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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 8.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.1201#0208
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Der „Lloyd" beschreibt den Kessel (bogräcs), in welchem die Be"
wohner von Szegedin den Majestäten den berühmten Paprikafisch credenzt haben,
also: das Gefäß ist aus getriebenem Silber gearbeitet, und so groß, um darin
für etwa fünf Personen einen Paprikafisch zu bereiten. Das Aeußere ist mit er-
habenen Verzierungen bedeckt. An den beiden Punkten, worin der Hängreif an-
gebracht ist, befindet sich eine massiv gegossene silberne Figur, welche, wie das
Innere des Gefäßes, im Feuer vergoldet ist. Eine der Figuren stellt eine
fitzende Fischerin in Nationalkostüm vor, welche ein kleines, auf einer Stange be-
festigtes Netz trägt, während die andere Figur, gleichfalls eine Fischerin im na-
lionalen Anzug, ein Ruder handhabt. In der Mitte des durchbrochenen, zum
Herablegen eingerichteten Hängreifes steht das Wappen Ungarns, auf dessen Rück-
feite jenes der großen fischreichen Theißstadt angebracht ist. Auf dem obern Rand-
reif ist die Widmung: „Ein Denkmal treuer Gesinnung der Gesammtbewohner
Won. Szegedin" eingravirt. Das ganze Gefäß wiegt 200 Loth.

^ToufoOlt. Ueber den neuen Lesesaal des britischen Museums, der nach

3 jähriger Arbeit fertig gebaut ist, wimmelt es in den Zeitungen von Notizen,
aus denen wir die interessantesten hier zusammenstellen: Der Saal befindet sich
im innersten Viereck des Museumgebäudes, ohne jedoch den ganzen Raum des
Vierecks einzunehmen, und da bei der Kreisform des Saales die Winkel ohnedies
wegfallen, so geht ringsum ein bald 27 bald 50 F. weiter Zwischenraum, der
den umgebenden Flügeln Licht und Lust läßt und zugleich vor Feuersgefahr schützt.
Die Baukosten belaufen sich auf 150,000 Psd. Der Saal nimmt einen Flächen-
raum von 48,000 F. und einen G esammtraum von 1,25O,OOO Cubikfuß ein;
die Kuppel hat eine Höhe von 106 F. unb 140 F. im Durchmesser. Das Bau-
material besteht vorzugsweise aus Eisen, von welchem Metall über 2000 Tons
(40,000 Centner) verwandt wurden. Die Räume zwischen den eisernen Haupt-
rippen find durch Bogen aus Mauerstein ausgefüllt, die auf 20 eisernen Pfeilern
ruhen. Auf den Büchergestellen oder Gallerien zwischen den Pfeilern wird für
80,000 Bände Platz sein. Das ganze Gebäude ist für 3OO Leser berechnet, für
deren Bequemlichkeit in folgender Weise gesorgt ist. Jeder Leser hat einen eigenen,

4 Fuß 3 Zoll langen Tisch, und ist von dem gegenüberfitzenden Leser durch eine
der Länge nach laufende Erhöhung geschieden, an welcher ein beliebig höher und
niedriger zu schraubendes Pult und ein Brett für Hülfsbücher angebracht sind.
In dem vertieften Zwischenraum zwischen beiden Pulten sind Tintenfaß, Federn
u. s. w. untergebracht. Das Fachwerk der Tische besteht aus hohlen Eisenröhren
mit Klappen, wodurch nach Belieben frische Luft in den Saal gelassen werden
kann. Von einem Ende des Tisches zum andern läuft ebenso eine röhrenförmige
eiserne Fußlehne, die mit warmem Wasser gefüllt werden kann, wenn der Leser
einen langsamen Blutumlauf oder das Thermometer einen sehr niedrigen Stand-
punkt erreicht hat. Zur Ausschmückung der Kuppel hat man ausnahmsweise
helle Farben und reine Vergoldung gebraucht, denn in der Regel herrschen in
England leider die dunkelbraunen Farbentöne und einförmigen grauen Schatten
vor. Der Saal hat daher ein recht elegantes und helles Aussehen.

Runstiirrrilir.

Kunftvereins-Kalender für daS Zahr 1857.

Der östliche Kreis stellt jetzt aus in

Breslau vom 1. Mai ab.

Zur Erleichterung der Absender haben in Berlin der Jnspectcr der K. Akade-
mie, Hr. Maaß, in München Hr. Conservator I. Fried, in Düsseldorf
Hr. Maler Ph. Lindo die Versendung der Kunstwerke übernommen. Die Be-
dingungen sind abgedruckt Jahrg. 1856. Nr. 4Ö.

Der Kunstverein für die Lausitz zu Görlitz wird im Anschluß an die
Ausstellung zu Breslau in diesem Jahre seine zweite Ausstellung machen. Die
Künstler, welche Gemälde auf der Breslauer Ausstelluug haben, werden ersucht,
solche im Fall des Nichtverkaufs zur Verfügung zu stellen, wobei man sich nur
vorbehält, dasjenige zu wählen, was für die Zwecke und Räumlichkeiten geeig-
net ist. ...

Die vereinigten Kunstvereine von Bamberg, Passau, Negensburg,
Wiesbaden und Würzburg veranstalten vom Januar bis Septemberincl.
vom Isten jeden Monats ab gemeinschaftliche Ausstellungen von 8 —14tägiger
Dauer. Das Nähere s. Nr. 13.

Der westliche Kreis hat durch besondere Anschreiben eingeladen und er-
sucht die Herren Künstler, die Anmeldungen stets 14 Tage vor dem Schlußter-
min der Ablieferung zu beschaffen. Dieser ist:
für Gotha ' am 13. Juli unter Adr. des Hrn. Schulrath Looff.

„ Kassel „ 8. September „ „ Pfarrer Müller.

Die Bedingungen sind zu finden Jahrg. 1856 Nr. 48.

.Zwischen Halle nnd Gotha wird noch eine Ausstellung in Merseburg
stattsinden, wo sich ein neuer Kunstverein gebildet hat.

Der Thüringische Kreis begann seine Ausstellungen in Erfurt am
1. April, welcher Stadt dann die Städte Naumburg, Apolda, Jena, Suhl,
Ilmenau, Hildburghausen, Nordhausen, Sondershausen und San-
gerhausen folgen. Der Umlauf ist mit dem October zu Ende.

Alle geachteten Künstler von Deutschland und den Nachbarländern sind
eingeladen.

Hr. Kastellan Jansen wird für Düsseldorf, L. Sachse.u. Co. für Berlin,
die Arnold'sche Kunsthandlung für Dresden, L. G. Gerardts in Antwerpen,
Pichler's sel. Erben für München die Sendungen besorgen.

Die näheren Bedingungen in Nr. 3 des laufenden Jahrg.

Der Kunstverein für Böhmen in Prag, begann seine Ausstellung am
13. April und schließt am 1. Juni. Es stellen nur von der Geschäftsleitung
oder deren .Bevollmächtigten eingeladene Künstler aus. Man sehe Nr. 12 des lauf.
Jahrgangs.

Der rheinische Gesammtverein stellt- aus

in Straß bürg vom 11. Mai bis zum 5. Juni.

„ Karlsruhe

„ 6. Juni „

1. Juli.

„ Mannheim

„ 2. Juli „

30. Juli.

„ Mainz

„ 31. Juli „

25. August.

„ Darm stad t

„ 26. August „

23. September.

„ Stuttgart

„ 24. Sept. „

23. October.

Alle ausgezeichneten Künstler ohne Unterschied des Vaterlandes sind eingeladen.
Die näheren Bestimmungen in Nr. 7.

Der Pester Kunstverein beginnt den fünften Jahrgang der permanenten
Ausstelluug Mitte Mai und ladet die Künstler zur Beschickung ein. Die Be-
dingnisse in Nr. 17.

Eine Ausstellung von Meisterwerken der Industrie und Kunst (die
v. Minutolische Sammlung) wird am 7. Juni in Liegnitz-eröffnet.

Der Kunstverein für die Rheinlande und Westphalen zu Düsseldorf
beginnt seine Ausstellung am 5. Juli und endigt am 23. August. Einsendun-
gen werden bis zum 25 Juni unter Adr. des Hrn. Jnspector Wi nt erg er st er-
beten. Für die rechtzeitig eintreffenden Zusendungen trägt der Kunstverein die
Frachtkosten hin und an den Ort der Wendung zurück.

Albrecht Dürer-Verein in Nürnberg. Für diesen Verein will eine An-
zahl von Nürnberger Kunstfreunden ein Oelgemälde aus dem höheren, insbeson-
dere dem geschichlichen Genre für 400 fl. erwerben. Man sehe Nr. 6.

Die Verbindung deutscher Kunstvereine für historische Kunst hat eine
Eoncurrenz auf ein historisches Bild eröffnet. Farbenskizze in Oel (von 18 und
24 Zoll rh. Ausdehnung wenigstens), spätestens bis 1.September an Schulrath
Looff in Gotha einzusenden. Die näheren Bestimmungen wolle man Jahrgang
1856 Nr. 48 einsehen oder von der Redaktion abfordern.

Die dritte Hauptversammlung der. Verbindung wird in der zweiten
Hälfte des September in Nürnberg abgehalten werden.

Die erste allgemeine Kunstausstellung der Deutschen Künstlerschaft
wird in Frankfurt a. M.im Herbste statt finden, worüber die näheren Be-
stimmungen zu erwarten stehn. Auch wird zugleich eine allgemeine Künstlerver-
sammlung sein.

Der Nostocker Kunstverein hat die Erwerbung eines historischen Bildes
für die zu gründende städtische Sammlung beschlossen. Ablieferung Ende Juli
1858 nach vorheriger vierwöchentl. Anmeldung. Bedingungen in Nr. 11.

Zur Verständigung.

Ueber den in der vorigen Nummer des Kunstblattes enthaltenen Artikel,
welcher die von dem Florentiner Gatti veranstaltete Ausstellung toskanischer
Fabrikarbeiten im Lokale der Berliner Kunst-Akademie bespricht, sind uns einige
Aeußerungen zngegangen, die uns des Widerspruches mit den sonstigen Principien
unseres Blattes beschuldigen. Wir haben darauf einfach zu erwiedern, daß dieser
Artikel mit persönlicher Chiffer unterzeichnet, nur eine individuelle Ansicht und
nicht die von dem D. Kunstbl. im Allgemeinen vertretene ansdrückt. Wir selbst
sehen uns hierbei allerdings veranlaßt, zu bemerken, daß wir den Anforderungen
an eine geläuterte Kunst-Technik, welche seit B euth's und Schinkel'S unvergeßlichen
Bestrebungen bei uns eine so vielfach gedeihliche Stätte gefunden haben, unver-
gessen sind, und daß wir jene fremdländischen Fabrikate, die trotz ihrer schönen
und edeln Stoffe in Form und Behandlung auf einer so viel liefern Stufe
stehen, mit diesen Bestrebungen, keineswegs zu vergleichen wagen würden.

(Dieser Nummer ist Nr. 11 des Literatur-Blattes des Deutschen Kunstblattes beigegeben.)

Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. — Druck von TrowUch und Sohn in Berlin.
 
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