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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Loubier, Jean: Die Drucke des Ernst Ludwig-Presse
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0331
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F.W.KLEUKENS

DIE DRUCKE DER ERNST LUDWIG-PRESSE.

Privatpressen gegenüber der Verlegerarbeit
auszeichnen kann. Wir sind jetzt mit unserer
Buchkunst schon dahin gelangt, daß wir gute,
beste Qualität von der Durchschnittsleistung
zu unterscheiden wissen, wir haben auch bei
uns Bücherfreunde, die solche guten teuren
Bücher, wie die der Ernst Ludwig-Presse,
kaufen. Freilich steht die Bücherliebhaberei
bei uns bei weitem noch nicht auf der
gleichen Höhe wie in England, wo die reichen
Bibliophilen sofort zugreifen, wenn ihnen die
künstlerischen Private Presses, die Keimscott
Press, die Eragny Press, die Doves Press,
die Ashendene Press, und wie sie alle heißen,
ihre kostbaren Drucke auf Subskription an-
bieten,auch wenn diese Bücher um der künst-
lerischen Arbeit willen, die auf sie verwendet
wird, und um der denkbar höchsten Qualität
der Ausführung willen außerordentlich hohe
Preise haben.

Das „Buch Esther", mit zwei reichen Titel-
seiten in Gold- und Schwarzdruck, war das
erste Buch, das Kleukens in der Ernst Ludwig-
Presse druckte. Goethes „Hermann und Doro-
thea", in schönem ruhigem Satz mit goldenen
Initialen und grüngedruckten Buchüberschrif-
ten, folgte als zweites. In den nächsten Bü-
chern: Heines „Nordseeliedern", Verhaerens
Drama „HelenasHeimkehr", dem „Hohen Lie-

ft aben wir bisher die Engländer
um die köstlichen künstle-
rischen Erzeugnisse ihrer von
Künstlern begründeten und
geleiteten Privatpressen be-
neiden müssen, so haben wir
jetzt in der Ernst Ludwig-Presse ein deutsches
Seitenstück zu den englischen „Private Pres-
ses". Im Auftrage des Großherzogs von
Hessen hat Professor F. W. Kleukens diese
Ernst Ludwig-Presse in den Großherzoglichen
Kunstwerkstätten in Darmstadt begründet und
betreibt sie gemeinschaftlich mit seinem Bru-
der. Hier werden die delikaten kleinen Druck-
sachen für den Darmstädter Hof, Einladungen,
Tischkarten, Konzertprogramme, Speisefolgen,
Tanzkarten und Urkunden entworfen, gesetzt
und in Gold und Farben zierlich gedruckt.
Und hier ist nunmehr schon eine ganze Reihe
schöner Bücher entstanden, von denen ein
Teil der Auflage in den Inselverlag in Leipzig
aufgenommen wurde.

Wenn ein Buch unabhängig von den Ge-
schäftsrücksichten, die der Verleger für seine
Publikationen nehmen muß, gedruckt werden
kann, so kann auf alle Materialien und auf
Satz und Druck in liebevoller Handarbeit die
größte Sorgfalt verwendet werden. Das ist
der besondere Vorzug, der die Drucke der

1910. XI. 6.

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