HEDWIG
BEYER.
SCHAU-
FENSTER-
AUSLAGE.
DAS LEBEN OHNE KUNST.
Die Kunst ist entbehrlich, vielleicht wäre
mehr Schönheit im Leben ohne Kunst.
Nehmen wir an, es gäbe keine Maler, keine
Bildhauer, keine Musiker: Würde deshalb alle
Farbe, alle Tonschönheit plötzlich aus der Welt
verschwinden? Es wäre ein großer Irrtum, das
zu glauben. Aber die Kunst lebt von diesem
Irrtum, von der Angst der Menschheit, ohne
Kunst, ohne ein zahlreiches Künstlerheer möchte
die „Kultur" Schaden leiden, möchte das Leben
ohne Schmuck und Reiz sein. Der Künstler ist
ein Priester der Schönheit. Aber die Mensch-
heit ist nur zu sehr geneigt, die Pflege guter
Beziehungen zum Jenseits ihren Priestern zu
überlassen, ohne selbst mit der Religion Ernst
zu machen.
So sind alle Nationen stolz auf ihre Künstler,
sie wetteifern unter sich, welche die besten,
meisten und berühmtesten Künstler hat. Man
züchtet Künstler, etwa wie sich ein dicker,
schwerfälliger, zuckerkranker Bankier einen
Rennstall hält. Wird er dadurch flinker, kraft-
BEYER.
SCHAU-
FENSTER-
AUSLAGE.
DAS LEBEN OHNE KUNST.
Die Kunst ist entbehrlich, vielleicht wäre
mehr Schönheit im Leben ohne Kunst.
Nehmen wir an, es gäbe keine Maler, keine
Bildhauer, keine Musiker: Würde deshalb alle
Farbe, alle Tonschönheit plötzlich aus der Welt
verschwinden? Es wäre ein großer Irrtum, das
zu glauben. Aber die Kunst lebt von diesem
Irrtum, von der Angst der Menschheit, ohne
Kunst, ohne ein zahlreiches Künstlerheer möchte
die „Kultur" Schaden leiden, möchte das Leben
ohne Schmuck und Reiz sein. Der Künstler ist
ein Priester der Schönheit. Aber die Mensch-
heit ist nur zu sehr geneigt, die Pflege guter
Beziehungen zum Jenseits ihren Priestern zu
überlassen, ohne selbst mit der Religion Ernst
zu machen.
So sind alle Nationen stolz auf ihre Künstler,
sie wetteifern unter sich, welche die besten,
meisten und berühmtesten Künstler hat. Man
züchtet Künstler, etwa wie sich ein dicker,
schwerfälliger, zuckerkranker Bankier einen
Rennstall hält. Wird er dadurch flinker, kraft-