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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

DOI article:
Michel, Wilhelm: Künstlerische Plakate
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0398

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KÜNSTLERISCHE PLAKATE.

TEXT VON WILHELM MICHEL—MÜNCHEN.

Kiiirstler-
Plakate

in jedem
Format

Kuristanstalt

HoUerbaum.
^Schmidt

Berlin N. 65.

Das Straßenplakat gehört zu den Gebieten, die von der
modernen angewandten Kunst verhältnismäßig früh
erobert worden sind. Lange, ehe der Begriff »angewandte
Kunst« sich allgemein eingebürgert hatte, gab es vereinzelt
schon Affichen, die, von Künstlern entworfen, in ausgesprochen
modernem Geiste gedacht waren. England, das überhaupt
für die gesamte kunstgewerbliche Bewegung der Gegenwart
bahnbrechend gewirkt hat, ist auch auf diesem Gebiete
vorangegangen. Während die englischen Anregungen in
Frankreich auf keinen sehr günstigen Boden fielen, haben
sie in Deutschland sogleich befruchtend gewirkt. Namhafte
Künstler haben ihre Kraft in den Dienst des Straßenplakates
gestellt, und heute hat sich bei allen Beteiligten, bei der
Geschäftswelt sowohl, wie bei den Künstlern, die Anschauung
durchgerungen, daß die Affiche eine rein künstlerische An-
gelegenheit ist, daß sie eine künstlerische Lösung nicht nur
verträgt, sondern geradezu erfordert. Der Künstler, der
anfangs nur ausnahmsweise zur Herstellung dieser wirk-
samsten Form der Straßenreklame herangezogen wurde, gilt
uns heute allgemein als der einzig Berufene in dieser An-
gelegenheit. Länger hat es gedauert, bis man erkannte, daß
auch der zeichnerische Teil der Zeitungsreklame vor das
Forum des Künstlers gehört. Noch geraume Zeit behalf
man sich da mit den abstrusen Versatzstücken, die der
Setzerkasten der Zeitungen oder der Klischeevorrat der
Annonceninstitute barg, bis man zielbewußt an eine indivi-
duelle Ausgestaltung des Zeitungsinserates heranging. Heute
ist diese individuelle Ausgestaltung wenigstens im Prinzip
als Axiom anerkannt. Die rasche künstlerische Entwicklung
des Straßenplakates hat hier den richtigen Weg gewiesen.

Der Grund für diese rasche Entwicklung liegt letzten
Endes wohl in jener Tendenz der modernen Flächenkunst,
die ihr von Anhängern des Alten so oft verdacht worden
ist, nämlich in der Tendenz der Fernwirkung. Und diese
ergibt sich naturnotwendig aus dem Wesen des Impressio-
nismus, wie ihn die moderne Malerei und Graphik ausgebildet
hat. In dem Bestreben, vor allen Dingen den beherrschenden
Gesamteindruck der Dinge zur Geltung zu bringen, haben

Künstler
Plakate

in jedem
Format
Kurts tartstak

Hollerbaam
^Schmidt

Berlin N.65.

Entwurf; Franz Christophe—Berlin.
1907. VI. 7.

Die Mehrzahl der hier wiedergesehenen Plakate wurde uns vom
Verein der Plakatfreunde—Berlin gütigst zur Verfügung gestellt.

Druck von HoUerbaum & Schmidtt
 
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