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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0084
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ν. Dobschütz, Christusbilder.

und zwar, wenn wir den Ausdruck „abwischen" l) pressen dürfen,
durch das Abtrocknen seines feuchten Gesichtes — ganz wie es
die jüngere Legende von Kamuliana uns bereits kennen ge-
lehrt hat.

Es ist diese Erwähnung einer Achiropoi'ite in Memphis bei
dem lateinischen Pilger des 6. Jahrhunderts übrigens die einzige,
welche uns diesen Glauben auch für Ägypten bezeugt. So sehr
die Bilder in der Kirchenprovinz des Kyrill verehrt wurden, nir-
gends begegnet — meines Wissens — sonst bei den Kopten die
Behauptung, dass ein Bild übernatürlichen Ursprunges sei.2) Wir
haben es hier wohl mit griechischen Einflüssen zu thun, und es
ist bezeichnend, dass die einzige Nachricht aus der 2. Hälfte
des 6. Jahrhunderts stammt, fast der gleichen Zeit, in der die
Gruppe der Bilder von Kamuliana auftaucht.

2. Die römische Christus-Achiropoi'ite.

Als das Patrimonium Sancti Petri von dem Langobarden
Aistulf hart bedrängt ward, Hess Papst Stephan IL nicht nur die
mannigfachen Fäden der Politik spielen, um dem drohenden An-
sturm auf Rom vorzubeugen; er versäumte nicht den Schutz Gottes
für die ewige Stadt durch allerlei Bussübungen und Bittgänge
zu erflehen. So zog er auch — wie das Papstbuch3) berichtet -—
im Jahre 752 eines Tages in feierlicher Prozession, von einer
grossen Volksmenge geleitet, barfuss mit Asche auf dem Haupte
hin zu der Kirche der. Gottesmutter ad Praesepem. Viele kost-
bare Reliquien wurden im Zuge mitgeführt, vor allen Dingen aber
„das hochheilige Bild des Herrn, unsers Gottes und Erlösers,

1) tergere ist wohl Wiedergabe von άπομάττβιν.

2) Ein strikter Beweis e silentio ist natürlich nicht zu erbringen.
Ich habe das zweibändige Werk von A. J. Butler, the ancient coptic
churches of Egypt. Oxf. 1884, und das höchst instruktive Quellenwerk: Abii
Sälih, Churches and monasteries of Egypt, ed. Evetts and Butler, Anecdota
Oxoniensia, Sein. Ser. VII, 1895 (vgl. dazu A. Socin im Lit. Centr. Blatt.
1895, No. 33, Sp. 1306) daraufhin vergeblich durchgesehen.

3) Belege 2a. Interessant zu beobachten ist, wie der hier und noch
bei Sigonius (2f) völlig gewahrte Zusammenhang mit der Langobarden-
not bei den Polemikern der Reformationszeit vertauscht wird mit dem
Cesichtspunkt einer Demonstration gegen den byzantinischen Bildersturm:
vgl. ζ. B. Schenk von Tautenburg.
 
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