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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 8.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.1201#0365
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recfpmra der Gasbeleuchtungsanstalt richtete sogar auf feine Kosten eine Gaslei-
tung zu allen Zimmern eiu.

Zn diesen Tagen befand sich Caplan Bock, Vorsteher des erzbischöflichen
Museums zu Cöln, hier, der nach einem sechsmonatlichen Aufenthalte in den öster-
reichischen Kaiserstaaten in seine Heimath zurückkehrte, um dort an die Ausfüh-
rung seines großartigen. Unternehmens, die Herausgabe der röm. kaiserlichen
Krönungsinsignien zn gehen. Derselbe brachte eine Anzahl prachtvoller Malereien
mit, welche in höchster Schönheit und Treue einzelne Stücke des deutschen sowohl
wie böhmischen und ungarischen Ornates darsiellten, die später in der k. k. Staats-
druckerei in Farbendruck ausgeführt werden. So sahen wir die deutsche Kaiser-
treue die Königskrone von Ungarn und Böhmen, Scepter und Reichsapfel,
Ober- und Untergewänder u. s w. zum Theil in Naturgröße, sämmtlich mit
einer Genauigkeit ansgeführt, daß jeder einzelnen Perle, jedem Reflex auf den Edel-
steinen ihr Recht widerfahren war. Wenn der Druck die Zeichnungen in glei-
cher Schönheit wiedergiebt, werden wir ein Prachtwerk erhallen, auf das die
ganze Nation stolz sein kann. — Der verdienstvolle Herausgeber legte die Zeich-
nungen im germanischen Museum vor und hielt vor einer kleinen Gesellschaft
darüber einen Vortrag. Er wird seinem Werk auch die mailändische eiserne
Krone, sowie noch andere, anderswo befindliche Stücke des alten Ornates ein-
stigen. Auch in Nürnberg wurden, wiewohl vergeblich, Nachforschungen nach den
verloren gegangenen Stücken, den goldenen Sporen, zwei Paar Handschuhen und
Sandalen, angestellt, namentlich die unter dem Chore der Spitalkirche hängende
und seit 40 Jahren ungeöflnete Truhe, in welcher früher die Reichskleinodien
aufbewahrt gewesen, herabgelassen. Doch fand sich nichts in derselben. Einige
Perlen aus der Reichskrone sollen bis vor einiger Zeit sich hier im Archiv ge-
sunden haben; die Kapsel des einen Reichsapfels ist noch vorhanden, der beim
Einpacken der Kleinodien im Anfänge dieses Jahrhunderts durch den Frh. von
Hiigel, der dieselben vor den Franzosen flüchtete, zurückgelassen worden.

28. Aug. Der König hat die Kosten eines Ausbaues der
hiesigen katholischen Kirch: oder doch den bei weitem größten Theil derselben auf
feine Privatchatulle übernommen. (B. Z.)

^Pt’UlUtr. In Folge einer Einladung hatte sich am 6. September im
Locale der hiesigen Erhölungsgesellschaft eine Anzahl von Freunden der Cnltur-
- geschilpte zusammengefunden, welche über folgende Punkte übereinkamen: 1) sich
als Anfang und Kern eines culturgeschichtlichen Vereins, vorzugsweise für deutsche
Culturgeschichle, zn constituiren; 2) einen provisorischen geschästsführenden Aus-
schuß in Weimar niederzusetzen, dessen Wahl den mitanwesenden hiesigen Mit-
gliedern überlassen ward; 3) durch einen, in der Nürnberger „Zeitschrift für
deutsche Culturgeschichle" (welche zum Organe des Vereins erklärt ward) und in
andern öffentlichen Blättern zu erlassenden Aufruf, alle Freunde der Culturge-
schichte in Deutschland zum Beitritt und zur Bildung von Orts- oder Zweigver-
einen aufzusordern; 4) die also Beigetretenen im Laufe des nächsten Jahres zu
einer zweiten Versammlung einzuladen, auf welcher sodann die endgültige Orga-
nisation des Vereins festgestellt werden soll. Als Zweck des Vereins ward die
Ausfindig- und Flüssigmachung des vorhandenen, noch ungedruckten und unbe-
nutzten culturgeschichtlichen Materials bezeichnet. Gleichzeitig sprach die Versamm-
lung ihre Ansicht über Bedeutung und Stellung der Culturgeschichte dahin ans:
„Sie verstehe unter Culturgeschichle die Geschichte der selbstthätigen, innern, or-
ganischen Entwickelung des Volkslebens und sie erkenne in derselben einen noth-
wendigen ergänzenden Zweig der Geschichtswissenschaft neben der politischen Ge-
schichte, neben den verschiedenen Fachgeschichten, neben der, mehr ans die Erfor-
fchnng des Einzelnen und Aenßeren gestellten Alterthumswissenschaft,"

* ifißlHt, im Septbr. Der soeben im Druck befindliche zweite Band
der Jahrbücher der k. k. Centralkömmission zur Erhaltung der Baudenkmäler wird
folgende Aufsätze außer dem amtlichen Jahresberichte bringen: 1) Heider,
über mehrere mittelalterliche Baudenkmale Salzburgs, 2) Ackner, über die Ko-
lonien und militärischen Standquartiere in Dacien, 3) Camesina, über die
Glasgemälde vom h. Kreuz, 4) Haas, über die mittelalterlichen Baudenkmale
Steiermarks, 5) Eitelberger, über Cividale in Friaul. — Auch der zweite
Band der „Berichte des österr. Alterthumsvereins" ist im Druck. Er bringt
eine Biographie des österr. Topographen Bischer von I. Feil: Camefina's
Wiedergabe des Wolmuet'schen Planes der Stadt Wien. — Von den Groll-
Sacken'fchen Photographieen der vorzüglichsten Rüstungen der Ambraser Samm-
lung wird das dritte Heft im Laufe dieses Jahres, und von den bei Ebner u.
Seubert in Stuttgart erscheinenden „mittelalterlichen Baudenkmälern des österr.
Kaiserfiaates," das 6te bis incl. 8te Heft erscheinen, das Monumente von Trient,
Kuttenberg, Bruck und Salzburg enthalten wird.

— Der Bau des neuen Friedhofes für die Evangelischer A. und Helve-
tischer Confession in der Nähe der Matzleinsdorfer Linie ist dem tüchtigen Archi-
tekten Theophil Hansen übertragen worden. Es steht zu erwarten, daß dieser
Bau eine künstlerische Lösung erhalten werde, was um so wünschenswerther ist,
als die hiesigen Friedhöfe nichts weniger als Muster guten Geschmackes sind.

— Die Pest-Ofner Zeitung meldet, daß die Ausführung der Statue des',
weil. Palatin Erzherzog Joseph dem Münchner Bildhauer Halbig anvertraut
wurde. Die Statue wird den Erzherzog im Kostüm des St. Stephansordens
vorstellen, und auf ein Granitpostament zn Pest aufgestellt werden.

— In einer Seitenkapelle der Minoritenkirche ist seit Anfangs dieses Mo-
nates ans Kosten des österr. Kunstvereines der Votivaltar aufgestellt, den die
Stadt Steyer aus Anlaß der Lebensrettung des Kaisers von dem letzten Atten-
tate bei dem Bildhauer Eligius Schönlaub, einem Oesterreicher von Geburt
(d. Z. in München lebend) bestellt hat. Der ganze Altar mit seinen Ornamen-
ten und Figuren ist aus Holz (geschnitzt, die Figuren, wie die architektonischen
Glieder bemalt. Oberhalb dem Tabernakel ist Christus am Kreuze, zu seiner
Rechten Maria, zu seiner Linken der h. Johannes (sämmtlich in Lebensgröße)
angebracht. Am Tabernackel sind zwei betende Engel, und über dem KrUcifixe vier
Engel mit den LeidenSwerkzeugeu. In abgeschlossenen Räumen zn beiden Seiten
der Mittelgruppe stehen der h. Egidins, Patron der Stadtpfarrkirche' zn Steyr,
und der h. KollomanuS, der am 13. Oktober 1012, während seiner Pilgerreise
nach Jerusalem zn Stockerau gemartert worden sein soll. In den oberen Räu-
men sind die Figuren Golk Vaters (mit dem h. Geiste) der H. H. Petrus und
Paulus angebracht. Im Antipendinm sind im Relief die vier Evangelisten an-
geordnet.

Der Totaleindruck des ganzen Altarbanes ist kein ungünstiger; der Altan
gereicht sicher dem Künstler zur Ehre und der Stadt Steyer zur Zierde. Gegen
den ganzen Aufbau lassen sich wohl Bedenken erheben, die aber weniger dem
Künstler selbst zur Last fallen, als unserer Zeit, die weder über das ästhetische
Prinzip eines gothischen Altars noch über eine bestimmte durchgreifende Kunst-
Übung hat zu einer Art Einigung gelangen können. Die Figuren sind im Gan-
zen ebenso einfach und anspruchslos, als wenig bedeutend, wenn der eigentliche
Knnstwerth in Anschlag kömmt. Das technische Geschick in der Behandlung der
Ornamente und in der Kunst des Holzschnitzens ist hingegen unbedingt auzuer-
keunen, so wie die Sorgfalt, die dem ganzen Werke von Seite des Künstlers
gewidmet ist.

— Die Gazz. uff. di Milano, v. 11. dieses Monates veröffentlicht einen
Bericht über den Besuch des Erzhcrzog-Generalgouverneur Ferdinand Max und
feiner Gemahlin in der Kunstausstellung der Brera, der in den Kunsikreisen nicht
wenig Aufsehen erregen wird. „Ehe der Erzherzog, so heißt es in dem Be-
richte, die Ausstellung verließ, drückte er dem akademischen Körper seine Zufrie-
denheit mit der Thätigkeit der Akademie und auch das Bedauern darüber aus,
daß dem vielen Schönen auch höchst Unvollkommenes und Schülerhaftes an die
Seite gestellt sei. Die von Akademieen der schönen Künste veranstalteten Aus-
stellungen seien keine Bilderhandlnugen, in denen Gutes und Schlechtes je nach
den verschiedenen Geschmacksrichtungen geboten werde. In Akademieen müsse
die Kunst gepflegt werden; den Künstlern, Kunstfreunden, vor Allem aber den
Kunstinstttuten lägen deshalb ernste Pflichten ob. Die Zusammenstellung von
guten, vollendeten mit unreifen oder gar schlechten Arbeiten sei eine Erniedri-
gung und eine Ungerechügkeit im. Hinblick auf wirkliche Künstler. — Außerdem
werde durch eine allzuweit getriebene Nachsicht die Akademie und das Land kom-
promitttrt; darum thue eine gerechte Strenge noth, die mit fester Hand von der-
arttgen Ansstellnngen fern zu halten wisse, was dem gegenwärttgen Fortschritte
der Kunst in Mailand nicht entspreche. Durch seine solche Strenge würde der
Werth der Zulassung zur Ausstellung verdoppelt und dem wahren Verdienste
Schutz und Ermuthigung Vorbehalten; dann werde es jungen Künstlern znr
Ehre gereichen, ihre Arbeiten der künstlerischen Benrtheilung Mailands in den
historischen Sälen der Brera unterziehen zu können. Die von der Wahrheit
der Worte des Erzherzogs durchdrungene Prüfungskommission schritt sofort zn
einer abermaligen Revision der Ausstellung, die in Folge dessen für einige Tage
geschlossen wurde."

Wer die Zustände der Kunst in Ober-Italien kennt, wird leicht begreifen,
daß, wenn'irgend einmal, so diesmal zur rechten Zeit ein ernstes Wort ge-
sprochen wurde. Nirgend, in der Welt herrscht eine so maßlose Selbstüberschätzung
und eine dem entsprechende Geringschätzung alles ftemden, spezifisch deutschen,
als in Italien. Man wähnt dort noch in vielen Knnstkreisen auf dem Höhen-
pnnkte der europäischen Knnstentwickelung zu stehen, während das Faktum vor-
liegt, daß das Vaterland der Künste gegenwärtig nicht im Stande ist, die seit
Jahren fast ununterbrochen verwaisten Lehrkanzeln für Architektur an den Akade-
mieen durch einheimische Architekten.zu besetzen, und erst jüngst A. Zimmer-
mann aus München nach der Brera berufen werden mußte, um dem Verfall
der Landschastsmalerei entgege.nzuwirken. Mittlere deutsche Kunstausstellungen
weisen bei weitem besseres ans, als die Ausstellungen in Venedig und Mailand,
und wenn in Mailand speziell einzelne Zweige der Technik (Marmorarbeiten)
einen.höheren Rang einnehmen, so verdanken sie es nicht dem inneren Werthe,
sondern meist nur der virtuosen Handhabung des Meißels. Es giebt in Mai-
land einsichttge Männer, genug, welche den Verfall der Kunst und seine
Ursachen einsehen, und diese werden in den ersten Worten des Erzherzogs die
 
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