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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 7.1900

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Gensel, Walther: Die Porzellan-Manufaktur zu Sèvres
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https://doi.org/10.11588/diglit.6699#0211

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Die Porzellan-Manufaktur zu Sevres.

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Konkurrenz treten, sondern das Steinzeug
rein zu monumentalen Zwecken verwenden
und schlägt auch andere Wege ein als z. B.
Müller und Bigot. Das billigere und auch
bei der Herstellung geringere Kosten ver-
ursachende Material soll ihr einfach das Por-
zellan ersetzen. Es wurde deshalb eine
Masse hergestellt, die bei derselben Tempe-
ratur genau dieselbe undurchlässige Glasur
erhält wie das neue Hart-Porzellan. Man
hatte ursprünglich den Plan gehabt, einen
ganzen Palast in der neuen Materie auf-
zuführen, allein unüberwindliche finanzielle
Schwierigkeiten stellten sich seiner Verwirk-
lichung entgegen, sodass man sich mit der
Ausstellung des Modells und der Ausführung
eines kleinen Theiles der Fassade begnügen
musste, der vom künstlerischen Standpunkt
mancherlei vermissen und so das Scheitern
des Projektes nicht allzusehr bedauern lässt.
Auch an dem grossen Friese der Hinter-
Fassade des Grand Palais wird man haupt-

sächlich die Technik bewundern, die die
Herstellung so gewaltiger Flächen ohne alle
Risse und Sprünge ermöglicht. Künstle-
risch befriedigender ist der Monumental-
Brunnen beim Petit Palais von Paul Sandler,
dem technischen Leiter der Anstalt, dessen
Mittelstück mit den graziösen Relief-Figuren
nach Boucher unsere Abbildung veranschau-
licht. Ausserdem hat die Manufaktur einen
monumentalen Kamin nach Sedille, eine Re-
produktion der dänischen Hunde von Gardet
und mehrere Vasen ausgestellt.

Dass unter der grossen Anzahl der Gegen-
stände hier und da einer zu Ausstellungen
Anlass gibt, ist begreiflich. Als Ganzes bietet
die französische National-Fabrik eine solche
Fülle neuer Entdeckungen und geläuterten
Geschmacks, dass man nur staunend bewun-
dern kann. Möchten die Anregungen, die
Sevres gibt, auf guten Boden fallen, ohne
zu blosser Nachahmung zu verführen!

Paris, Oktober 1900. Dr. Walther Gensel.
 
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