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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

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Muthesius, Hermann: M. H. Baillie Scott - Bedford
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https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0330

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M. H. Baillie Scott-Bcdford.

M. H. BAILLIE SCOTT—BEDFORD.

bert. Diese Gärten sind durchweg regel-
mäßig gestaltet, wie denn überhaupt in Eng-
land der regelmäßige Garten längst wieder
zu seinem vollen Rechte gekommen ist, ein
Ziel, um das wir in Deutschland noch mit
den Landschafts-Gärtnern harte Kämpfe
führen müssen. Bei kleinen Gärten ist da-
bei immer das Nützliche mit dem Ange-
nehmen vereinigt, indem der Obstgarten, der
Lawn-tennis-Platz oder selbst der Küchen-
garten zum Hauptmotiv der Gartenanlage
gemacht worden ist. Gerade in Bezug auf
das jetzt bei uns so lebhaft bekämpfte Ge-
biet des Gartens bietet das Werk ungemein
viel Anregung.

Aber die Haupt-Anregung des Buches
wird vielleicht doch in den Abbildungen der
von Baillie Scott gebauten Häuser gefunden
werden. Diese Häuser sind durchaus indi-
viduelle Werke des Künstlers, die sich an
nichts Hergebrachtes knüpfen, sondern auf
eigene Weise der Probleme des Hausbaues
Herr zu werden suchen. Es ist nicht leicht
zu sagen, in welcher Hinsicht Baillie Scotts

Salon in vorstehendem Landhaus.
Aus dem Werke: »Houses and Gardens«.

Häuser interessanter sind, in Hinsicht auf
den Grundriß oder in Hinsicht auf die künst-
lerische Fassung. Im Grundriß verficht er
das Prinzip eines Zentralraumes im Hause.
Im großen Hause soll es der Raum sein,
von dem sich alle übrigen Wohnzimmer er-
schließen, im kleinen Hause soll es unter
Umständen der einzige Wohnraum sein, in
dem sich das ganze häusliche Leben ab-
spielt. Als Schlafräume dienen dann kleinere
Sondergelasse im Obergeschoß. Baillie Scott
bekämpft in Wort und Tat jenen nur allzu
häufig angetroffenen Grundriß des kleinen
Hauses, der dieselben Räume enthält wie
das große Haus, nur in verkleinertem Maß-
stabe. Mit Recht betont er, daß das kleine
Haus ein Organismus für sich ist, der
seine eigenen Bedingungen und daher auch
seine eigene Form hat. Die verschiedenen
Funktionen, die im großen Hause den ver-
schiedenen Zimmern zufallen, müssen im
kleinen Hause auf den gemeinsamen Wohn-
raum zusammengezogen werden, der indes
durch Erweiterungen, Ausnischungen sowie

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