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Bayer, August von [Ill.]
Denkmale der Kunst & Geschichte des Heimathlandes: Die Burg Steinsberg im Kraichgau gen. Der Weiler — [Karlsruhe], 1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.12546#0003
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Der „Strittstwfl"

In unserm Heimathlande, im Kraichgaue, hart über dem bei Sinsheim liegenden Dorfe
Weiler und auf der höchsten der dortigen Bergkuppen (1118' über dem Mittelmeere) steigt
ein uralter aus mächtigen Keupersandsteinquadern erbauter und noch gut erhaltener Thurm
hoch aus einem dreifachen Ringwalle bereits stark zerstörter Mauern empor, und schaut
heute noch fest und die ganze Gegend beherrschend hinaus, über Thäler, Hügel und Berge,
über Städte, Dörfer und Höfe, über Flüsse und Ströme bis in die fernen glänzenden
Vogesen, die Rheinlande, den Schwarzwald, die rauhe Alp, und die duftigen Höhenzüge
des Odenwaldes.

Aber auch ihn, diesen Riesenbau, erblickt hinwieder des Wanderers Auge — auch
unbewaffnet — schon aus weiter Ferne, wie er hoch am Himmel dunkel sich abzeichnet
und einem ewigen Werke gleich zum unwandelbaren Wahrzeichen der ganzen weitum-
gränzten Gegend dienet.

Dies ist der „Steiüsberg" oder wie ihn das Volk nennt, der „Weiler Thurm", jene Veste
unserer heimischen Gauen, welche schon mehrfach Gegenstand einer kritischen Polemik
war; in welcher — wenigstens in deren Kerne, dem Thurme und seinem Mantel—Mone,
v. Krieg und andere ein römisches Bauwerk, ja das bedeutendste römische Kriegsbaudenk-
mal im Lande, — Pfarrer Wilhelmi dagegen einen deutschen Kaiserbau, andere wieder ein
Werk aus der Zeit der austrasischen Herrschaft erblicken.

Durchdrungen nun einerseits von der hohen geschichtlichen Bedeutsamkeit dieses sowohl
durch die Mächtigkeit seiner Erscheinung wie durch die Sorgfalt seines Gefüges und die
eigenthümliche innere Organisation ausgezeichneten Denkmales, das weder jede Zeit noch
gewöhnliche Kräfte aufzubauen im Stande waren, — und andererseits den Verpflichtungen
eines Alterthums-Vereins Rechnung tragend, welcher die Werke der Vorfahren der Wis-
senschaft durch Darstellungen dienstbar zu machen hat, war ich bereits seit Jahren um
diesen hier vorliegenden Stoff bemüht und übergebe nun das Resultat meiner diessfallsigen
Thätigkeit in den fünf hier mitfolgenden Tafeln, welchen nächsten Herbst noch eine aus-
führliche Beschreibung und technische Kritik nachfolgen wird, als diesjährige Vereinsgabe
der Oeffenllichkeit.

Meine Aufnahme ist streng und correct bis in die geringste Einzelheit, selbst bis auf
das Steingefüge und die Höhen der Schichten. — Sie ist gleichzeitig möglichst erschöpfend,
indem neben dem messbaren, auch dem bildlichen Theile Raum gegeben ist.

Mone wünscht Pag. 274 des ersten Bandes seiner gediegenen badischen Urgeschichte
eifrigst eine vollständige Untersuchung und die Herausgabe des „Steinsberges". Hier ist
sie. Möge sie Licht bringen zur endlichen Lösung der Frage ob Römisch, ob Deutsch!

Baden, am 1. Juli 1851.

A. v. Bayer.
 
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