Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (7.1900)

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Zum Hinscheiden Meister Wilhelm Leibl's.

curjel & moser, architekten, karlsruhe. Villa C. E. L. Brown in Baden (Schweiz). Garten-Ansicht.%

Zum ßinfcheiden üleiffer Wilhelm heibPs,

Ju früh, mitten aus dem
.vollen Schaffen ist Wil-
helm Leibi dahingerafft
worden. Wenn auch die
Kunst - Epoche , deren
Bahn - Brecher Leibi in
Deutschland an vorderster
Stelle war, bereits für abgeschlossen gelten
kann und wenn auch die deutsche Malerei
in eine stilistische EntWickelung eingelenkt
ist, wodurch sie eben wieder befruchtend
auf das Kunstgewerbe wirken konnte, so
muss doch auch das Schaffen Leibl's und
seiner Altersgenossen als eine Vorbedingung
hierzu angesehen werden. Richard Muther
hat Leibi in der Wiener Wochenschrift
»Die Zeit« (15. Dezember) einen Nachruf
gewidmet, der die Bedeutung und die Eigen-
art des dahingeschiedenen Meisters so treffend "
und lebendig zum Ausdrucke bringt, dass

wir unseren Lesern davon Mittheilung
machen wollen. Richard Muther sagt:

Mit Wilhelm Leibi haben wir den
grössten Meister der Malkunst begraben, den
Deutschland im neunzehnten Jahrhundert
hervorbrachte. Als er auftrat herrschten
noch Historie und Genre. Die Zeit des
Bildungsphilisteriums und der Lesekränzchen
schätzte die Kunst nur als Dienerin des
Schriftthums. Hauslehrer oder Witzbold
musste der Maler sein. Leibi, der Ersten
einer, machte das Erdreich wieder urbar
für eine rein malerische Malerei, setzte der
Kunst, die als Dienstmädchen bei der Lite-
ratur verdingt war, wieder das königliche
Diadem aufs Haupt.

Courbet in Frankreich war ihm voraus-
gegangen. Es hingen 1869 im Münchener
Glaspalast alle Hauptwerke des Meisters
von Omans: die Hirschjagd, die Rehe am