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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

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Osborn, Max: Berliner Frühjahrs-Akademie
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https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0225

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Berliner Frühjahrs-^ikadeuiie

GEORGE
G R O S Z.
»WALTER
MEHRING«

MIT GE.\EHMh;r.\G DER GALERIE ALFRED FLECHTHEIM

fen, wird von Dreßler, weniger pathelisch-an-
klägerisch, weniger pointiert, wiederaufgenom-
men. Ähnlich hält es Otto Nagel, der zum
ersten Male in die Akademie gelangte, wirklich
ein Primitiver, vom Proletariat kommend. Er
fing tastend an; jetzt hat er eine aus der Tiefe
dringende Wucht einfachen Ausdrucks gefunden,
die außerordentlich ist. Niemand kann das Por-
trät seiner Mutter, das Nagel aus einer ganz
schlichten Anschauung heraus malte, niemand
das Bild mit dem Aufmarsch seiner Arbeiter am
Feierabend mit den bleich aus dunklem Grunde
hervorglühenden Gesichtern betrachten, ohne
ernstlich von diesenWerken ergriffen zu werden.

Juli 1927. 2

Es fehlt auch sonst nicht an Nachwuchs und
Jugend. Dazu gehört der junge Heinz Battke,
einer der begabtesten Schüler Hofers, der in
Stilleben und Porträts schon erkennen läßt, daß
er über die Schule seines Meisters zu eignem
Ausdruck hinauswächst. Dazu gehört weiter
Ernest Neuschul, der kürzlich schon in der
Galerie Nierendorf aufmerken ließ. Er muß sich
in Zucht nehmen, daß er nicht „zu viel kann".
Wenn er ein „Spießer"-Paar malt, so wird man
fast ängstlich, daß eine frühe Routine in die
Nähe des Genres gerate. Aber wie viel ange-
borene Feinheit des figürlichen Komponierens
und des farbigen Sehens steckt in dem Bilde!

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