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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Schürer, Oskar: Deutsche Kunst Düsseldorf 1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0238
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Deutsche Kunst Düsseldorf 1928

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WALTER KLEMM—WEIMAR

ein gleiches Weltgefühl in asketische Form
zwingt. Noch ein paar Ansätze sonst, aber
noch zu unausgesprochen, um hier vermerkt
werden zu dürfen. Versteht der Betrachter die
Akzente in dieser Richtung zu setzen, so ahnt
er, wohin unsere Kunst treibt.

Einzelanmerkungen seien noch gestattet.
Hof er hat sich im Landschaftsbild eine neue
Fülle erobert. Pechsteins Zeichnuogen sind
zwingend. Sein Blumenaquarell voll Ahnung der
Heutigen. Warum hat Paul Klee wieder nicht
sein eigenes Kabinett, das seine exzeptio-
nelle Kunst braucht, um voll zu wirken. Das
Tiefgeistige heutigen Sehens quillt bei Fei-
ninger spontaner, überzeugender als bei Kan-
dinsky. George Grosz hält in dem „Mäd-
chenbild" eine faszinierende Balance zwischen
Anklage und hoher Kunst. Hoerle vertritt hier
seinen begabten rheinischen Landsmann Max
Ernst. Seine Gestaltungen atmen eine mo-
derne Phantastik. Cesar Klein ist voller
Geist und voll heutigsten Formgefühls. Wie
könnten sie überzeugen, spürte man mehr Kraft
dahinter! So treibt er fast ins Spiel. Jankel

»SAALE-LANDSCHAFT«

Adler (Düsseldorf) hat Kraft. Seine absichtlich
groben Figurationen halten sich doch in einer
inneren Form. Ähnlich bei Kleinschmidt
(Berlin), dessen Derbheit von wirklicher Leiden-
schaft sanktioniert wird. Kaufmann (Düssel-
dorf) setzt in „Maler Gilles" ein starkes Porträt
hin. Hub e r (Wien) ist ein farbenfroher Erzähler,
aber doch nicht mehr. Fuhr (Mannheim)
kombiniert aus „Neuer Sachlichkeit" u. Utrillo
eine überzeugende eigene Note. De Peerdts
stille Kunst gräbt sich tief ein. Niederrheinische
Atmosphäre ist in Ciarenbachs (Düsseldorf)
feine Landschaften eingegangen. Hundt (Düs-
seldorf) hat Geist und Kultur.

Über Plastik wäre ein ganzes Buch zu schrei-
ben, sowohl über Grundsätzliches, als auch über
Praktisches, was hier gezeigt wird. Für beides
gilt: der Not der Skulptur, wie sie sich aus den
verschiedensten Zeitursachen ergibt, antwortet
ein reiches und durchschnittlich hochstehendes
skulpturales Schaffen. Auch die Betonung der
Skulptur in dieser Ausstellung möchte man als
Antwort auf die vorjährige Weißenhof-Ausstell-
ung buchen. Damals klagten die Bildhauer, daß
 
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