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links bekrönt ihn Victoria, welche sich in ihrer kompli-
zierten Körperdrehung an den Tugendhelden schmiegt. Ihre
Scham ist nur durch einen * Zipfel’ Stoff bedeckt, ansonsten
präsentiert sie dem Betrachter ihre ganze Weiblichkeit. Die
Präsentation ihrer Körperhaftigkeit ist - laut Evers - ein
Verweis auf die im Menschen lauernden Leidenschaften, zumal
sich das Böse bisweilen in der Gestalt des Guten zeigt.108

"(...) dieser Keld wurde zwar gekrönt, war aber dem
geschmeidigen Weib mit Auge und Hand so nahe, als
suchte er nicht den Sieg, sondern eher den Lohn der
blonden Huld.”109

Es entsteht der Eindruck, als lehne sich Victoria an den
Tugendhelden, der merkwürdig gedankenverloren dasteht. Eine
Vorlage für die Umarmung der Victoria durch den Helden kann
innerhalb einer Bekrönungsszene nicht angeführt werden.
Erich Hubala verweist als Zitat für die Figur der Victoria
auf die Peitho aus der ’Aldobrandinischen Hochzeit’ (Rom,
Vatikan), die Rubens während seines Italienaufenthaltes
studiert hat.110 Ihre in sich gedrehte Körperhaltung mit dem
übergreifen des rechten Armes zur linken Seite findet sich
als Grundform in der Figur der Victoria wieder.

Die Überwindung der Trunksucht wird durch den Tugendhelden,
der siegesbewußt seinen rechten Fuß auf einen bäuchlings am
Boden liegenden Satyr stellt, verdeutlicht. Der Satyr ist
durch die um den Kopf geschlungene Weinranke und den Wein-
krug als Vertreter des Gefolges des Bacchus charakteri-
siert .

Marjon van der Meulen verweist in diesem Kontext auf eine
heute verschollene Gemme, die sich ehemals in Rubens Besitz
befunden hat und Herkules, von Minerva gekrönt, dar-
stellte.111 Nachweisbar ist die Gemme lediglich durch die

108) Vgl. Seneca, 4. Bd., Brief 120,8, S. 789.

109) Bvers, 1942, S. 179.

110) Das Wandgemälde wurde 1605/06 ln Rom gefunden und wurde nach dem ersten Besitzer,
Kardinal Cinzio Aldobrandini, benannt, vgl. Hubala, Ernst: Peter Paul Rubens: Der
Krieg« ln: Argo. Festschrift für Kurt Badt, Köln 1970, S. 286f., mit Abb..

111) Vgl. Heulen, Marjon van der: Petrus Paulus Rubens Antiquarlus Collector and Copist
of Antique Gems, Alphen/Rijn 1975, 8. 100 u. 111.
 
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