Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (28.1911)

gehen. Zu dem kostbaren Birkenholz jenes
Musikzimmers ist, sehr kühn, ein blauer Plüsch-
bezug der rings angeordneten Sophas gestellt,
während das Licht an der Fensterseite durch
bunte Glasmalereien (ein Böhland) hereinströmt
und die Stimmung des Raumes raffiniert belebt.
Das Herrenzimmer zeigt zu rötlichbraunem Ma-
hagoni mit schwarzer Umrahmung grüne Por-
tieren. Grüne Ledersitzmöbel sind in das Biblio-
thekzimmer als pikante Farbenflecke gestellt.
Lebhafter und leichter aber leuchtet es in einem
Boudoir, in einem Kinderzimmer, in einer Diele
auf, und der Künstler offenbart bei solchen Auf-
gaben den Erfindungsreichtum und die Mannig-
faltigkeit seiner schmückenden Phantasie.

Auch Kaufmann hat dabei mit Erfolg den
schweren Kampf mit der unerhört gräulichen
Schablone der Berliner Etagenmietswohnung
aufgenommen, indem er durch Einbauten, vor-
geschobene Wände, eingezogene Decken, einge-
baute Nischen, eingesetzte Fenster mit Bleiver-
glasung die Allerweltsstuben in Räume von indi-
viduellem Charakter verwandelt und zugleich den
Krimskrams der dort beliebten Maurermeister-
Klebeornamentik gnädig verdeckt. Und über-
all tritt er als ein Künstler von ausgesprochen
persönlichem Stilgefühl auf, der dennoch weiß,
daß es nicht seines Amtes ist, die Bewohner
zu vergewaltigen, vielmehr aus ihren Bedürf-
nissen heraus zu arbeiten und so das über-

p.