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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Seidl, Emanuel von: Das Haus Hugo Schöller in Düren: Begleitworte des Erbauers
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0069
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SHim.—MÜNCHEN.

HAUS HUGO SCHÜLLER. »ANFAHRT*

DAS HAUS HUGO SCHÖLLER IN DÜREN.

BEGLEIT WORTE DES ERBAUERS.

1 Jk1 15' Jahrhundert war es wesentlich vor-
behalten, daß erste Meister zugleich als
D. itekt, Bildhauer und Maler tätig waren.
le Aufgabe der Architektur ist es, Maße und
frhältnisse zu gestalten, d. h. plastisch zu
^lrken. Die Architektur kann dabei in Ma-
terial und Ausschmückung die Farbe nicht um-
gehen, denn diese wirkt oft stärker als die
t'orm. ist eg somit nicnt verfehlt und ein-
zig, lediglich architektonisch linear zu denken
Und zu arbeiten? Daß wir nur Zirkel und Win-
kel bei der Hand haben und weder von einer
gesunden praktischen Ausführung, noch von
a 'gemein künstlerischen Gesichtspunkten aus-
§ehen, ist hauptsächlich eine Folge unserer Er-
ziehung. Diese spezialisiert einesteils so stark,
daß wjr nur au£ <jas Rejßbrett zu schauen ge-
höhnt sind und Plastik und Malerei ausschalten;
Sle nimmt anderseits durch die „höhere" Vorbil-
dung, die „notwendig" ist, um eine geachtete
Stellung einzunehmen und eine Rückendeckung

zum Staatsdienste zu haben, so viel Zeit weg,
daß wir zu dem Hauptthema, unserem eigent-
lichen Beruf, kaum kommen, und so fehlen die
Grundlagen für das notwendige praktische Den-
ken und Können. Die wichtigsten Jahre der
Entwicklung werden mit Arbeiten verbracht,
die vielfach nicht notwendig sind, und die noch
dazu alle theoretisch gelehrt werden. So hat
man schließlich die Schule mit Auszeichnung
absolviert, und muß sich doch gestehen, daß
man in seinem Berufe recht wenig kann und —
vor allem — für die Praxis nicht geeignet ist.

Nur so ist es auch möglich, daß so schauder-
hafte Gebilde von Landhäusern, Alpenhotels etc.
entstehen, während die alten Gebäude, welche
meist von Landbaumeistern hergestellt wurden,
alle organisch aus der Situation herauswach-
sen. Die neueren Beispiele bezw. Gegenbei-
spiele konnten nur dadurch überhaupt geboren
werden, daß wir so lange belehrt wurden, bis
wir das natürliche Empfinden verlernt hatten.

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