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Klein, Rudolf: Betrachtungen über Kunst und Dekoration
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Rudolf Klein: Betrachtungen über Kunst und Dekoration.
p. bruckmann & söhne. Silb. Ehren-Schild. Entw. von bildhauer stock.
bei den Engländern — wir Deutsche ahmten
sie eine Zeitlang nach, doch gehen wir
nun zur Quelle der Natur zurück und
werden die Architektur wie Kunst des
20. Jahrhunderts zeitigen, getragen von dem
religiös-philosophischen Geist, den das ma-
terialistisch-spiritistische Gedankengebräu der
Engländer und Verfallsfranzosen nicht zu er-
setzen vermochte. Unsere Architektur wird
sich in der der Alten dadurch unterscheiden,
dass sie nicht mehr in erster Linie einem Kultus
geweiht, sondern dem Menschen. Dann werden
wir nicht mehr wie in den letzten Dezennien
lügenhafte Fassaden bauen, sondern Heim-
stätten für Mann und Weib und Kind. Und
es wird eine Farben-
Freudigkeit einkehren,
die uns in den Städten
wie in Gärten leben
lässt. Nur müssen wir
uns ebenso wie vor dem
Schema der Vernunft
vor dem Allzu - Indivi-
duellen hüten, von dem
nur ein Schritt bis zur
Laune, zur Spielerei ist.
Wir müssen unserem
Streben die breiteste
Basis geben, indem wir
stets das »Volk« im
Auge behalten wie die
alten Architekten ihren
»Gott« —: sonst bauen
wir auf ästhetischen
Flugsand. Und nichts
ist gefährlicher wie die
Nachahmung. Nur selb-
ständig Denkende dürf-
ten zur Lösung der in
Frage stehenden Auf-
gaben zugelassen wer-
den, da von solchen
jeder selbst aus der
Quelle schöpft. So wird
Jeder eigen sein und es
wird doch eine Ver-
wandtschaft unter den
Geistern herrschen, keine
Sprachwirrniss wie beim
Thurmbau zu Babel, dem
die letzten Architektur - Dezennien gleichen,
es wird eine Einheit herrschen, da ein
Grund-Empfinden zu allen Zeiten alle eigen
Empfindenden umschlingt. An Stelle der
Kopie des Historischen wird das Zeitbedingte
treten und einer neuen Zeit eigener Kultur-
Ausdruck sein. Rudolf Klein—Berlin.
*
AUSZEICHNUNG. Dem Herausgeber
l dieser Zeitschrift, Alex. Koch, wurde
auf der Bau-Ausstellung zu Dresden der
Staats-Preis der Preussischen Regierung
zuerkannt für die von ihm geleiteten Kunst-
Zeitschriften und sonstige Verlags-Werke
für Innen-Ausstattung und Kunstgewerbe.
Rudolf Klein: Betrachtungen über Kunst und Dekoration.
p. bruckmann & söhne. Silb. Ehren-Schild. Entw. von bildhauer stock.
bei den Engländern — wir Deutsche ahmten
sie eine Zeitlang nach, doch gehen wir
nun zur Quelle der Natur zurück und
werden die Architektur wie Kunst des
20. Jahrhunderts zeitigen, getragen von dem
religiös-philosophischen Geist, den das ma-
terialistisch-spiritistische Gedankengebräu der
Engländer und Verfallsfranzosen nicht zu er-
setzen vermochte. Unsere Architektur wird
sich in der der Alten dadurch unterscheiden,
dass sie nicht mehr in erster Linie einem Kultus
geweiht, sondern dem Menschen. Dann werden
wir nicht mehr wie in den letzten Dezennien
lügenhafte Fassaden bauen, sondern Heim-
stätten für Mann und Weib und Kind. Und
es wird eine Farben-
Freudigkeit einkehren,
die uns in den Städten
wie in Gärten leben
lässt. Nur müssen wir
uns ebenso wie vor dem
Schema der Vernunft
vor dem Allzu - Indivi-
duellen hüten, von dem
nur ein Schritt bis zur
Laune, zur Spielerei ist.
Wir müssen unserem
Streben die breiteste
Basis geben, indem wir
stets das »Volk« im
Auge behalten wie die
alten Architekten ihren
»Gott« —: sonst bauen
wir auf ästhetischen
Flugsand. Und nichts
ist gefährlicher wie die
Nachahmung. Nur selb-
ständig Denkende dürf-
ten zur Lösung der in
Frage stehenden Auf-
gaben zugelassen wer-
den, da von solchen
jeder selbst aus der
Quelle schöpft. So wird
Jeder eigen sein und es
wird doch eine Ver-
wandtschaft unter den
Geistern herrschen, keine
Sprachwirrniss wie beim
Thurmbau zu Babel, dem
die letzten Architektur - Dezennien gleichen,
es wird eine Einheit herrschen, da ein
Grund-Empfinden zu allen Zeiten alle eigen
Empfindenden umschlingt. An Stelle der
Kopie des Historischen wird das Zeitbedingte
treten und einer neuen Zeit eigener Kultur-
Ausdruck sein. Rudolf Klein—Berlin.
*
AUSZEICHNUNG. Dem Herausgeber
l dieser Zeitschrift, Alex. Koch, wurde
auf der Bau-Ausstellung zu Dresden der
Staats-Preis der Preussischen Regierung
zuerkannt für die von ihm geleiteten Kunst-
Zeitschriften und sonstige Verlags-Werke
für Innen-Ausstattung und Kunstgewerbe.