Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (30.1912)

Märkische Landhäuser.

tete. Die flache Lagerung sichert den Häusern
eine gesunde Bodenfestigkeit, die durch die be-
hagliche Schräge der Dächer noch ausdrucks-
voller wird. Um das Volumen der immerhin
mehrgeschossigen Häuser optisch auf das Länd-
liche zu reduzieren, nutzt Straumer gern den
Giebel; durch Erkerbauten liebt er es, das Haus
in das Grüne hineinzuziehen. Er verwendet
rauhen Putz für die Mauern, deren flächigen
Eindruck er durch bündig gesetzte Fenster
steigert; er deckt mit Ziegeln und weiß auch
dabei die Wirkung zu konzentrieren. So wählte
er für das Haus Janson Mönch und Nonne, um
die lange Horizontale des Hauskörpers durch
die straffen Vertikalen des Daches zu brechen;
wodurch zugleich die Körperlichkeit des Hauses

gesteigert wird. Das giebelreiche Doppelhaus
deckte er mit Pfannen und bekam für die prä-
zisen Härten der Dreiecke einen neutralen,
flächigen Hintergrund. Auch für die Farb-
gebung hat Straumer guten Instinkt; er bewährte
ihn nicht nur an der Außenhaut, auch im Innern
bei der Einrichtung der Dielen und an sehr ge-
schmackvollen und recht wohnlichen Möbeln, b.

£

Zu einer künstlerisch gestaltenden wird die
Tätigkeit des Architekten erst, indem er nicht nur
zweckmäßig und stabil, sondern der Natur und den
Forderungen des Gesichtssinnes gemäß bauen will.
Die Ausdmcksformen, in denen er die Bedürfnisse
des Auges befriedigt, liegen aber nicht in der Deko-
ration, sondern in Raumgestaltung, Flächenbehandlung,
Massengliederung und Lichtführung. W. WAETZOLDT.

architekt heinrich straumer—berlin.

kinderzimmer im hause justizrat leyser.