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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Werktätige Jugenderziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0068
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Werktätige Jugend-Erziehung.

ungen einrückt. Fast alle Gebiete der gewerb-
lichen und industriellen Produktion zeigen uns
derartige Verschiebungen, überall eine erhöhte
Nachfrage nach Präzisionarbeiten.

Noch andere Eigenschaften verlangt das
Kunsthandwerk, von dessen Wiederbelebung
man vielfach in gewissem Sinne eine Rettung
des Handwerkerstandes erwartet. Hier gelten
andere Bedingungen für die Produktion: weder
die zur Arbeit erforderliche Zeit, noch der Preis
der Rohstoffe sind ausschlaggebend, sondern
allein der künstleriche, individuelle Wert des
Produktes. Der „Deutsche Werkbund" hat
sich eingehend mit der Frage beschäftigt,
welche Bedingungen für die Heranbildung des
gewerblichen Nachwuchses gelten, wenn der-
selbe Qualitätsarbeit liefern soll. Denn das
ist vollkommen klar, daß mit billiger Massen-
arbeit Deutschland eine führende Rolle in der
Volkswirtschaft auf die Dauer nicht behaupten

kann. Dazu ist bei uns die Arbeitskraft zu
teuer und die Rohprodukte sind zu wertvoll,
besonders wenn wir sie von anderen Völkern
kaufen müssen. Mit Recht hat eine viel-
genannte Autorität, der Münchner Schulrat
Dr. Kerschensteiner, darauf hingewiesen, daß
das Problem der gewerblichen Erziehung nicht
losgelöst werden könne von dem Problem der
Gesamterziehung unseres Volkes. Es wird
also, um einer wirksamen gewerblichen Er-
ziehung die Vorbedingungen zu schaffen, da-
rauf ankommen, schon die Volksschule so zu
organisieren, daß die produktiven Kräfte im
Kinde zur Entwicklung kommen, weil nur
diese die Arbeitsfreudigkeit und Schaffenslust
erwecken können. Dazu ist die technische Ar-
beit, d. h. die Arbeit mit Werkzeug und
Material unentbehrlich. Diese Art der Er-
ziehung nennen wir werktätige Erziehung.

LEIPZIG. DIREKTOR DR. PABST.

FRANK EUGENE SMITH—MÜNCHEN. Bildnis: Maidie H.
 
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