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Müller-Wulckow, Walter: Bedruckte Stoffe der oberrheinischen Leinenindustrie: Max & Kleinberger, Frankfurt a. M. und Schlitz (Oberhessen)
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0252
Bedruckte Stoffe der Oberhessischen Leinenindustrie.
in denen wir selbst noch begriffen sind, schon
mit Cäsuren versehen dürfen), d. h. also in den
letzten 10 Jahren die Musterung und Vielfar-
bigkeit der Stoffe erst richtig zur Entfaltung.
Das Entscheidende ist hierbei die Drucktech-
nik ; es ist die entwicklungsmäßig späteste, ab-
geleitetste, die des Bedruckens fertiger Stoffe.
Auch hierbei äußert sich wieder die Rückläufig-
keit unserer Entwicklung, daß wir nicht aus
dem Rohmaterial und seiner ersten Verarbeitung
zu den schließlichen Möglichkeiten kommen,
sondern daß wir, voller Ungeduld, die Abkür-
zung in dem Derivat suchen. Drei Faktoren
wirken hier im gleichen Sinne zusammen.
Die Mechanisierung der Weberei hat diese
Technik längst dem künstlerischen Denken ent-
rückt. Die Hindufrau am primitiven Holzweb-
stuhl erlebt noch die in ihrer Technik liegenden
Möglichkeiten. Der Musterzeichner dagegen
denkt flächig, auch wenn er auf Millimeter-
papier arbeitet und die Fäden von Kette und
Einschuß abzählt. Sein Entwurf muß also in
einer auf flächige Wirkung abzielenden Technik,
wie es das Bedrucken ist, am besten zur Gel-
tung kommen. — Ferner trägt die hohe Ent-
wicklung der Farbenchemie ein Weiteres zur
Förderung des Stoffdrucks bei. Denn die zahl-
losen Nuancenreihen, die nunmehr zur Verfü-
gung stehen, würden als gefärbte Garne eine
zu große Materialbindung und Lagerung be-
deuten, ohne doch den Vorteil der Entschlie-
ßung und Nuancierung im Moment der Verwen-
dung in dem Maße zu belassen, wie dies beim
Mischen und Ansetzen der Farben für die
Walzen oder Druckmodel der Fall ist.
Aber letzten Endes ist es doch hauptsächlich
ein formal-künstlerischer Faktor, der den Lauf
der Entwicklung unterstützt und beschleunigt.
Die Abkehr vom Naturalismus und die Stil-
sehnsucht hat das Auge für die Flächigkeit
in denen wir selbst noch begriffen sind, schon
mit Cäsuren versehen dürfen), d. h. also in den
letzten 10 Jahren die Musterung und Vielfar-
bigkeit der Stoffe erst richtig zur Entfaltung.
Das Entscheidende ist hierbei die Drucktech-
nik ; es ist die entwicklungsmäßig späteste, ab-
geleitetste, die des Bedruckens fertiger Stoffe.
Auch hierbei äußert sich wieder die Rückläufig-
keit unserer Entwicklung, daß wir nicht aus
dem Rohmaterial und seiner ersten Verarbeitung
zu den schließlichen Möglichkeiten kommen,
sondern daß wir, voller Ungeduld, die Abkür-
zung in dem Derivat suchen. Drei Faktoren
wirken hier im gleichen Sinne zusammen.
Die Mechanisierung der Weberei hat diese
Technik längst dem künstlerischen Denken ent-
rückt. Die Hindufrau am primitiven Holzweb-
stuhl erlebt noch die in ihrer Technik liegenden
Möglichkeiten. Der Musterzeichner dagegen
denkt flächig, auch wenn er auf Millimeter-
papier arbeitet und die Fäden von Kette und
Einschuß abzählt. Sein Entwurf muß also in
einer auf flächige Wirkung abzielenden Technik,
wie es das Bedrucken ist, am besten zur Gel-
tung kommen. — Ferner trägt die hohe Ent-
wicklung der Farbenchemie ein Weiteres zur
Förderung des Stoffdrucks bei. Denn die zahl-
losen Nuancenreihen, die nunmehr zur Verfü-
gung stehen, würden als gefärbte Garne eine
zu große Materialbindung und Lagerung be-
deuten, ohne doch den Vorteil der Entschlie-
ßung und Nuancierung im Moment der Verwen-
dung in dem Maße zu belassen, wie dies beim
Mischen und Ansetzen der Farben für die
Walzen oder Druckmodel der Fall ist.
Aber letzten Endes ist es doch hauptsächlich
ein formal-künstlerischer Faktor, der den Lauf
der Entwicklung unterstützt und beschleunigt.
Die Abkehr vom Naturalismus und die Stil-
sehnsucht hat das Auge für die Flächigkeit