4
rZQ V ( o ) V__
Ursachen seiner Verdammung zwar Haffen, und
fliehen, aber die unreinen Begierden seines Hertzens,
weil er sie für keine Sünden ansiehet, wird er nicht
bereuen, noch deßwegen sich vor GOtt schuldig ach-
ten; Und so bleibet die bittere Wurtzel der Sünden,
und verhindert die wahre Buffe. Jener im Tem-
pel bätende Pharisäer stehet davon zum Beweiß-
thum: Der war in den Gedancken: weil er kein
Räuber, Ungerechter, Ehebrecher, oder wie der bey
ihm stehende Zöllner zu äusserlichen Sünden-Tharen
verfallen wäre, so hätte er keine Sünde; da doch
sein Hertz voll Hochmuth, Heucheley, Verachtung
des Nächsten und anderer bösen Begierden war.
l-uc. 18, n. Und diese eitele Einbildung hinderte
in ihm die wahre Buffe; Da im Gegentheil der
Zöllner, der seine Nichtigkeit und Muchwürdigkeit
lebendig erkennete, und deßwegen auch seine Augen
nicht gen Himmel aufheben wokte, gerechtferrrgec
für jenem in sein'Hauß hinab gieng. vers 14.
In diesem Pharisäer, Pater! findet ihr euch mit le-
bendigen Farben abgeschildert; betrachtet ihn nur
recht, damit ihr euch selber kennen lernet.
§. 4- Ihr hingegen tünchet mit losem Kalck, und
wann ihr Sünder trösten wollet, muffet ihr sie ohne
Grund trösten. Ich kan es euch leicht zeigen, wann
ich nur die vorige Schluß-Rede umkehre: Wer
den Sünder tröstet, ehe er ihn zur gründlichen Er-
kanntniß seines Sünden-Elends gebracht hat, trö-
stet ihn ohne Grund. Nun aber suchet ihr die
Menschen nicht allein nicht zur gründlichen Erkänt-
mß ihres Sünden-Elends zu bringen, sondern haltet
sie vielmehr davon ab: indem ihr viele Sünden für
gerin-