Ver-
sammelte auch, während wir diese Zeilen beschlossen, eine neue Dar-
stellung derselben von der Hand eines Berliner Meisters, die
Kenner und Bewunderer um sich her, und vermißte Niemand die
eigentliche causa movens der Handlung, den Gottseibeiuns — so
hatten wir doch die Satisfaction, daß Niemand, wenigstens unter
den Kritikern, seinen Ersatzmann, den schwarzlockigen Genius mit
der Lyra, recht wollte gelten lassen. War dies aber nicht am Ende
dennoch der gedachte Herr selber? Man ist allerlei Masken von
ihm gewohnt, und so wollen wir denn auf alle Fälle vor dieser
neuesten unsere — Abschiedsverbeugnng machen. P. Nt.

"33 Aexlm. Hermann Heidel hat vom hallischen Comitä für ein Hän-
del-Denkmal zur Ausführung dieses Monuments in kolossalem Maßstabe den
Auftrag bekommen. Der Entwurf des Künstlers ist in hohem Grade charakte-
ristisch und sehr geeignet, auf ein vorzüglich würdiges Standbild des großen
Tondichters hoffen zu lassen. Händel ist im Costüm seiner Zeit dargestellt.
Schuh und Strümpfe, lange Weste, Degen an der Seite und die reiche Allon-
genperrücke, deren Bewegung sein Orchester so gut kannte, auf dem mächtigen
Haupte. Die Rechte, den Taktstock haltend, stützt sich auf das aufgeschlagene
Buch des Oratoriums „Messias", welches auf einem zur Seite stehenden Noten-
pulte liegt. Die Linke stemmt sich in die Seite und somit erhält die ganze Fi-
gur etwas Stolzes, Gebietendes, wie dieselbe, von einer stattlichen Größe unter-
stützt, uns auch in den Biographien beschrieben wird. Was den Kopf anbetrifft,
so wird derselbe nach einer Maske gebildet werden, welche das Halle'sche Hän-
del-Comits der Sacred-Harmony-Society in London verdankt, die sich überhaupt
für die Denkmalßangelegenheit interessirt und materiell daran bctheiligt. In
England gilt der Kopf einer Statue für authentisch, welche noch zu Lebzeiten
des Komponisten von einem Franzosen, Ronbilliac, für den Besitzer von Baux-
hall in Marmor ausgeführt war. Bon diesem Kopf wird der Bildhauer eine
Maske erhalten. Den Ausdruck betreffend, so wird er hoffentlich au dem üm
Entwürfe angedeuteten festhalten, welcher zusammen Mit der ganzen Haltung den
Eindruck macht, als überblicke der Oratoriumdichter noch einmal seine Getreuen,
bevor er das Zeichen zur JntrodNction giebt. Das Pult ist aus Holz in Re-
naissancestyl geschnitzt gedacht und wird an seinen vier Seiten auf die Tonschöpfun-
gcn des Meisters bezügliche Reliefs erhalten.

Für die Aula der Universität ist Heidel mit der Marmorbüste des im ver-
gangnen Jahre verstorbenen Mineralogen Weiß beschäftigt.

— Jahrelang hat der hiesige Dombau geruht. Man sah von der Burg-
siraße.aus die ins Wasser gesenkten Fundamente zu den Chorabschlüssen; man
sah zur Seite die Wand ragen, welche die Fürstengrnft zu mnschließen und die
großen Compositionen von Peter Cornelius aufzunehmen bestimmt ist; aber
man' hörte nicht mehr die Hämmer der Werlleute klingen und sähe nicht mehr

ihr geschäftiges Treiben. Der ausgestellt gewesene Dombildentwurf des eben ge-
nannten Meisters erinnerte uns zuletzt daran, daß die Idee des Baues nock-
lebendig sei. Nunmehr soll ihre -Verwirklichung auf's Neue kräftig in Angriff
genommen werden. Der Minister für Handel und Gewerbe, von der Heydt,
ist mit der materiellen Förderung dieser Sr. Majestät dem Könige sehr am Her-
zen liegenden großen Angelegenheit betraut worden, und man darf sich von der
bewährten Umsicht und Energie dieses Staatsmannes das Beste versprechen.
Der Hofbaurath Stüler hat im allerhöchsten Aufträge den Entwurf eines Cen-
tralbaues ausgearbeitet und zur Genehmigung vorgelegt. ^ .

11. April. Die Vorbereitungen zu der hiesigen Gewerbe-
AuSstellung schreiten rüstig vorwärts. Die Ausstellungshalle ist in: Wesent-
lichen vollendet, und macht, wenn auch keinen großartigen, so doch einen dem
Auge wohlthuenden Eindruck. Die Bodenfläche bietet einen Raum von 12,000
Quad.-Fuß (die deS Ausstellungsgebäudes in: Jahre 1852 war um ein Drittel
kleiner), die Wandfläche von ca. 6000 Quad. -Fuß. Das daneben stehende
ExercierhanS ist mit der Halle in Verbindung gesetzt und gleichfalls zur-Auf-
nahme von auszustellenden Gegenständen, vorzugsweise der land- und forstwirth-
schaftlichen Producte bestimmt. Die Zeichnungen von Bürgschaftsantheilen für
die Kosten der Halle betragen bereits 17000 Thlr., die Magistrate und Landräthe
der Provinz erweisen sich bei Vermittelung von Zeichnungen, so wie auch in
ihren Bemühungen für das Amnelden von Ausstellungsgegenständen sehr
thätig. (Ol Z.)

t) Acklllsnihe, Ende April. Aus dem Atelier des Gäteriedirector From-
mel ist dieser Tage ein mächtiges Landschaftsbild hervorgegangen, das durch sei-
nen Gegenstand wie durch meisterhafte Darstellung den Beschauer fesselt. Es ist
einer bis jetzt sehr wenig gekannten und gewiirdigten Region des südlichen
Schwarzwaldes entnommen, dem Werrathal, das aus den Abhängen des Feld-
bergs über Todtmoos und Wehr dem Rhein entgegenzieht. Aber wiewohl der
Tourist und Landschafter auf jenen nur von Holzsägern und Kohlenfuhrleuten
beschriitencn Pfaden zu den unbekannten Erscheinungen gehört, ist das Werra-
thal von Todtmoos abwärts ein großartig prächtiges Stück Gebirgsnatur. Keck
in die Lüfte hinausragende, vielfach verwitterte, ausgezackte Gneis- und Granit-
massen, dann wieder kahl und glatt abfallende viel hundert Fuß hohe senkrechte
Wände, oft nur in eines Klafters Breite, dem tobenden Bergstrom und der
schmalen Forststraße Raum lassend, sich hindurch zu winden — reich üppiger
Buchenwald als grüner Gürtel deS Gebirgs — niedergestürzte vom Wasser fort-
gerollte Blöcke, von wundersam großblättrigen Wasserpflanzen, Tussilago und
weißdoldigem Baldrian in üppiger Fülle umwachsen, da und dort ein hölzerner
Steg oder eine einfache Steinbrücke, — Alles im Duft und Schaum des sprü-
henden Gewässers und Alles in einsamer drei Stunden lang von keiner Behau-
sung unterbrochener Wildniß: Wer einmal auf jener felsbeengten, oft vom Wild-
bach angenagten und mitunter zerstörten Straße gewandert ist, der weiß/ daß
der Schwarzwald noch andere landschaftliche Schönheiten in seinen Tiefen birgt,
als langgestreckte tannbewaldete Rücken und in Bergwiesen zerstreute Gehöfte.

Frommels Bild stellt einen der charakterischen Punkte des Werrathals dar
— ein kühn gespaltener Graniffels hebt sich zur Linken, scharf und kantig aus
dem grünenden Bnchwald, über Felsblöcke und. Trümmer rennt die Werra thal-
abwärts, zur Rechten, in senkrechte Wand eingeschnitten,, zieht die Straße, darauf
das hauensteinische Kohlenfuhrwerk schwerfällig knarrt, duftige Bergrücken, von
einfallender Morgensonne erhellt, schließen den Hintergrund. — Die ernste Auf-
fassung und Durchführung des in großen Dimensionen gehaltenen Werks bekun-
den eine liebevolle Hingabe an die landschaftliche Eigenthümlichkeit jener Thal-
wildniß, und die unermüdete Rüstigkeit des MeisterS/der trotz grauen Haares
um den Scheitel noch wie der Jüngsten Einer mit jedem neuen Sommer hin-
auszieht, um neue Anregung und Ausbeute dort zu holen, wo der Suchende nie
etwas Unächtes findet: im großen Buch der Natur.

^München. Die Besitzer der Kunstanstalt von Piloty und Loehle
haben von dem Könige von Würtemberg für Uebersendung des photographirten
Bildnisses des Kaisers Alexanders II. von Rußland die goldne Medaille für
Kunst und Wissenschaft erhalten.

^Urnnngen. Bekanntlich brach am 4. Juni 1841 ein heftiger Sturm
die große Buche bei Altenstein ab, unter welcher Luther am 4. Mai 1521 auf
seiner Rückkehr vom Reichstage zu Worms geruht hatte. Der ehrwürdige Baum
wurde feierlich nach Steinbach gebracht und zu verschiedenen Kunstgegenständen
verwendet. Die Stelle der Buche wird nun ein Denkmal vertreten, das der
Herzog von Meiningen errichten läßt und das am nächsten 4. Mai eingeweiht,
werden soll. Es ist eine über 30 Fuß hohe Sandsteinsäule ans drei Stufen von
gleichen: Gestein, viereckig, einfach, angemessen.

Kern, April. Die schweizerische Industrie-Ausstellung dieses Jahrs in
Bern, auf der breitesten Grundlage vorbereitet, scheint auch glücklich zur Aus-
führung kommen, zu sollen. Angemeldet sind gegen 14.00 Aussteller. Der Can-
 
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