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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0091
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Kleine Kunst-Nachrichten.

BERLIN. Einige Notizen über die Januar- und
Februar-Ausstellungen. Von Max Oppen-
heimer, der in München wohnt, sah man etwa
30 Arbeiten bei Cassirer. Die Berliner Presse
hat den Maler schlecht genug behandelt. In der
Tat trat er ein wenig anspruchsvoll auf, für seine
Verhältnisse wenigstens. Seine Geschicklichkeit
müßte im Salon brillieren, hätte er nicht den immer-
bin sympathischen Ehrgeiz, als ein geistreicher,
gebildeter und sehr moderner Mann zu gelten. So
hängt er seine Seele an die literarischsten Sen-
sationen der lerjten Jahre: Greco und Kokoschka,
nachdem er auch sonst schon allerlei gesehen hatte.
Es entstehen ekstatische Kompositionen, die an sie-
ben berühmte Autoren zugleich erinnern; das Beste
sind die Porträts bekannter Männer, Heinrich Mann
ist sogar sehr ähnlich geworden. — Im Februar
stellte Lovis Corinth seine neuesten Bilder aus,
sehr ungleichmäßige Arbeiten. Neben böser Akt-
malerei fast akademischer Art, bunten Ausschnitten
aus Hamburg, einer unempfundenen Gebirgsland-
schaft, bei der nur das stürzende Wasser gut ist,
steht ein so starkes Bild, wie das Selbstporträt
des Künstlers in der Rüstung, „der Fahnenträger".
Ein großes Format, bedeutende Kraft des Aus-
drucks, sicher in der Malerei und von schönster
dekorativer Wirkung. — Es gab dann noch eine
Kollektion der bekannten Interieurs von Heinrich
Hübner, und endlich eine Schar nackter Weiber,
für die Franz vonHatvany die Verantwortung
übernehmen mag. Man fühlte sich sehr im Harem,
bestimmt aber nicht in der Nähe guter Malerei. -
Der Münchner Bildhauer Fr. B e h n hat als Porträtist
Qualität, aber nur wenn er in Bronze arbeitet. In
der Tat gibt es Plastiker, die dem Stein, besonders
dem Marmor, nur vage künstlerische Werte zu
erhalten wissen. — Eine Anzahl „badischer
Künstler" waren bei Gurlttt vereinigt. Die
Älteren: Trübner, Schönleber, Hans von Volkmann,
Dill, Hellwag sind zur Genüge bekannt. Unter
den Jüngeren gibt es einige Talente, aber keines
überragt den Durchschnitt. Das Handwerk Trüb-
ners, dessen Einfluß sie alle erfahren haben,
nimmt ihnen offenbar die persönliche Frei-
heit. — Gleichzeitig sah man eine Kollektivaus-
stellung: Gemälde, Pastelle,Zeichnungen von Lud-
wig von Hofmann, der zu oft in der öffent-
lichkeit erscheint, als daß man Neues über ihn zu
sagen wüßte. — Im Februar am selben Ort: letjte
Arbeiten des Landschafters Fritz Oßwald.
Diesmal Hafen- und Seestücke, sehr talentvolle und
anständige Arbeiten, aber etwas zu hübsch. Sie
sind, wie die Maler sagen, „tot gearbeitet", zu
brav komponiert, zu viel „Haltung". Am besten,
wie immer, eine Schneelandschaft „Gartenhaus im
Winter". Reizvolle, blau-violette Schatten im Schnee
stehen heiter gegen das helle, zarte Grün eines

Fensterladens. Sie ist mehr Skizze und darum
künstlerischer als alle„Bilder". — In der „Kgl. Aka-
demie der Künste" die Ausstellung: Friedrich
der Große in der bildenden Kunst. In Kürze:
man sieht interessante zeitgenössische Porträts
des Königs und der Seinen, reizvolle Interieurs
im Stil der Zeit. Dann Menzel. Die Epoche
wird lebendig, und das war ja die eigentliche
Absicht der Veranstalter. bender.
£

BERLIN. Otto Rieth. Das Berliner Kunst-
gewerbe-Museum hat ihm eine Gedächtnis-
Ausstellung gerichtet. Man steht tief ergriffen vor
der Fülle der Arbeit, die dieser Mann geleistet
hat. Man erlebt die Tragik, die ihm selber be-
wußt gewesen sein muß. Es wäre unnatürlich,
hätte er nicht den Zwiespalt gefühlt, der ihn zeit-
lebens unfruchtbar machte und machen mußte, den
Streit einer gierigen Phantasie mit der Erden-
schwere des wirklichen Lebens. Insofern ist Rieth
ein Schicksal, das warnend vor denen steht, die
der Kunst kein Geseß bestimmt sehen möchten.
Wir haben Respekt vor den seelischen Leiden, die
jedes dieser Blätter begleitet haben; wir können
das Andenken Rieths nicht besser ehren als dadurch,
daß wir die Jugend mahnen: nie das Maß des Ichs
noch das der Zeit überfliegen zu wollen, r. br.
Ä

DARMSTADT. S. Kgl. Hoheit der Großherzog,
der im Laufe des vorigen Sommers durch
die Berufung von vier weiteren Künstlern (Hoetger,
Körner, Pellar, Margold) sein fortdauerndes Inter-
esse für die modernen Kunstbestrebungen be-
kundete, hat nunmehr Herrn Dr. Georg Biermann,
Herausgeber der „Monatshefte für Kunstwissen-
schaft" und des „Cicerone" als künstlerischen
Beirat des Großherzoglichen Kabinetts nach Darm-
stadt berufen. Herr Dr. Biermann erfreut sich in
kunstinteressierten Kreisen eines begründeten An-
sehens, und seine zielbewußte organisatorische
Tatkraft dürfte der Darmstädter Künstlerkolonie
sicherlich zu Nutjen kommen. a. k.

£

BERICHTIGUNG. In der Veröffentlichung ver-
schiedener Stoffmuster, die unter dem Namen
der Oberhessischen Leinenindustrie Marx & Klein-
berger-Fulda, Frankfurt a. M., im Dezemberheft
1911 erschienen ist, wurde bei den nach Entwürfen
der Künstler Professor Bruno Paul, Professor
E. R. Weiß und Professor Emil Orlik herge-
stellten Stoffen versehentlich unterlassen zu be-
merken, daß über diese Muster den „Vereinigten
Werkstätten für Kunst im Handwerk A.-G.-Heme-
lingen bei Bremen" die ausschließlichen Rechte der
Vervielfältigung und der gewerbsmäßigen Ver-
breitung zustehen. Wir verweisen auf die im An-
zeigenteil dieses Heftes befindliche Mitteilung.
 
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