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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Jaumann, Anton: Architekt Friedrich Blume - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0416
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Architekt Friedrich Blume Berlin.

des Raumes desto stärker und eindrucksvoller
hervortreten. In den Nebengängen, wo es sich
um kleinere Maße und geringere Augenabstände
handelte, konnte mehr auf die Schönheit der
Einzelheiten eingegangen werden, und hier
zeigt denn auch Blume eine Menge höchst inte-
ressanter Bildungen, die er im Verein mit gleich-
gesinnten Mitarbeitern, Cesar Klein und Georg
Sieburg, geschaffen hat. Der Leser sieht einen
Teil dieser kräftig-schönen Stuck- und Mosaik-
arbeiten in den Abbildungen. Er wird aber
auch mit Erstaunen wahrnehmen, wie hier neben
eine klassizistische, zum Teil archaische Ar-
chitektur plastischer und dekorativer Schmuck
tritt, der modernstes Gepräge trägt, ohne daß
ein innerer Widerspruch fühlbar wird. Über
diese merkwürdige Erscheinung, die zugleich
Aufschlüsse über die tieferen Absichten Blumes
gibt, soll hier noch einiges gesagt sein.

Das Bauschaffen unserer Tage zeigt in über-
raschendem Umfange ein Rückgreifen auf klas-
sische Formen. Öffentliche Gebäude, Theater,
Krankenhäuser, Schulen und Badeanstalten, ja
selbst Landhäuser erscheinen immer häufiger
in antiker Strenge. Man hat vielfach in dieser

klassizistischen Hochflut ein Nachlassen der
jungen, schöpferischen Kräfte in unserer Archi-
tektur erkennen wollen, ein Zeichen der Be-
quemlichkeit und Erschlaffung. Eine andere
Deutung scheint mir richtiger zu sein. Unstreitig
ist bei uns der archilektonische Sinn in der
letzten Zeit gestiegen. Unsere Augen sehen
mehr und mehr in der Architektur aufs Große,
auf die Sprache der Massen, der Räume, der
Verhältnisse. Um aber diese rein und stark
aufzufassen, sind einfachste Formen nötig. Die
Hauptkräfte, die den Bau erzeugen, wirken in
Geraden, in rechten Winkeln, in einfachsten
geometrischen Linien und Winkeln. Werden
diese statischen Grundlinien mit Körperlichkeit
umkleidet, so entstehen eben jene Bauelemente,
die rechtwinklige Wand, der Dreieckgiebel, die
Säule, Quadern, Lisenen, Kreisfüllungen, die
den antiken Baustil kennzeichnen. Das sind
nun einmal die Urformen der Architektur, die
ästhetischen Grundelemente alles Bauens. Un-
sere Architekten haben nun allerdings der Ver-
suchung mehr als nötig nachgegeben, sie über-
nahmen auch die Ausgestaltung und Aus-
schmückung der klassizistischen Stile bis ins
 
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