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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

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Bernoulli, Rudolf: Das Künstlerfest der Berliner Kunstgewerbeschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0074
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Das Künstlcrfcst der Berliner Kunstgewcrbeschule.

KOSTOME VOM KUNSTI.KKFEST.

Farben nicht so kräftig wirken, wie sie wohl ursprüng-
lich gedacht waren. Am Eingang standen zwei phan-
tastische, bunte Ungeheuer, die jedem Negerbildhauer
zur Ehre gereicht hätten. Sie paßten wundervoll in den
Rahmen des Festes: ganz stakugemu! Nur ganz leise
meldet sich das Bedenken, daß vielleicht bald kleine
Stakugemus dieser Art nicht bloß als Künstlerwitze auf
Kostümbällen, sondern in Kunstausstellungen als voll-
wertige ernsthafte Leistungen uns angrinsen werden.

Die große Halle war als Raum bedeutend dankbarer.
Obwohl auch in gewöhnlichem Zustande durch 2 seitige
Beleuchtung denkbar ungemütlich, wurde sie nun durch
eingespannte Füllungen zu einem schönen geschlossenen
Saal. Das freundliche Resedagrün bildete mit dem fröh-
lichen Karminrot mit etwas Weiß, Braun und Schwarz
einen angenehmen Grundton. Die Malerei war nicht
allein als Witz gelungen, sondern als künstlerische
Leistung ernst zu nehmen; sie gemahnte an Phantasien
des Rokoko; es tat einem ordentlich leid, daß sie
nicht dauernd in der Halle bleiben konnte.

Außer den Korridoren und Treppenhäusern waren
noch eine Anzahl von anstoßenden Klassenräumen als
Theater, Kosewinkel, Weinstuben und dergleichen ein-
gerichtet worden. Insbesondere die Weinstube, die von
der Klasse Caesar Kleins ausgemalt war, konnte als At-
traktion gelten. Das Wüsteste des Expressionismus war
hier, bunt in bunt, ganz zügellos, zu einer leicht ange-
trunkenen Phantasie zusammengeschlossen. Besonders

Titel des Festes. Doch man ist
seit der „Wumba" und „Damu-
ka" an das Lösen solcher Rätsel
gewohnt. Das Abkürzungsun-
getüm hatte aber durch den
Klang derSilben gleichsam durch
die Magie onomatopoetischer
Laute ein eigenes Leben erhal-
ten. Die tolle Statue des Titel-
helden, stakig, mysteriös, exo-
tisch, die Expression von etwas,
was es gar nicht gibt, war mitten
auf der großen Freitreppe, den
neugierigen Besuchern zunächst
noch verhüllt, als Symbol der
neuen Zeit aufgestellt. Erst
als sich das Haus gefüllt hatte,
ging unter Blitz und Donner die
Enthüllung vor sich und in silb-
rig violettem Licht stand der
tolle Stakugemu unter der bun-
ten Schar seiner Verehrer. —
Die große Treppenhalle war zu
einer Symphonie von Karmin-
rot, Orange und Weiß umgestal-
tet worden; das zu stark ge-
dämpfte Licht ließ freilich die

VOM KÜ.NSTLERFEST DER UNTERWCHTSANST. DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS.
 
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