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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Sponsel, Jean Louis: Heinrich Vogeler - Worpswede
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0013

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294 J. L. Sponsel—Dresden:

H. VOGELER—WORPSWEDE. Blumen-Studie.

so sympathisch. Ein starkes, lyrisches Em-
pfinden durchfluthet seine Seele, dem er
einen so reinen und wahren Ausdruck zu
geben vermag, dass wir schon darum gerne
lauschend stille halten bei den Klängen seiner
Leier, um ihren Zauber ganz zu geniessen.

Dieses eben gebrauchte Wortbild kommt
nicht von ungefähr in meinen Sinn, denn es
wird thatsächlich in seinen Schöpfungen
ein musikalischer Stimmungseindruck erzielt.
Vogeler sieht die Landschaft mit den Augen
des Lyrikers; und die Gestalten, die er in
ihr lebendig werden lässt, offenbaren uns
ihr Innenleben in ihren verklärtesten Augen-
blicken. Wir werden dabei erinnert an
manche schönen Stunden unserer Kindheit
und unserer Jugend, wo noch die deutsche
Märchenwelt uns mit ihrem romantischen
Zauber umfing und wo wir selbst noch
Märchen-Wunder zu erleben glaubten.

Ein Künstler, der solche poetische
Traumbilder zu schildern sucht, der passt
nicht in das städtische Getriebe unserer
grossen Kunstzentren mit all' ihren Ein-
drücken einer oft rauhen Wirklichkeit, die
ernüchternd und zersplitternd wirken müssen.
So war es auch für die künstlerische Ent-
wickelung Heinrich Vogeler's von ent-
scheidender Bedeutung, dass er sich, sobald
er der Akademie entrinnen konnte, jener
kleinen Kolonie gleichgestimmter Maler an-
schloss, die in dem einsamen Haidedorf
zwischen Bremen und Hamburg, Worpswede,
im Herbst 1889 gegründet wurde.

Von dem eigenartigen, schwermüthigen
Karakter der Landschaft in der Umgebung
jenes am Hang einer ehemaligen Düne, dem
Weyerberg, gelegenen Dorfes hat einmal
einer jener Malerkolonisten, Fritz Overbeck,
in der »Kunst für Alle« eine anschauliche
Schilderung gegeben. In der weiten, ein-

H. VOGELER—WORPSWEDE. Blumen-Studie.
 
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