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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Eberle, Oskar: Hans von Matt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0329
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HANS VON MATT

Rainer Maria Rilke schreibt in seinem Rodin-
Buch : „Sehr früh schon hat man Dinge
geformt, mühsam nach dem Vorbild der vor-
gefundenen Dinge, man hat Werkzeuge gemacht
und Gefäße, und es muß eine seltsame Erfah-
rung gewesen sein, Selbstgemachtes so aner-
kannt zu sehen, so gleichberechtigt, so wirklich
neben dem, was war. Dieses Erlebnis war so
merkwürdig und so stark, daß man begreift,
wenn es auf einmal Dinge gab, die um seinet-
willen gemacht waren. Denn vielleicht waren
die frühesten Götterbilder Anwendungen die-
ser Erfahrung, Versuche aus Menschlichem und
Tierischem, das man sah, einNichtmitsterbendes
zu formen, ein Dauerndes, ein Nächsthöheres,
ein Ding. — Ein Ding, darin man das wieder-
erkannte, was man liebte, und das, was man
fürchtete, und das Unbegreifliche in alledem —

Dinge machen. Mit dem Stoff kämpfen, bis
ein Ding entsteht, — oder spielen? — Wer

weiß, wo die Grenze liegt zwischen Kampf und
Spiel. Aus einem Tier, aus einem Menschen,
aus einer Seele, oder aus einem Zustand, oder
aus einem Ausdruck ein Ding machen. Und
zwar Dinge, die wieder ihre eigene Existenz,
ihre Leben, ihre Seele haben. Dinge, darin man
das wiedererkennt, was man liebt und was man
fürchtet, und das Unbegreifliche. „Dinge, die
Gott selbst gemacht haben könnte unter Um-
ständen", wie Rilke anderswo sich ausdrückt.

Aus einem Ausdruck ein Ding machen. Der
Ausdruck spielt in der Kunst Hans von Matts
eine eigene Rolle. Er ist ihm nicht Selbst-
zweck wie dem Expressionisten, aber auch nicht
zwecklos wie dem Kubisten, sondern Stoff,
gerade so wie andern farbiges Licht, oder das
Spiel von Hell und Dunkel, oder die Bewegt-
heit der Oberfläche. Der Ausdruck ist ihm,
was dem Musiker das Thema: eine formale
Richtlinie, die bis in jedes Detail hinaus spür-

XXXIII. Febrnar 1930. i "
 
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