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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Mehler, Eugen: Eine Orpheus-Inszenierung: Geleitwort zu Prof. Georg Daubners Bühnen-Bildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0126
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PROFESSOR GEORG DAUBNER - STRASSBURG. BÜHNENBILD ZU GLUCKS OPER »ORPHEUS« I. AKT. »GRABMAL EURVDIKES«

EINE ORPHEUS-INSZENIERUNG.

GELEITWORT ZU PROF. GEORG DAUBNERS BÜHNEN-BILDERN VON EUGEN MEHLER.

Die Zweihundertjahr-Feier von Glucks Ge-
burtstag (geb. 2. 7. 1714) brachte 1914
den Namen des großen Vorläufers von Rieh.
Wagner den deutschen Bühnen wieder einmal
in Erinnerung; so war die äußere Veranlassung
gegeben, sich auch seiner Werke zu entsinnen.
Von den Festaufführungen seien hier nur die
in Lauchstedt und Frankfurt stattgehabten er-
wähnt. Die Lauchstedter Aufführung war schon
insofern von theatergeschichtlicher Bedeutung,
als die Partie des Orpheus endlich einmal wieder
der traditionellen Altistin entrissen und sinn-
gemäß einem männlichen Darsteller zugeteilt
war; die Frankfurter Aufführung verdient be-
sondere Erwähnung wegen ihrer Inszenierung
durch Ottomar Starke und Karl Heinz Martin,
die hier Bühnenbilder schufen, durchdrungen
von echt modernem Geiste in des Wortes
bestem Sinne! —

Während meiner Tätigkeit als Opernspiel-
leiter am Straßburger Stadttheater war es auch
mir vergönnt, den Orpheus zu inszenieren, in
künstlerischem Zusammenarbeiten mit Opern-

direktor Prof. Dr. Hans Pfitzner als musika-
lischem Leiter und Prof. Georg Daubner als
Schöpfer der Bühnenbilder. Die Bilder Daub-
ners erscheinen mir deshalb so bedeutend, weil
sie mit höchster malerischer Schönheit ein
außergewöhnlich feines Empfinden für den Stil
des Gluck'schen Werkes verbinden; dazu
kommt, daß sie ein Mindestmaß an bühnen-
technischen Forderungen stellen. Ich möchte
hier sogenannten mittleren Bühnen einen
Weg weisen, wie auch ohne moderne technische
Einrichtung und mit äußerster Beschrän-
kung des Ausstattungsmäßigen szenisch-bild-
mäßige Wirkungen von hoher Vollkommenheit
zu erreichen sind. Die Oper erfordert fünf
Szenenbilder, die alle kurz gebaut höchstens
vier Kulissengassen der Bühnentiefe in Anspruch
nehmen; zur Ermöglichung einer schnelleren
Verwandlung können das 1. und 3. Bild auf
Wagen gebaut werden.

I. Akt. — Heiliger Hain mit dem Grab-
mal Eurydikes. — Einen nach oben sich ver-
jüngenden Treppenbau krönt der mit Rosen-
 
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