K. BERTSCH. »SCHRANK FÜR KLEINKUNST«
DEUTSCH!'. WERKSTATTEN A.-G. MÜNCHEN.
KARL BERTSCH.
Der Name Karl Bertsch hat in der Welt der
angewandten Kunst seit langem guten,
starken Klang, und wenn sein Träger heute
zurückblickt auf das, was er im Laufe von nahezu
zwei Jahrzehnten im Dienste der Bewegung
geleistet, die allmählich sich zur Klarheit durch-
arbeitete und aus dem Chaos Formen heraus-
holte, die möglicherweise dauernder Besitzstand
der Kultur werden können, so darf sich Karl
Bertsch mit Genugtuung sagen, daß er für sein
Teil an dieser Bewegung und ihrer Entwicklung,
die immer mehr vom Bizarren in das Zweck-
volle, selbstverständlich Schlichte und Durch-
sichtige einlenkte, nicht geringen Anteil hat.
In meiner Erinnerung steigt die kleine Ausstel-
lung der Münchner Vereinigung für angewandte
Kunst im Jahr 1905 auf, die im Studiengebäude
des neuen Nationalmuseums stattfand. Damals
zeigte Karl Bertsch ein Damenzimmer (ausgeführt
in seinen eigenen „Werkstätten für Wohnungs-
einrichtung"); er hatte in Birnbaumholz eine
Anzahl kleiner, leichter Möbelchen gestaltet,
phantasievoll in der Erfindung, indessen noch
nicht ganz auf reine Sachlichkeit gestellt, noch
stark von einer gewissen malerisch-dekorativen
Sentimentalität umfangen, und vor allem war
da noch ein gewisser Mißklang in den Propor-
tionen. Wie alle, die das gesunde Empfinden
zu einer Umgestaltung der Raumkunst und zur
Neubelebung der Wohnkultur trieb, empfand
auch Karl Bertsch, daß die alte Form zerbrochen
werden müsse, auch ihn hatte damals der noch
nicht geklärte Schaffenstrieb überfallen, der
Drang zum Neuen, Überoriginellen; so arbeitete
auch er unbesorgt darauf los, — ob man schon
etwas Endgültiges zu geben habe, danach wurde
damals nicht gefragt und durfte wohl auch
nicht gefragt werden. Die Bewegung ging, wie
die ästhetische Einführung des Katalogs der
Münchner Ausstellung von 1905 unzweideutig
erkennen ließ, viel mehr auf die Raumkunst
als auf den Kultus des Einzelstückes aus. Man
schrieb, es komme nicht darauf an, einzelne
Gegenstände der angewandten Kunst zu belie-
DEUTSCH!'. WERKSTATTEN A.-G. MÜNCHEN.
KARL BERTSCH.
Der Name Karl Bertsch hat in der Welt der
angewandten Kunst seit langem guten,
starken Klang, und wenn sein Träger heute
zurückblickt auf das, was er im Laufe von nahezu
zwei Jahrzehnten im Dienste der Bewegung
geleistet, die allmählich sich zur Klarheit durch-
arbeitete und aus dem Chaos Formen heraus-
holte, die möglicherweise dauernder Besitzstand
der Kultur werden können, so darf sich Karl
Bertsch mit Genugtuung sagen, daß er für sein
Teil an dieser Bewegung und ihrer Entwicklung,
die immer mehr vom Bizarren in das Zweck-
volle, selbstverständlich Schlichte und Durch-
sichtige einlenkte, nicht geringen Anteil hat.
In meiner Erinnerung steigt die kleine Ausstel-
lung der Münchner Vereinigung für angewandte
Kunst im Jahr 1905 auf, die im Studiengebäude
des neuen Nationalmuseums stattfand. Damals
zeigte Karl Bertsch ein Damenzimmer (ausgeführt
in seinen eigenen „Werkstätten für Wohnungs-
einrichtung"); er hatte in Birnbaumholz eine
Anzahl kleiner, leichter Möbelchen gestaltet,
phantasievoll in der Erfindung, indessen noch
nicht ganz auf reine Sachlichkeit gestellt, noch
stark von einer gewissen malerisch-dekorativen
Sentimentalität umfangen, und vor allem war
da noch ein gewisser Mißklang in den Propor-
tionen. Wie alle, die das gesunde Empfinden
zu einer Umgestaltung der Raumkunst und zur
Neubelebung der Wohnkultur trieb, empfand
auch Karl Bertsch, daß die alte Form zerbrochen
werden müsse, auch ihn hatte damals der noch
nicht geklärte Schaffenstrieb überfallen, der
Drang zum Neuen, Überoriginellen; so arbeitete
auch er unbesorgt darauf los, — ob man schon
etwas Endgültiges zu geben habe, danach wurde
damals nicht gefragt und durfte wohl auch
nicht gefragt werden. Die Bewegung ging, wie
die ästhetische Einführung des Katalogs der
Münchner Ausstellung von 1905 unzweideutig
erkennen ließ, viel mehr auf die Raumkunst
als auf den Kultus des Einzelstückes aus. Man
schrieb, es komme nicht darauf an, einzelne
Gegenstände der angewandten Kunst zu belie-