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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Schumacher, Fritz: Kriegs-Gedächtnis-Male
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0350
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Kriegs- Gedächtnis-Male.

»DÖRFLICHES
KRIEGSDENKMAL
AN EINER
KIRCHHOFSMAUER«

ten schon rein äußerlich nicht mehr durchführ-
bar sein, jedem Gefallenen eine Eiche zu setzen.
Ich glaube nicht, daß es möglich sein wird, die-
sen oder irgend einen einheitlichen Gedanken in
unserem Vaterland zur Ausführung zu bringen.
In Wahrheit wird es also doch wieder heraus-
kommen auf verschiedenartige Lösungen, die
sich in mannigfaltiger Form an den einzelnen
Stätten entwickeln, und datnit steigt die Ge-
fahr, die es zu beschwören gilt, unvermeidlich
wieder hervor. Kann man sie nicht durch einen
Einheitsgedanken bannen, muß man einer an-
deren Hoffnung nachgehen und ihrer Erfüllung
die Wege zu ebnen suchen. Diese Hoffnung
liegt darin, daß jeder Ort, in dem ein Erinne-
rungsmal entsteht, anknüpft an eine örtliche
Situation, die nur in ihm gegeben ist, und die
dadurch der Art des Gedächtniszeichens ein
ganz bestimmtes Gepräge gibt. — Das ist eine
Forderung, auf die man immer wieder hinweisen

möchte, denn nichts ist auf dem Gebiete des
Denkmals schlimmer, als die Verwirklichung
von künstlerischen Einfällen, die eigentlich an
beliebiger Stelle stehen könnten. Die Kriegs-
denkmäler von 1870,71 sind, ganz abgesehen
von ihrem Werte als Einzelleistungen, fast alle
so geartet, daß man sie beliebig von Stadt zu
Stadt austauschen könnte; irgend ein leerer
Platz wird mit ihnen mehr oder minder geschickt
besetzt, an der gleichen Stelle könnte mit leisen
Abänderungen auch irgend etwas anderes oder
auch gar nichts stehen. Wir alle sind uns klar,
daß wir dem nicht wieder verfallen dürfen.
Wir dürfen nicht Erinnerungsmale schaffen,
für die viele Plätze möglich wären, sondern
wir müssen Zusammenhänge suchen, die einer
Denkmalswirkung eine ganz besondere, nur in
dieser einen Art mögliche Form geben. Aus
der Eigentümlichkeit der Natur, aus den städte-
baulichen Linienzügen einer großen bestehenden
 
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