Neue Innenräume von Josef Hoff mann
josef hoffmann—wien »stiege in der halle«
treppenförmig gemusterten Seide bespannt, auf W70HN-REGIE DES HEUTIGEN ARCHI-
der die Chippendale-Möbel des Besitzers gut \N TEKTEN. Der Architekt von ehedem,
zur Geltung kommen. der eine Wohnung einzurichten hatte, fragte in
Die Bibliothek mit den eingebauten Bücher- der Regel — Ausnahmen bestätigen sie nur —:
kästen besteht ganz aus Zebranoholz, dessen Wie statte ich diese Räume mit neuen reizvollen
malerische Maserung gleichsam von oben nach Formen aus? Der Architekt von heute fragt
unten oder unten nach oben zu fließen scheint. sich, vor die gleiche Aufgabe gestellt: Wie
Das Herrenzimmer, das eine halbrunde Fenster- mache ich diese Räume am besten bewohnbar,
wand besitzt, ist ganz mit Nußholz belegt. Das wie gestalte ich sie am wohnlichsten? Er
glänzende Braun der Täfelung bildet mit dem geht von anderen Voraussetzungen aus, ihm
gedämpften Grün des an der Breitseite des Rau- sind nicht die „Formen" das Wichtigste, sondern
mes aufgehängten vlämischen Bildteppichs eine das „Wohnen", die „Wohnlichkeit",
prachtvolle Harmonie. Seinen besonderen Cha- Kein „Formen"-Programm bestimmt deshalb
rakter erhält der Raum durch den in barockem die Einrichtung der neuen Wohnung, sondern
Schwünge ausgreifenden Kronleuchter, der aus es wird ihr gewissermaßen ein Regie-Plan
einem flimmernden Gefüge von Glaskugeln be- zugrunde gelegt, welcher die vom Architek-
steht. Sein Körper wird von einem Metallreifen ten durch Intuition, Beobachtung und Versuch
mit schwebenden Gestalten umschlossen. gewonnenen Einsichten in das, was für den
Die Anlage und Ausführung des Hauses Panzer modernen Menschen eben die „Wohnlichkeit"
atmet etwas von jener großbürgerlichen Da- ausmacht, verwertet. — Änderungen in den
seinsfreude, die ihre Gegenstücke am ehesten „Formen" ergeben sich dabei ohne Zwang und
im hanseatischen Kulturkreise findet. . . . w. b. Willkür, ganz von selbst. . . dr. alfred wenzel.
josef hoffmann—wien »stiege in der halle«
treppenförmig gemusterten Seide bespannt, auf W70HN-REGIE DES HEUTIGEN ARCHI-
der die Chippendale-Möbel des Besitzers gut \N TEKTEN. Der Architekt von ehedem,
zur Geltung kommen. der eine Wohnung einzurichten hatte, fragte in
Die Bibliothek mit den eingebauten Bücher- der Regel — Ausnahmen bestätigen sie nur —:
kästen besteht ganz aus Zebranoholz, dessen Wie statte ich diese Räume mit neuen reizvollen
malerische Maserung gleichsam von oben nach Formen aus? Der Architekt von heute fragt
unten oder unten nach oben zu fließen scheint. sich, vor die gleiche Aufgabe gestellt: Wie
Das Herrenzimmer, das eine halbrunde Fenster- mache ich diese Räume am besten bewohnbar,
wand besitzt, ist ganz mit Nußholz belegt. Das wie gestalte ich sie am wohnlichsten? Er
glänzende Braun der Täfelung bildet mit dem geht von anderen Voraussetzungen aus, ihm
gedämpften Grün des an der Breitseite des Rau- sind nicht die „Formen" das Wichtigste, sondern
mes aufgehängten vlämischen Bildteppichs eine das „Wohnen", die „Wohnlichkeit",
prachtvolle Harmonie. Seinen besonderen Cha- Kein „Formen"-Programm bestimmt deshalb
rakter erhält der Raum durch den in barockem die Einrichtung der neuen Wohnung, sondern
Schwünge ausgreifenden Kronleuchter, der aus es wird ihr gewissermaßen ein Regie-Plan
einem flimmernden Gefüge von Glaskugeln be- zugrunde gelegt, welcher die vom Architek-
steht. Sein Körper wird von einem Metallreifen ten durch Intuition, Beobachtung und Versuch
mit schwebenden Gestalten umschlossen. gewonnenen Einsichten in das, was für den
Die Anlage und Ausführung des Hauses Panzer modernen Menschen eben die „Wohnlichkeit"
atmet etwas von jener großbürgerlichen Da- ausmacht, verwertet. — Änderungen in den
seinsfreude, die ihre Gegenstücke am ehesten „Formen" ergeben sich dabei ohne Zwang und
im hanseatischen Kulturkreise findet. . . . w. b. Willkür, ganz von selbst. . . dr. alfred wenzel.