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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 12.1903

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Friedrich Adler
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https://doi.org/10.11588/diglit.6693#0273
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FRIEDRICH ADLER, der Verfasser der
in diesem Hefte enthaltenen beachtens-
werten Vorschläge zur Neu-Belebung der
Stuck-Technik und Urheber der hierzu ge-
hörigen Abbildungen, ist unseren Lesern in
vorteilhafter Weise bekannt geworden zuerst
durch buchgewerbliche Versuche, Zinn-Ar-
beiten und Stickereien, die im Dez.-Heft 1900
S. 130 vorgeführt wurden, dann
aber namentlich durch den
»Vorraum«, den er für die
Turiner Ausstellung im
Vorjahre geschaffen hatte
und der im Okt.-Hefte
auf S. 60 u. 61 zur Re-
produktion gelangte.
Schon damals wurde
(Seite 47) auf diesen
jungen, aus Schwaben
stammenden Künstler
hingewiesen, als auf ein
Talent, von dem man im
Gebiete der Stuck-Technik
und Architektur-Plastik noch
etwas erwarten dürfe. — Es
scheint uns nun, dass Adler diese
Erwartungen nicht enttäuscht hat, indem die
heute vorliegenden Proben aus seinem jüngsten
Schaffen erkennen lassen, wie sein Talent
heranreift und seine Fantasie fruchtbarer wird.
Adler, damals noch Schüler der Münchener
Kunstgewerbe-Schule, stand noch unter dem
Einflüsse seines Freundes Paul Bürck, als
wir im Jahre 1900 zum ersten Male auf
ihn hinwiesen. Dieser Einfluss ist nunmehr
sehr zurückgetreten; und je mehr er in die
Praxis eindrang um so energischer entfaltete
sich auch seine formale Eigenart. Gegen-

wärtig ist er mit der ihm übertragenen
Renovierung der Synagoge seines Heimat-
Ortes, Laupheim bei Ulm, beschäftigt. Dies
wird die erste Synagoge mit moderner Aus-
schmückung sein. Von Oktober an wird
Adler auch als Lehrer seines Spezial-Faches
an der Kunst - Schule von Obrist und
W. von Debschitz in München wirken. —
Wir haben keinen einzigen Stukka-
teur, der seine Formen (wie
das früher der Fall gewesen
sein muss) aus der Tech-
nik selbst heraus ent-
wickeln könnte, nur ver-
einzelte Architekten,
welche die Anpassung
der Formengebung
an diese Technik für
notwendig gehalten
hätten. Unseres Erin-
nerns war Karl Gross
in Dresden der erste, der
in München und Dresden
mit vorzüglichen Arbeiten
zeigte, welche Wirkungen durch
eine gesunde Technik, gepaart mit
feiner Empfindung, für die plastische Form
erzielt werden können. Auch Peter Behrens,
van de Velde, Bruno Paul, Pankok und
Riemerschmid schufen Wand - Friese, die
alles Bisherige, wir wagen zu behaupten
auch der guten Stuck - Perioden, an Schön-
heit und Zweckmässigkeit durchaus erreichten.
Was aber wollen diese u. a. vereinzelten
schönen Leistungen im Verhältnis zu jenem
Chaos von Stuck-Rosetten, Friesen und
Decken, mit denen unsere Wohnungen hin-
auf bis zu den »hohen und höchsten Herr-

1808. XII. 7.
 
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