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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Vogt, Adolf: Buntpapiere und Tapeten-Fabrikation
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0341
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Buntpapiere und Tapeten-Fabrikation.

prof. jos.
hoffhank
in wikn.

von oust.
ki.imt in

Wien. ::

Motive immer kleiner werden und oft einzeln
geserjt werden wie Stempel. Namentlich das
reichliche Vorkommen von Goldverzierungen
zwingt uns, Vergleiche mit den ältesten Präge-
papieren anzustellen.

In unserer Ausstellung sind diese alten Präge-
papiere sehr zahlreich und sehr gut vertreten.
P. Jessen bemerkt zu ihnen in dem schmucken
Führer, den die Besucher erhalten, folgendes:
„Die geprägte Goldverzierung auf Leder war
der Stolz des kunstreichen Buchbinders seit der
Renaissance. Auch große Ledertapeten wußte
man durch Reliefpressung zu schmücken. Es lag
nahe, ähnliche Wirkungen auf dem wohlfeileren
Papier zu versuchen. So entstanden zuerst, ver-
mutlich in Italien, die geprägten Gold- und Silber-
papiere. Die Papierbögen, handfestes Bütten-
papier, wurden mit einer dunklen Grundfarbe be-
strichen. Darauf wurde Blattmetall gelegt, echtes
Gold, Kupfergold oder Silber. Durch erhirjte,
gravierte Messingplatten wurde die Folie in einer
Walzenpresse dem Papier aufgeprägt. - Da die
Messingplatten kostspielig waren, so wurden diese
Bögen in größeren Auflagen hergestellt und ge-
schäftsmäßig vertrieben. Die tätigsten Betriebe
dieser Art gab es in den süddeutschen Städten,
vor allem in Augsburg und Nürnberg. Wir

kennen eine Reihe dieser Werkstätten, weil ihre
Namen oft auf den Platten eingraviert waren und
auf den Bögen mit abgedruckt wurden." In der
Ausstellung sind u. a. vertreten die berühmten
Werkstätten von Johann Michael Munck, Abraham
Mieser, Johann Friedrich Leopold, Jeremias Wolff,
Gebr. Leder, F. G. Eckart in Augsburg, und
J. March und Paul Reymund in Nürnberg.

Diese Papiere sind fast durchweg nur zwei-
farbig, aber es ist erstaunlich, wie wundervoll
immer die Farbe des Papiertons mit der Tönung
des aufgeprägten Goldes oder Silbers zusammen-
gestimmt ist. Das ist mit einer ganz instinktiven
Sicherheit gemacht, mit einem unfehlbaren Ge-
schmack, der unserer Zeit leider schon längst
verloren gegangen ist. Als Papierfarben hat
man nur einfache, kräftige Töne genommen,
Venetianischrot, Indigo, sattes Grün, Orange;
bald wurde das Muster geprägt, bald der
Fond. Aber immer wurde das Metall tief ein-
geprägt, sodaß eine deutliche, klare Relief-
wirkung entstand. Und gerade hierin liegt ein
besonderer Reiz dieser alten Prägepapiere. Man
hat die Entstehung des Musters nicht nachträg-
lich verwischt und verschleiert, sondern aus dem
Prägen besondere künstlerische Wirkungen her-
vorzuholen gewußt. Natürlich mußte auch in der

1907. XII. 5.

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