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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Schrey, Rudolf: Dem Gedächnis Fritz Boehles
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0034
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Dem Gedächtnis Fritz Boehles f

kritz bof.hi.e t frankfurt.

»flusslandschaft mit frachtschiff« 1900.

M BESITZE DES HERRN JULIUS HEYMANN—FRANKEURT.

Schaffen des Künstlers werfen, wird schon die
Vielseitigkeit seiner großen Begabung hier durch
Wort und Bild genügend veranschaulicht sein.
Boehle ging einsam, doch nicht unbeachtet sei-
nes Weges. Um die vielleicht fünfundzwanzig
verschiedenen Kunstrichtungen und -Anschau-
ungen, die in den letzten zwei Jahrzehnten die
Völker beglückten, kümmerte er sich gar nicht,
sondern arbeitete mit Bienenfleiß an seiner
Vervollkommnung weiter. Die großen Künstler
längst vergangener Zeiten waren ihm Vorbilder,
doch wurde er dank seiner großen Begabung
nicht ihr Nachahmer; Gedankentiefe spricht
aus seinen Bildern und Zeichnungen und wenn
sie uns auch viel von dem Leben der Darge-
stellten erzählen, so sind sie doch frei von
Anekdotischem und ohne Pose. Seine Kunst
war ihm kein Geschäft und wie schon erwähnt,
trennte er sich nur schwer von seinen Werken,
am schwersten durch Verkauf, er verschenkte
lieber ein oder das andere an Freunde, die er
damit für kleine Gefälligkeiten reich belohnte.

Mehr als all diese Worte werden die Abbil-
dungen dem Kunstfreunde die Bedeutung und
Eigenart des Künstlers vor Augen führen und
die schon zahlreiche Boehle - Gemeinde ver-
mehren helfen............ rudolf schrey.

Die Wiedergabe der hier vorgeführten Gemälde von Fritz
Boehle erfolgt mit Genehmigung der Graphischen Gesellschaft
Pick & Co. in München. ... Die Schriftleitung der „D.K. U. D."

Also ist es mit der Kunst: Nie darf ein einzel-
. ner Mensch auftreten und sprechen: Jetzt
bringe ich sie euch, ich bin der Prometheus.
Große Künstler der Vergangenheit waren nie
Einzelgänger; sie sind in Generationen gewach-
sen. Wenn man ganz große Namen verehrungs-
voll ausspricht, so meint man, genau genommen,
drei bis vier Generationen, die vorher wachsen
mußten, damit der Eine werden konnte. Es ist
nureineVerkürzungsbezeichnung,wennmanden
Markantesten nennt, denn jeder, der überhaupt
Kunst kennt und innerlich erlebt, weiß, daß es
dem Einen gegeben wurde, die Ernte zu sam-
meln, andere aber haben vor ihm die Bäume
gepflanzt, haben sie gepflegt und geschont. Es
gab sogar wohl unter den anderen etliche, die
viel treuer, viel tiefer vielleicht und feiner und
idealistischer waren, als schließlich der, dem es
zufällt, daß er der hohe Name geworden ist. Wie
undankbar, wenn diejenigen, welche jetzt als
unsere besten Führer gehalten werden, glauben
wollten, sie wären nur einzeln und existieren für
sich allein, wenn sie vergäßen, daß sie gehoben
und getragen werden durch eine allgemeine Strö-
mung und mitsinken, wenn die Strömung sinkt.
Die ganze Erziehungsaufgabe von Bestellern und
Publikum und Arbeitern und alles sonst, was die
Künstler brauchen, um schaffen zu können, das
ist nie nur eines Menschen Werk. fr. Naumann.
 
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