Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (33.1913-1914)

so ähnlich hätte eine Raumschöpfung von ihm
aussehen können. Das hat die zierliche, para-
doxe Anmut eines Boudoirs, zugleich aber auch
einen Anflug von zärtlicher Verruchtheit, der
irgendwie in dem phantastischen Ornament der
Wandbespannung, im Zierrat der Bühnenein-
fassung, in dem pikanten, nervösen Neben-
einander karg-geometrischer und lebhaft be-
wegter Formen zum Ausdrucke kommt. Echte
Kabarett-Stimmung, frei von j ener phrasenhaften
Feierlichkeit, die viele Vertreter des heutigen
Kunstgewerbes oft so ungeschickt plazieren,
dabei aber vornehm und gewählt, ein glänzen-
der Rahmen für lebemännische Geselligkeit.

Die Gesamtleistung teilt sich in drei Räume:
Hauptlokal, Bar und Foyer, das zugleich die
Garderobe enthält. Als vierter wäre vielleicht
noch der Aufgang zu nennen, ein ziemlich enges

Treppenhaus, das durch Spiegel, durch Male-
reien und Stukkaturen eine vornehme, fast
geheimnisvoll eingeschlossene Wirkung erhält.
Das Foyer kleidet sich in leichtsinnig-reizvolle
Stoffe und Formen, grün und violett, ganz
damenhaft mit seinen Rüschen und Raffungen
an den Gardinen und seinen großblumigen Ge-
weben. Die Bar ist als große Eichenholz-Koje
ausgestaltet, in der als starker Farbfleck die
feuerrote Kulisse des Likörschrankes sitzt.

Im Hauptraume macht schon die Grundriß-
einteilung eine hervorragende Leistung des
Künstlers aus. Es ist ein Rechteck, aus dessen
Langseiten zwei den Raum verengende Motive
vorspringen: An der Fensterwand die Bühne
mit vorgelegter „Orchestra", gegenüber eine
flache, um eine Stufe erhöhte Loge, durch Ge-
länder und Pfeiler vom Hauptraume abge-

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