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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Bender, Ewald: Bildhauer Georg Kolbe, Berlin
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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Zum Denkmalsproblem
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0400
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Zuvi Denkvialsproblem.

hatte, da setzten mit
einer bewundernswer-
ten Konsequenz und
Zähigkeit die jungen
Bildhauer ein. Und
Kolbe ist einer der
Führenden geworden,
und auf dem Wege
eines unerbittlichen
Realismus. Überzeugt
davon, daß die Kon-
ventionen des Akade-
mismus negiert wer-
den müßten, wandte
er sich allein an die
Natur und an das Le-
ben. Wie immer, wenn
die Zeit gekommen ist,
fanden sich schnell
die guten Genossen,
und sie alle eint der
Wunsch, nur aus dem
Leben Anlaß u. Inhalt
der Kunst zu schöpfen.
Die Individualitäten
haben sich bald ge-
schieden. Wenn die
einen bei den Primiti-
ven oder der klassi-
schen Antike eine
Stütze suchten, so
wandten sich andere
zur Gotik oder dem
lange verkannten Ba-
rock und verloren
doch nicht den Blick
für die Forderungen
der lebendigen Gegen-
wart. Wir blicken voll
Vertrauen auf die
Schar der Tüchtigen,
wie Albiker, Gerstel,
Engelmann, Barlach,
Haller, Hoetger und
Lehmbruck. Und mit
zu den Besten gehört
Kolbe, der sich in
35 Lebensjahren sein
Recht vielleicht am un-
abhängigsten erarbei-
tet hat. — DR. E. B.
Ä

Obschon der Künstler
mit der Hand arbeitet, ist
er kein Chirurg. Nicht
in der Fingerfertigkeit
liegt seine Größe. —

EUGENE DELACROIX.

GEORG KOLBE—BERLIN. STEHENDES MADCHEN. BR< >XZE.

ZUM DENKMALS-
PROBLEM. Das
Denkmals - Problem
wurde an dieser Stelle
vor einiger Zeit geist-
voll behandelt, mit
der Schlußempfehlung,
die Denkmalsucht un-
serer Zeit wo möglich
in die Raumkunst zu
leiten, mit anderen
Worten, dem Persön-
lichkeitskultus eine
Lösung ins Sachliche
zu verleihen. Der Ver-
fasser wünschte, daß
man den Heroen ihrem
Wirken entsprechende
Stätten weihte. Ich
glaube nicht, daß man
auf diese Weise dem

Bedürfnisse der
Menschheit, den um
sie Verdienten ein
Standbild zu setzen,
abhelfen kann. Man
will den Helden, den
großen Gelehrten, den
berühmten Künstler
in unsrer Zeit mehr
denn je im Bilde sehen
und hat dazu ein Recht.
Wenn diese Bilder
nicht zu der Wirkung
kommen, die ein künst-
lerisch empfindendes
Herz verlangt, so liegt
das meist in der will-
kürlichen Art, wie
solche Personendenk-
mäler in das Stadtbild
eingegliedert werden.
Am wenigsten geeignet
ist z. B. in Gegensatz
zu herrschender Mei-
nung, die Wahl eines
großen freien Platzes.
Freie Plätze sind an
sich schöne Valeurs
im Stadtbilde, man
sollte sie daher nie
so verzieren, daß der
Eindruck des Freien
gestört wird. Dann
aber auch: in der
Mitte eines großen
freien Platzes kann

1918. v. 3.

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