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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Bender, Ewald: Ausstellung der Berliner Secession: Berlin, Mai - Okt. 1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0299
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Berliner Secession igw.

OSWALD GALLE FRIEDENAU.

Gemälde: »Am Ufer«

wenn man auch nicht unbedingt zustimmen
kann. Von Hodler hängt im großen Saal
„Der Tag", das schönste Bild, das man seit
langem von ihm sah, weiter die „Empfindung"
und eine Anzahl Studien, von denen der
„Holzhauer" am eindrucksvollsten ist. Eine
Anzahl jüngerer Maler, deren Eigenart genü-
gend bekannt ist, sind wie immer mit gedie-
genen Arbeiten vertreten: Bischoff-Culm,
Brandenburg („Das Märchen"), v. Brock-
husen („Kähne auf der Havel"), Philipp
Franck, Curt Herrmann („Aus dem
Schloß Belvedere beiWeimar"), Ulrich Hüb-
ner („Hamburger Hafen"), Fritz Rhein,
von Kardorff, Klein-Diepold, Linde-
Walther, Mosson, Orlik, E. R. Weiß,
Hermann Struck. Die „Kreuzigung" Max
Beckmanns ist das reifste Bild größeren
Formats, das ich bisher von ihm sah; die „Aus-
gießung des hl. Geistes" hat viele Vorzüge,
nur den einen nicht, daß die Empfindung an
der Hand von klaren Vorstellungen geleitet
wird. Man hat den Eindruck, daß erst dann
eindeutig zur Erscheinung würde, was Beck-
mann will, wenn er denselben Stoff (wie er es
mit seiner „Kreuzigung" getan hat) noch mehr-

mals malen wird. Waldemar Rösler, von
dem man bisher nur die noblen Landschaften
kannte, hat sein Stoffgebiet mit einer „Hl. Fa-
milie" erweitert. Als das beste von den
Bildern Leo von Königs erscheint das
„Boheme-Cafe", und von Walser sieht man
das sympathische Bildnis der „Dame mit
dem Hund". Ich erwähne noch Schocken,
Westphal, Berneis und Hans Meid, die
sich alle in aufsteigender Linie zu entwickeln
scheinen. Großgesehene Akt-Kompositionen
bei bescheidenstem Format und ganz solider
Arbeit von Oswald Galle fallen auf, weiter-
hin von Walther Klemm, den ich bisher nur
als Graphiker kannte, der „Eisplatz", von
einem jungen Karlsruher, Arthur Grimm,
eine „Salome". Otto Hettn er brauchte seine
Palette nur etwas weniger extravagant zu stim-
men, so könnte man seiner gutgesehenen Akt-
Kompositionenmehr froh werden. Dochbedeu-
ten seine „Bogenschützen" gegen früher einen
nicht geringen Fortschritt. Richard Drehers
„Winter in Rockau" kündet von einem er-
freulichen Weiterkommen und von einer
immer entschiedeneren Absage an den Neo-
impressionismus. — Das Ausland tritt gegen

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