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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

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Michel, Wilhelm: Realismus und Naturalismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0058

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und Naturalismus in ihrem Verhältnis zur
Idee zu betrachten. Wenn man unter
Idee ganz allgemein die Mitwirkung des
geistigen Subjekts bei der künstlerischen
Tätigkeit versteht, so ergibt sich, daß der
Naturalismus von idealistischen Einschlägen
fast ganz frei ist. Die sinnliche Wahr-
nehmung ist ihm ausschlaggebend und
ihre Wiedergabe sein einziges Ziel. Der
Realismus hingegen, indem er es unter-
mmmt, das wesentliche der Dinge aufzu-
finden, sie nach Maßgabe einer auf sinn-
liche Wahrnehmung gegründeten vernünf-
hgen Einsicht möglichst stark zu charak-
terisieren, enthält einen deutlichen idea-
hstischen Zug. Er hat zur Idee eine gewisse
natürliche Verwandtschaft, die jederzeit
bereit ist, sich zu offenbaren. Nimmt man
einen neueren Landschafter wie beispiels-
weise Karl Haider oder den ihm wesens-
ahnlichen Edmund Steppes, so wird man

finden, daß der moderne Kritiker vor ihm
stets in Verlegenheit gerät, welchen Zug
er an dieser Kunst mehr hervorheben soll,
den realistischen oder den idealistischen.
Alle Einzelformen und -färben findet er
hier treu gewahrt und aufgezeichnet, und
doch gibt die Anordnung des Ganzen,
der lineare Rhythmus, von dem es durch-
zogen ist, deutlich ein subjektives Element
zu erkennen. Eine wahrhaft realistische
Kunst wird stets mehr oder minder idea-
listisch, d. h. subjektiv sein. Daß diese
Art Subjektivität zu der vom Künstler
stets geforderten Objektivität in keinem
Widerspruch steht, darf ich wohl als be-
kannt voraussetzen.

Gerade heute, wo man allgemein an
einer ehrlichen Überwindung des ent-
arteten Naturalismus arbeitet, scheint mir
eine genauere Scheidung der Begriffe, von
denen diese Zeilen handeln, doppelt not-

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