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Michel, Wilhelm: Künstlerische Plakate
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0400
Künstlerische Plakate.
THE OCTOBER
* + _*
_ •_._i
Now Ready Price 25 Cents
MILLS THOMPSON—NEW-YORK.
Auflageziffer des einzelnen Blattes. Die
Herstellungsweise des Plakates ist dieselbe
wie die des originalgraphischen Kunstwerkes
und der Illustration.
Es ergibt sich also, daß sich das moderne
Künstlerplakat deshalb so rasch entwickeln
konnte, weil ihm die neuere Graphik bereits
in weitgehendster Weise vorgearbeitet hatte.
Auch fand es bei seiner Enstehung bereits
den wichtigen Begriff einer dekorativen
Flächenkunst vor, womit der Hauptpunkt
einer Ästhetik des Plakates schon fest-
gelegt war.
Unsere Abbildungen, die natürlich nur
als sehr beschränkte Auswahl aus dem heute
schon überreichen Stoffkreise gelten können,
lassen erkennen, wie sehr die Plakatkunst
von dem flächigen, dem graphischen Sehen
beherrscht wird. Sie sind fast durchgehend
nach dem strengen Schwarz-Weiß-Prinzip
gearbeitet, das nur volles Licht und vollen
Schatten kennt. Die Farben haben hier
nicht wie bei der Ölmalerei den Zweck, die
verschiedenen Abstufungen des Lichtes dar-
zustellen, sondern sie wollen nur die Haupt-
töne der Licht- und Schattenflächen schema-
tisch charakterisieren, und es ist ihre vor-
züglichste Bestimmung, im ganzen einen
wohllautenden, ebenso kräftigen als vor-
nehmen Farbenakkord zu liefern. Im Gegen-
satze zu dem alten Mehrfarbendruck, dessen
Wirkung kläglich und verlegen zur Wirkung
des Ölbildes hinüberschielte, begnügt sich
das moderne Plakat in der Regel mit vier
oder fünf Farbenplatten. Denn nur durch
diese Vereinfachung kann die einzelne Farbe
auf ihren vollen Wert und das ganze zu
jener sensationellen Wirkung gebracht werden,
die das Plakat seinem Wesen nach bedarf.
Bekanntlich hat das einzelne Plakat an den
Litfaßsäulen und an den Plakatwänden einen
schweren Kampf um seine Existenz zu
führen. Es gilt, dem tollen Farbenwirrwarr
gegenüber, der sich da breit macht, zu
Worte zu kommen. Zu diesem Ziele führen
nur zwei Wege. Der Künstler kann ver-
suchen, das koloristische Tohu-Wabohu durch
noch lebhaftere Farben zu übertönen und
L. HOHLWEIN—MÜNCHEN. Druck: Vereinigte Druckereien
vorm. Schön & Maison—München.
495
THE OCTOBER
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Auflageziffer des einzelnen Blattes. Die
Herstellungsweise des Plakates ist dieselbe
wie die des originalgraphischen Kunstwerkes
und der Illustration.
Es ergibt sich also, daß sich das moderne
Künstlerplakat deshalb so rasch entwickeln
konnte, weil ihm die neuere Graphik bereits
in weitgehendster Weise vorgearbeitet hatte.
Auch fand es bei seiner Enstehung bereits
den wichtigen Begriff einer dekorativen
Flächenkunst vor, womit der Hauptpunkt
einer Ästhetik des Plakates schon fest-
gelegt war.
Unsere Abbildungen, die natürlich nur
als sehr beschränkte Auswahl aus dem heute
schon überreichen Stoffkreise gelten können,
lassen erkennen, wie sehr die Plakatkunst
von dem flächigen, dem graphischen Sehen
beherrscht wird. Sie sind fast durchgehend
nach dem strengen Schwarz-Weiß-Prinzip
gearbeitet, das nur volles Licht und vollen
Schatten kennt. Die Farben haben hier
nicht wie bei der Ölmalerei den Zweck, die
verschiedenen Abstufungen des Lichtes dar-
zustellen, sondern sie wollen nur die Haupt-
töne der Licht- und Schattenflächen schema-
tisch charakterisieren, und es ist ihre vor-
züglichste Bestimmung, im ganzen einen
wohllautenden, ebenso kräftigen als vor-
nehmen Farbenakkord zu liefern. Im Gegen-
satze zu dem alten Mehrfarbendruck, dessen
Wirkung kläglich und verlegen zur Wirkung
des Ölbildes hinüberschielte, begnügt sich
das moderne Plakat in der Regel mit vier
oder fünf Farbenplatten. Denn nur durch
diese Vereinfachung kann die einzelne Farbe
auf ihren vollen Wert und das ganze zu
jener sensationellen Wirkung gebracht werden,
die das Plakat seinem Wesen nach bedarf.
Bekanntlich hat das einzelne Plakat an den
Litfaßsäulen und an den Plakatwänden einen
schweren Kampf um seine Existenz zu
führen. Es gilt, dem tollen Farbenwirrwarr
gegenüber, der sich da breit macht, zu
Worte zu kommen. Zu diesem Ziele führen
nur zwei Wege. Der Künstler kann ver-
suchen, das koloristische Tohu-Wabohu durch
noch lebhaftere Farben zu übertönen und
L. HOHLWEIN—MÜNCHEN. Druck: Vereinigte Druckereien
vorm. Schön & Maison—München.
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