Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

DOI Artikel:
Fuchs, Georg: Carl Max Rebel - Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0270
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
25«

Georg Fuchs: Carl Max Rebel—Berlin.

CARL MAX REBEL—BERLIN.

» Sonnen-Auf gang*. ( Oel-Studie.)

Gewand, Putz oder Buch: überall ist ihr
Wirken nötig und wir erkennen, dass wir
erst einen kleinen Schritt zum grossen Ziel
gethan haben, indem wir zunächst der Ge-
staltung des Hauses und seiner Geräte die
Anteilnahme schöpferischer, oder besser ge-
sprochen , im neuen Sinne adeliger Geister
gewannen. Wenn wir einen Blick werfen
auf die unendlichen Massen von Lebens-
Formen, die noch jeder übersetzenden und
läuternden Bildung, jeglicher Bewältigung
gänzlich entbehren, so müssen wir uns
ernstlich eingestehen, dass wir für die freie
Kunst, für die Kunst, die darüber hinaus
schaff tund ein überschwänglich-überschüssiges
Leben über dem Leben zauberisch erschliesst,
noch kaum einen Mann zu entbehren haben.

Es mag für den Künstler, dessen Auf-
treten uns zu solcher Selbstprüfung Anlass
gab, obenhin gesehen vielleicht wenig vor-
teilhaft erscheinen, wenn wir uns vor seinem
Werke dergestalt misstrauisch zeigen gegen
das allgemeine Niveau der Zeit und ihrer
»individuellen« Kunst. Und doch zeugt
nichts mehr für ihn, als dass er dazu
herausfordert, dass er uns dreist macht zu
tiefen Blicken und schonungslosen Worten.
Wir würden hierzu weder Neigung noch

Mut empfinden, wenn wir aus den weiten
Horizonten seiner Bilder nur den schwäch-
lichen Flügelschlag einer geringen Rasse
vernähmen. Allein dort zieht es stolz dahin
auf breitem Fittich. Wir denken nicht daran,
zünftig kluge Reden zu führen wie vor
den Malereien jener wackeren Leute, die
sich mit so verwunderlichem Fleisse abmühen,
irgend eine Gleichgültigkeit unter Aufbietung
unsäglich schwieriger Kunstgriffe zum Über-
flusse noch einmal und noch einmal dar-
zustellen oder die mit fiebernder Seele in
ruhelosen Nächten sich verzehren in der
Sucht nach Neuem, Unerhörtem, das ihnen
den lärmenden Erfolg des gemeinen Marktes
gewinnen könnte. Wir blicken hier auf ein
Schaffen, das sich erhebt aus der Dankbar-
keit einer überschwänglichen und edlen
Jugend - Seele, die stammelnd nach Lob-
gesängen ringt und stürmisch nach den
teuersten Opfergaben greift, um sie jauchzend
und demütig darzubringen ihren Göttern:
»Tristan und Isolde«, »In Sehnsucht« —
Tristans Sehnen nach der »Nacht« — und jene
»Francesca«, die im Taumel schmerzlicher
Klänge zu verschmachten scheint. Die späte
Glut der »romantischen Sonne« blendete den
gläubig starrenden Blick mit den roten
 
Annotationen