Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 7.1900

DOI Artikel:
Gensel, Walther: Die Porzellan-Manufaktur zu Sèvres
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6699#0210
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
182

Dr. Walther Gensei—Paris:

A. LEONARD—PARIS.

Tänzerinnen in Biskuit.

Rück-Ansichten nebenstehender Figuren.
Aus dem Tafel-Aufsatze S. 177. Ausgeführt in Sevres.

endlich die Technik der Chinesen völlig er-
reicht worden. Ja man versucht auch bei den
Applikations - Arbeiten hier ganz auf das
Muffelfeuer zu verzichten. (Abb. S. 192).
Ein reiches Feld für die Anwendung der
neuen Masse bieten auch die geflammten
Glasuren, insbesondere die kupferrothen, deren
Entdeckung bis in's Jahr 1862 zurückreicht
und die von allen Fabriken aufgenommen
worden sind, und die 1885 zuerst ausge-
stellten Krystallglasuren, für deren Erfindung
Sevres die Priorität in Anspruch nimmt, ob-
wohl Kopenhagen damit zuerst an die Öffent-
lichkeit trat. Abb. S. 191 gibt zwei gute
Beispiele von kleineren Gefässen, die aus-
gestellten Riesen-Vasen zeigen dagegen einen
etwas zweifelhaften Geschmack und sollen
wohl nur zum Beweise dienen, dass es auch
auf diesem Gebiete für die Manufaktur keine
unüberwindlichen Schwierigkeiten mehr gibt.

Auch das Geheimniss der Fabrikation
des Fritten-Porzellans, das einst den Welt-

ruhm von Sevres ausgemacht hatte, aber zu
Anfang des neunzehnten Jahrhunderts ganz
aus der Mode gekommen war, ist nun nach
langen vergeblichen Bemühungen endlich
wieder entdeckt worden. Es ist müssig,
über solche Dinge Prophezeiungen zu machen,
aber ich glaube, dass weder die Sammler
des vieux Sevres, noch die Freunde der
zarten Töne der modernen Keramik sich so
bald zu diesen ziemlich schreienden Farben
bekehren werden. Immerhin ist die Wieder-
entdeckung dem Direktor Vogt als ein hohes
Verdienst anzurechnen.

Wir würden von der Ausstellung von
Sevres kein vollständiges Bild geben, wenn
wir nicht einen Zweig ihrer Thätigkeit kurz
besprechen wollten, der mit dem Porzellan
streng genommen nichts zu thun hat, dem
sie sich aber seit einiger Zeit mit grossem
Eifer hingibt, die Fabrikation des »Gres
cerame«. Sie will hier nicht mit Männern
wie Delaherche, Dammouse und Chaplet in
 
Annotationen