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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Breuer, Robert: Ein Meister der Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0063
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Ein Meister der Dekoration.

AN RICHTE WAND AUS DEM SCHWARZEN SPEISEZIMMER.

nicht zu allen Zeiten das gehäufte Kapital die
Tendenz gehabt hätte, seinem Glanz Denkmale
zu errichten, so hätten wir kaum ein Bruchteil
jener Altertümer, die zu den edelsten Schätzen
unserer Museen gehören. Es bleibt auch unserm
Reichtum das Recht, sich irgendwie nach außen
zu manifestieren; man kann es ihm nachfühlen,
daß er das, was Spötter den Armeleutestil
nannten, nicht konsumieren wollte. Das Be-
gehren des Reichtums hat darum auch gesiegt;
der moderne Stil, der als die schlichte, aske-
tische Erfüllung einer gebändigten Notwendig-
keit begann, fand bald den Weg zu Variationen,
die immer volltönender, immer nuancierter, im-
mer repräsentativer ausfielen. Das Medium des
Dekorativen half dem Kistenmöbel in den Salon
hinein. Die Kostbarkeit des Holzes, Intarsia
und selbst Schnitzwerk akzentuierten die dog-
matischen Gebilde der Zweckmäßigkeitslehre
und einer reinlichen Qualität so augenfällig, daß

1913. VII. 6.

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die Stunde kam, da auch die Liebhaber des
Prunkes sich nicht mehr scheuten, sich nicht
mehr zu schämen brauchten, moderne Möbel
in ihre Etagenpaläste einzulassen. Und dieser
Wandlung vom Ethischen zum Dekorativen
war Goerke ein Meister.

Um zu erfassen, wie dieser gewandte Deko-
rateur den Geist des Neuen zu verbrämen
wußte, werden wir am besten tun, einige seiner
Raumbildungen genau anzuschauen. Da ist zum
Beispiel ein Speisezimmer aus schwarz poliertem
Birnbaumholz. Schon die Wahl des Materials
zeigt die Absicht, feierlich zu wirken. Es soll
dem Aktus des Diners ein geschliffenes Gefäß
bereitet werden. Das Büfett hat etwas von der
Geste eines Altars; delikate Dinge sollen hier
geopfert werden. Ein anderes Speisezimmer
zeigt Mahagonimöbel; sie stehen feierlich zu
den Wänden, die mit Samt vom Rot des Tintoretto
ausgeschlagen sind. Hinter -dem langen Büfett-

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