Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 7.1900

DOI Artikel:
Unsere Illustrationen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6699#0139

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Unsere Illustrationen.

N^nter den grossen kunst-
? industriellen Werkstätten
Württembergs verdient die
im Jahre 1805 gegründete
Silberwaaren - Fabrik von
P. Bruckmann & Söhne in
Heilbronn am Neckar als
eine der ersten ihrer Branche überhaupt im
Reiche und Europa genannt zu werden.

Silberne Tafelgeräthe jeder Art, beson-
ders silberne Tafelbestecke, ferner Ehren-
preise, kirchliche Kultus-Gegenstände gehen
aus diesen Werkstätten hervor, die seit der
Jahrhundertwende in einem vollständig neu-
erbauten, grossartigen Anwesen untergebracht
sind und gegen 800 Arbeiter und Ange-
stellte beschäftigen. Ein grosses kunstge-
werbliches Atelier unter der Leitung von
P. Bruckmann jr. versorgt die Fabrik mit
Entwürfen. Bruckmann hat sich der neu-
zeitlichen Richtung energisch angeschlossen,
wie unsere zahlreichen Abbildungen nach
den neuesten Erzeugnissen der Silber-In-
dustrie dieses Welthauses darthun.

Justinus Kerncr, der schwäbische Dichter,
hat im Jahre 1841 gelegentlich eines Neu-
baues der Bruckmann'schen Fabrik als Weihe-
gruss den schönen Vers gesprochen:

Haus, fülle Dich mit Silber, Gold,

Recht lang durch Himmels Gunst,

Die wandeln sich durch Feuers Strahl

In manchen lichten Fest-Pokal

Und andres Bild der Kunst!

Was den Altar der Kirche schmückt,

Den Tisch im Königshaus,

Was licht den Frauenhals umschlingt,

Was silbern strahlet, silbern klingt,

Das komm' aus Dir heraus I

Haben vor sechzig Jahren die neuen
Werkstätten so eine poetische Weihe erhalten,
so können wir sagen, dass auch heute die
Enkel jener Gründer die ideale Auffassung
ihres Berufes nicht verkennen.

Wo es gilt, den schwäbischen Kunst-
fleiss nach aussen zu vertreten, finden wir
Bruckmann & Söhne immer in erster Linie,
wir erinnern an das sinnige Prunkstück: den
Schwabenkessel, der 1896 in Stuttgart allge-
mein bewundert und jetzt nach England ver-
kauft worden ist. Das grösste Werk, das
die bald hundertjährige Firma aber je unter-
nahm, ist der Brunnen in Silber, Marmor
und Bronze, den sie für die Weltausstellung
in Paris 1900 nach Otto Rieth's gross ge-
dachtem Entwurf und A. Amberg''s gut em-
pfundenen Modellen ausgeführt hat.

Der Brunnen ist eine Allegorie auf die
deutsche Musik, d. h. auf diejenige Kunst,
in der Deutschlands Ruhm im letzten Jahr-
hundert am höchsten gestiegen ist, und ist
für das Vestibül oder den Wintergarten eines
Museums oder Schlosses gedacht. In der
Mitte des dreitheiligen (3 m 20 cm hohen)
Aufbaues sehen wir die grosse Figur der
deutschen Musik. Im Saume des lang-
wallenden Gewandes finden wir die Namen
deutscher Komponisten, mit Ornamenten
durchwoben, kunstvoll eingeschrieben.

Unter der Figur befinden sich die drei
Medaillons von Mozart, Beethoven und Wagner.
Der Karakter ihrer Musik spricht sich in den
grossen, theils ernsten und dramatischen, theils
heiteren Masken aus, welche das Wasser in
das grosse Marmorbecken speien, ebenso in
den weiblichen Figuren, mit welchen die 3
 
Annotationen