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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Die Eröffnung der Darmstädter Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0105

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Vorteil. Wir werden dadurch in die Lage versetzt, die
Serie unserer Sonder-Hefte in grösserem Massstabe zu planen und
nach reiflich erwogener Prüfung zu sichten und auf das Sorgfältigste
auszustatten. Dadurch wird uns die Möglichkeit geboten, nicht nur zuerst,
sondern auch mit dem Besten der Ausstellung hervorzutreten. Überdies
sind wir uns der Pflicht wohl bewusst, dass hier, wo es sich um ernste
Aufgaben und grosse Ziele handelt, um so strenger und, bei aller Begeisterung
und bei dem wärmsten Wohlwollen für die Sache, um so unnachsichtiger und
durchaus objektiv gewertet und gesichtet werden muss. Wenn es daher im
Interesse einer raschen Berichterstattung vielleicht bedauert werden könnte,
dass die Reproduktionen so aussergewöhnlich spät erscheinen, so muss es
andererseits doch für höchst erwünscht gelten, dass man nicht gezwungen
ist, auf Grund erster Eindrücke zu urteilen, sondern dass ein gründliches
Studium der Kritik vorausgehen kann. Wir sind fest davon überzeugt,
dass wir durch ein offenes, sachliches Urteil der ferneren Entwickelung
dieser aus wahrhaft fürstlichen Intentionen entsprungenen Gründung mehr
und nachhaltiger nützen, als wenn wir uns jenen mit Recht überall mit
Entrüstung oder mitleidigem Lächeln verfolgten Ergüssen anschlössen,
welche, fast scheint es um persönliche Sonder-Absichten eines einzigen
Kolonie-Mitgliedes im Gegensatz zu dem ernsten Schaffen der Gesamtheit
der übrigen Künstler in den Vordergrund des Tages - Gespräches zu
rücken, in einigen Zeitschriften und Zeitungen von gewissen Autoren
zum Besten gegeben wurden. Diese Artikel, die überdies noch ein
gänzlich schiefes Bild von dem Wesen der Ausstellung und dem Werte
der einzelnen Schöpfungen bei dem leichtgläubigeren Teile des grossen
Publikums voreilig in Umlauf zu bringen versuchten, sind in ihrer Menge
und in ihrer kaum noch verhüllten persönlichen Tendenz geradezu eine
Gefahr für das Ansehen der Kolonie — und nicht nur der Kolonie —
geworden, trotzdem es ganz unzweifelhaft ist und notorisch feststeht,
dass die Kolonie als Gesamtheit diesem Treiben absolut fern steht.
Da darf man sich denn kaum noch erstaunen, wenn in gewissen Kreisen
von Litteraten und verkannten Genie's eine Begehrlichkeit erweckt wird,
welche durch ihre nahezu komische Zudringlichkeit nur allzu deutlich
verrät, wess Geistes Kinder diejenigen sind, denen »das kleine Darmstadt«
als Sprungbrett zu wer weiss welchen Zielen gerade gut genug zu sein
scheint. — »Mein Hessen-Land blühe und in ihm die Kunst«: Diese Worte
des Grossherzogs bezeugen, dass solche Machenschaften auf keinen Erfolg zu
rechnen haben. Und daran wollen wir uns halten, darauf soll man auch in
Hessen bauen! War es doch durch dieses würdelose Treiben schon dahin
gekommen, dass man sich vielfach den schlimmsten Befürchtungen hingab
 
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