Heinrich Vogekr— Worpswede.
Romantische flärchm
von
BMNTANOwiitT/ECK
i. Reihe
<Jn Auswahl. undmitEin,,
Zeitung von Bruno Wille
- Verlegt bei Eugen Diedericlis/
uip21&IJ02.
H.9V.
heinrich vogeler—worpswede.
Titelblatt.
es seine Heimat. Die Arabeske hat eine
unendliche Verwandlungsfähigkeit. Sie geht
aus sich selbst hervor und läßt sich nicht
berechnen. Wie das Märchen. Es kann
immer wieder beginnen. Wenn es ganz rund
geworden ist aus sich selbst wie das Wasser
der Fontänen, dann macht es zergehend dem
neuen Rund Platz, ohne Ubergang. So wird
die Arabeske aus sich selbst sich dehnen,
sich runden, überfließen und in der ewigen
Fortsetzung wieder da sein.
Das romanische Märchen liebt die Be-
ziehung, die Lehre. Das deutsche ver-
schmäht sie. Es hat nur sein Gesetz der
ewigen Wiederkehr, keine Vorschrift der
Bedeutung. Das orientalische Märchen sucht
den Reiz des sinnlichen Abenteuers. Das
deutsche Märchen liebt seine eigene Sehn-
sucht im Abenteuern. Sein Wunder liegt
nicht im Greifbaren. Im orientalischen
Märchen drängen sich die sinnlichen Wunder.
402
Das deutsche Märchen kennt keine Wunder.
Ihm ist alles gleich wunderbar, alles selbst-
verständlich: der Wald und seine Bäume,
seine Vögel wie die Menschen und ihre
Schicksale. Das orientalische Märchen spricht
immer wieder Gott an um Schutz gegen
die Bedrängnisse seiner Wunder. Das
deutsche Märchen ist ganz arglos, sein
Leben ist Traum: es fragt nicht nach seiner
Bedeutung.
So sind Vogelers magische Arabesken
zugleich das Elementarste der Naturformen,
Pflanzen und Tiere, Schuppen, Federn,
Blätter, Fühler, Flossen, Augen und Sterne.
Im gehäuften Panzer starrender Schuppen,
im Fächer der symmetrischen Pfauenaugen,
im weithin gespannten großen, im sinken-
den, im schwer niederhangenden Flügel
zeigen sich seine Wunder. Sein Märchen
verschmäht die Deutung. Darum mangelt
heinrich vogeler—Worpswede. Illustration.
Aus oben genanntem Werke. Verlag e. Diedrichs.
Romantische flärchm
von
BMNTANOwiitT/ECK
i. Reihe
<Jn Auswahl. undmitEin,,
Zeitung von Bruno Wille
- Verlegt bei Eugen Diedericlis/
uip21&IJ02.
H.9V.
heinrich vogeler—worpswede.
Titelblatt.
es seine Heimat. Die Arabeske hat eine
unendliche Verwandlungsfähigkeit. Sie geht
aus sich selbst hervor und läßt sich nicht
berechnen. Wie das Märchen. Es kann
immer wieder beginnen. Wenn es ganz rund
geworden ist aus sich selbst wie das Wasser
der Fontänen, dann macht es zergehend dem
neuen Rund Platz, ohne Ubergang. So wird
die Arabeske aus sich selbst sich dehnen,
sich runden, überfließen und in der ewigen
Fortsetzung wieder da sein.
Das romanische Märchen liebt die Be-
ziehung, die Lehre. Das deutsche ver-
schmäht sie. Es hat nur sein Gesetz der
ewigen Wiederkehr, keine Vorschrift der
Bedeutung. Das orientalische Märchen sucht
den Reiz des sinnlichen Abenteuers. Das
deutsche Märchen liebt seine eigene Sehn-
sucht im Abenteuern. Sein Wunder liegt
nicht im Greifbaren. Im orientalischen
Märchen drängen sich die sinnlichen Wunder.
402
Das deutsche Märchen kennt keine Wunder.
Ihm ist alles gleich wunderbar, alles selbst-
verständlich: der Wald und seine Bäume,
seine Vögel wie die Menschen und ihre
Schicksale. Das orientalische Märchen spricht
immer wieder Gott an um Schutz gegen
die Bedrängnisse seiner Wunder. Das
deutsche Märchen ist ganz arglos, sein
Leben ist Traum: es fragt nicht nach seiner
Bedeutung.
So sind Vogelers magische Arabesken
zugleich das Elementarste der Naturformen,
Pflanzen und Tiere, Schuppen, Federn,
Blätter, Fühler, Flossen, Augen und Sterne.
Im gehäuften Panzer starrender Schuppen,
im Fächer der symmetrischen Pfauenaugen,
im weithin gespannten großen, im sinken-
den, im schwer niederhangenden Flügel
zeigen sich seine Wunder. Sein Märchen
verschmäht die Deutung. Darum mangelt
heinrich vogeler—Worpswede. Illustration.
Aus oben genanntem Werke. Verlag e. Diedrichs.